Film «Smile» bricht Rekorde
Ein Horrorlächeln in aller Munde

Der Horrorthriller «Smile» schlägt bei minimalem Budget Besucherrekorde. Warum böses Lachen und fieses Lächeln so angsteinflössend sein können.
Publiziert: 31.10.2022 um 09:18 Uhr
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Aktualisiert: 31.10.2022 um 11:35 Uhr
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Spielte bei einem Budget von circa 17 Millionen Franken 170 Millionen Dollar ein: Horrorfilm «Smile».
Foto: Collection Christophel via AFP
Silvia Tschui

Umgerechnet rund 170 Millionen Franken hat der Horrorstreifen «Smile» bislang eingespielt, bei Produktionskosten von – für Filmverhältnisse bescheidenen – 17 Millionen. Paramount Pictures und Autor und Regisseur Parker Finn können sich ins Fäustchen lachen – haben sie doch mit einem uralten Effekt Millionen gescheffelt. Der ist so alt, der hat schon einen Bart.

Man denke in jüngster Zeit etwa an den fratzenhaft grinsenden «Joker» mit Joaquin Phoenix (48) in der Hauptrolle. Oder, für etwas ältere Semester, Tim Curry (76) als böser Clown Pennywise in «Es», der blutgefrierenden Stephen-King-Verfilmung, die Generationen von Kindern nachhaltig traumatisiert hat.

Auch die haben aber das Rad nicht erfunden: «Muah-ha-haaa!» – das böse Lachen war schon ein Thema in Film und Literatur, da lagen sowohl die Zuschauer von «Smile» als auch die von «Es» noch nicht mal in ihren Windeln. Schon 1743 ist die Wortkombination «sardonisches Lachen» zum ersten Mal in der Literatur nachgewiesen – im englischsprachigen Kompendium «The Guardian». Seither haben sich Bösewichte in Literatur, Film und in Comicbüchern durch fieses Lachen hervorgetan: Man denke nur etwa an das «Harr Harr» von Kater Karlo.

Menschliche Föten und Tiere können lachen und lächeln

Doch warum ist «böses Lachen» oder, im aktuellen Fall, ein furchteinflössendes Lächeln, ein solch erfolgreiches Gruselelement? Eigentlich gilt Lachen und Lächeln ja als verbindend, entspannend – und sogar ein falsches, aufgesetztes Lächeln verbessert wissenschaftlich nachgewiesen die eigene Stimmung. Lächeln ist so wichtig, dass es bereits Föten im Mutterleib zeigen – und auch in der Tierwelt lächeln mindestens 65 Spezies, wie eine Metastudie der Universität von Kalifornien aus dem Jahr 2021 zeigt. Es funktioniert sogar als Zeichen: Lächelnd mit Herzchen ist das am häufigsten versandte Emoji überhaupt.

Böses, unheimliches Lachen ist von der Psychologie erforscht: So zeigt eine Studie der US-Psychologieprofessorin Pamela K. Smith von der San-Diego-Universität in Kalifornien aus dem Jahr 2016, dass anders lacht, wer einen höheren sozialen Status aufweist: lauter, dominanter, häufiger. Kein Wunder, lachen also Superschurken, die die Welt beherrschen wollen, oder Monster, die ein Opfer dominieren wollen, extra laut und aufdringlich.

14 Arten, zu lächeln – nur eine davon ist echt

Beim Lächeln ist die Studienlage etwas dünner. Aber dass Menschen «falsch» lächeln, um dem Gegenüber Wohlwollen vorzutäuschen, ist bereits Mitte der 1850er-Jahre dem französischen Neurologen Guillaume-Benjamin Duchenne (1806–1875) aufgefallen. Ein «Duchenne-Lächeln» bezeichnet das Lächeln, bei dem sich auch die Augenmuskulatur zusammenzieht – spätere Forscher zeigen, dass dies die einzige Art zu lächeln ist, bei dem auch die Regionen im Hirn aktiv sind, die für Fröhlichkeit und Glücksgefühle zuständig sind. Und es gebe 13 weitere Arten, zu lächeln – alle «unecht». Dass man also ein Lächeln, das einem geschenkt wird, immer auch als nicht echt ansehen muss, könnte der Grund sein, dass Lächeln nicht nur nett und aufmunternd, sondern eben auch als unheimlich angesehen werden kann – so wie im Horrorfilm «Smile».

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