Auf einen Blick
- Golden Globes werden verliehen. Schweizer Film für bestes Drama nominiert
- Tim Fehlbaum thematisiert Geiselnahme bei Olympia 1972 aus Medienperspektive
- Meistnominierter Film: Musical «Emilia Pérez» mit 10 Nominierungen
In der Nacht auf Montag werden im kalifornischen Beverly Hills die 82. Golden Globes verliehen, vergeben durch rund 330 Unterhaltungsjournalistinnen und -journalisten aus 85 Ländern. Die Globes sind jeweils der beste Gradmesser für die Oscarverleihung Anfang März. Im Schnitt werden 80 Prozent der Gewinner auch für die Oscars nominiert. Der erste Schweizer Sieg datiert von 1947 mit dem Flüchtlingsdrama «Die letzte Chance» von Leopold Lindtberg (1902–1984). Und auch 2025 ist ein Triumph möglich.
Nominiert ist der Basler Tim Fehlbaum (43) mit «September 5 – The Day Terror Went Live» in der Hauptkategorie «Bestes Drama», als erste Schweizer Produktion überhaupt. Das Werk läuft kommenden Donnerstag in den Schweizer Kinos an und thematisiert die Geiselnahme israelischer Sportler durch palästinensische Terroristen während der Olympischen Spiele in München 1972. Bekannt ist Fehlbaum bisher durch die beiden Endzeit-Thriller «Hell» 2011 und «Tides» 2021.
Fehlbaums Idol ist Oliver Stone
Die Geschehnisse von 1972 wurden bereits mehrfach verfilmt, so 2005 unter dem Titel «Munich» von Steven Spielberg (78). Doch dieser 5. September sei ein «historisch so wichtiger Tag, dass darüber nicht genug gesprochen werden könne», wie Fehlbaum in einem aktuellen Agentur-Interview sagt.
Fehlbaum begründet die Notwendigkeit seiner Version aber vor allem mit einer neuen Optik auf den Stoff. «Unser Film ist eigentlich ein Film über den Wendepunkt in der Mediengeschichte», sagt er. «Wir zeigen die Ereignisse aus der Sicht einer Gruppe von ABC-TV-Journalisten, die an diesem Tag den Wechsel von der Sport- zur Krisenberichterstattung vollziehen müssen. Sie müssen spontan und unter Zeitdruck entscheiden, ob und wie sie über den Überfall berichten. Wie berichtet man über Krisen? Wir alle sollten unseren eigenen Konsum von Medien und unsere Perspektive darauf hinterfragen.»
Der Hang zur Mischung von Originalaufnahmen und inszenierten Szenen erklärt sich aus der Vergangenheit von Fehlbaum. Als einen der prägendsten Filme seines Lebens bezeichnet er «JFK» von US-Regisseur Oliver Stone (78), den er als Teenager erstmals sah. Stone wurde nicht nur bei diesem Werk vorgeworfen, etwas sehr frei mit Fakten umzugehen und nicht sauber zu kennzeichnen, was wirklich passiert und was fiktional sei.
Hier ist Fehlbaum deutlich klarer. «Die grösste Fiktion bei uns ist wahrscheinlich der Zeitrahmen. In Wirklichkeit hat sich das Attentat über 22 Stunden erstreckt. Wir verdichten das Geschehene, da sind Fiktionen unvermeidbar. An gewissen Punkten haben wir uns unsere künstlerische Freiheit genommen, aber im Grossen und Ganzen wollten wir das Geschehene so authentisch wie möglich erfahrbar machen.»
Zudem betont er auch in der Wochenpublikation «Die Zeit»: «Ich habe keinen Film über die politischen Hintergründe des Anschlags gemacht. Sondern darüber, wie die Technik und die Medien unseren Blick auf die Welt verändern.»
Auch Deutschland hofft auf einen Globe
Für die Gala-Verleihung im Hotel Beverly Hilton ist der rote Teppich schon ausgerollt. Mit Nikki Glaser (40), bekannt aus «Dating Queen» mit Amy Schumer (43), moderiert erstmals eine einzelne Frau. Letztes Jahr hatte Komiker Jo Koy (53) mit anzüglichen Witzen für peinliche Momente gesorgt. Die Show beginnt um 2 Uhr europäische Zeit und ist in der Schweiz auf Paramount+ zu sehen.
Meistnominierter Film ist das Musical «Emilia Pérez» von Jacques Audiard (72) mit Nennung in zehn Kategorien, gefolgt von «Der Brutalist» und «Konklave» mit sieben respektive sechs Nominierungen, die beide als härteste Konkurrenten von «September 5» gelten.
Auch Deutschland hofft auf einen Globe. In der Kategorie «Bester fremdsprachiger Film» läuft «Die Saat des heiligen Feigenbaums» des nach Deutschland geflohenen Iraners Mohammad Rasoulof (52).
Und Komponist Hans Zimmer (67) ist bereits zum sechzehnten (!) Mal nominiert, diesmal für seine Musik zu «Dune: Part Two». Für den ersten Teil des Films hatte er 2022 seine dritte und bisher letzte Trophäe gewonnen.
Bei den Serien ist «The Bear: King of the Kitchen» fünf Mal vorgeschlagen, «Only Murders in the Building» und «Shogun» je vier Mal. Zum Massstab: Grösster Abräumer 2024 war Christopher Nolans (54) Film «Oppenheimer» mit fünf Erfolgen.
Die Siegerinnen und Sieger gehen aber nicht nur mit einer Trophäe nach Hause, sondern erhalten auch eine unscheinbare braune Tasche. Spektakulär ist dafür deren Inhalt mit Geschenken im Wert von einer Million US-Dollar. Darunter sind Gutscheine für teure Bordeaux-Weine, für eine Luxusreise zu den Koralleninseln Turks & Caicos und für ein Stammzellen-Facelifting beim Hollywood-Schönheitschirurgen Simon Ourian. Zuerst die Sünde, dann die Generalüberholung.