Erfolgsregisseur Pierre Monnard im Porträt
Der Mann mit dem goldenen Händchen

Was der Freiburger Regisseur Pierre Monnard in letzter Zeit auch anfasst, wird ein Erfolg. Bekannt geworden durch die Serie «Wilder», landete er mit «Platzspitzbaby» einen Kinohit und ist für seinen aktuellen Film «Bisons» gleich sechsfach für den Filmpreis nominiert.
Publiziert: 21.03.2024 um 20:24 Uhr
1/12
Freiburger in Zürich: Regisseur Pierre Monnard, aufgenommen bei der Schiffsstation in Thalwil ZH, lebt seit 20 Jahren hier.
Foto: Keystone
RMS_Portrait_AUTOR_720.JPG
Jean-Claude GalliRedaktor People

Pierre Monnard (48) ist der Mann der Stunde. Für das Drama «Bisons» ist er beim Schweizer Filmpreis gleich in sechs von dreizehn Kategorien nominiert. Daneben hat der Freiburger letzte Woche die Dreharbeiten zu «Winter Palace» abgeschlossen, der ersten TV-Serie, die in Zusammenarbeit mit Netflix und dem Westschweizer Fernsehen RTS entsteht und Ende 2024 zu sehen ist. «Ich bin sehr müde und glücklich, es war ein riesiges Abenteuer», sagt Monnard zu Blick.

«Bei der Abschlussfeier war ich aber auch etwas traurig. Wenn die letzte Klappe gefallen ist und man Abschied von der Crew nimmt, ist es immer, als würde man seine Familie verlassen.» Zur Arbeit mit dem Streaming-Riesen findet Monnard nur lobende Worte: «Die Leute haben eine grosse Erfahrung, was international funktioniert. Gleichzeitig legen sie grossen Wert auf Swissness. Denn die Serie soll auch beim Schweizer Publikum ankommen.»

Monnard entdeckte Valvini im Schwingklub

«Bisons», mit dem Monnard diesen Freitag in Zürich auf Preise hofft, ist noch schweizerischer, was die Themenwahl und das Personal angeht. Ein junger Bauer und Schwinger duelliert sich in illegalen Boxkämpfen. Der Erlös soll seiner Familie die Rettung des verschuldeten Hofes ermöglichen. Besonders gefreut haben Monnard die Nominationen für Karim Barras (51) und Maxime Valvini (29), die die zwei Brüder verkörpern. «Für Maxime ist es der erste Film überhaupt und er ist kein Schauspielprofi.»

Monnard lernte Valvini bei einer Castingtour im Schwingklub Carouge kennen. «Er wollte die Rolle unbedingt. Er konnte die meisten Kampfszenen selber spielen. Ich hatte zwar immer Angst, dass er sich verletzt. Doch alles ging gut.»

«Ich bin direkt neben einem Kino aufgewachsen»

Für Monnard ist der Film auch eine Rückkehr in seine Heimat und Kindheit. «Ich bin im ländlichen Teil des Kantons Freiburg aufgewachsen. In meiner Familie gibt es viele Bauern. Ich liebe diese Welt und konnte sie bei meiner Arbeit schon für die SRF-Serie ‹Neumatt› beleuchten. In den letzten dreissig Jahren hat sich dieser Kosmos extrem verändert. Viele Höfe sind verschwunden und Familien kämpfen mit Geldproblemen.»

Selber geschwungen hat Monnard nie. «Doch Schwingen gehört zu unserer Kultur, und ich mag Traditionen. Im Kanton Freiburg gibt es Tausende davon. Ich lebe nun seit über 20 Jahren in Zürich, besuche aber meine Eltern regelmässig. Und am dritten Sonntag im Oktober feiere ich in Zürich mit Familie und Freunden jeweils die Freiburger Metzgete ‹Bénichon›.»

Der Weg zum Film zeichnete sich für Monnard früh ab. «Ich bin unmittelbar neben dem Kino ‹Sirius› in Châtel-Saint-Denis aufgewachsen, das noch heute existiert.» Monnard studierte Filmgeschichte in Lausanne und absolvierte eine Filmschule in England. Danach war er zehn Jahre lang als Werbe- und Musikvideofilmer tätig. «Das war eine gute Grundlage.»

Grosser Durchbruch mit «Wilder» und «Platzspitzbaby»

Einem breiten Publikum wurde Monnard ab 2017 mit der SRF-Serie «Wilder» und dem Filmhit «Platzspitzbaby» bekannt. In seinen Werken zeigt er oft auch düstere Charaktere. «Ich möchte Aussenseitern eine Stimme geben und Dinge beleuchten, die man oft ausblendet. Ich finde jene Bilder abseits von Postkartensujets spannender.»

Monnard ist am Freitag persönlich in Zürich dabei. «Ich kenne die meisten der Nominierten und freue mich auf den Abend, egal, wer gewinnt.» Die Kontroverse um den Akademie-Austritt von Michael Steiner (54) hat er natürlich mitbekommen. Steiner regte sich über die angeblich zu einseitige Verteilung der Nominationen in die welsche Schweiz auf.

Dazu sagt Monnard: «Meiner Meinung nach gibt es in der Filmszene keinen Röstigraben. Ich kenne Michael gut. Er mag die Provokation. Und wir lieben ihn dafür, dass er seine Meinung sagt. Aber Fakt ist, dass nur 22 Prozent der Mitglieder Romands sind. Ich denke, diese Häufung an Nominationen ist Zufall. Und jedes Jahr ist anders.»

Nun kommt Betty Bossi

Monnard schaut jedenfalls weiter vorwärts, aktuell auf einen Film über Betty Bossi. «Wir möchten noch dieses Jahres mit dem Drehen beginnen.» Geplant ist ein Biopic über die Werbetexterin Emmi Creola-Maag (1912–2006), die die Figur in den 1950er-Jahren erfunden hat. «Das wird eine Art feministische Version von ‹Mad Men›. Die Werbeszene war damals von Männern dominiert. Was sie kreierte, war genial und hat bis heute Einfluss auf unser tägliches Leben. Als ich ein Student war und plötzlich allein vor einem Kochherd stand, war ich auch froh um Betty Bossi.»

Gespielt wird sie von Sarah Spale (43), mit der Monnard besonders gerne zusammenarbeitet. «Ich hoffe sehr, dass der Film zustande kommt. Aber wie sagt man so schön: Du sollst das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist. Das gilt auch für den Filmpreis.»


Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?