Am 17. November 2017 erschien «Justice League». Ein Film, der zeigt wie Kult-Helden wie Batman (Ben Affleck, 48), Superman (Henry Cavill, 37) und Wonder Woman (Gal Gadot, 35) sich im Kampf gegen einen gemeinsamen Feind zusammenschliessen, war eigentlich ein programmierter Hit. Doch sowohl Kritiker wie auch Fans zerrissen den Möchtegern-Blockbuster.
Verantwortlich dafür dürfte die holprige Produktion von «Justice League» gewesen sein. Nach der enttäuschenden Performance von dem Vorgänger-Film «Batman v. Superman» waren die Studio-Bosse unzufrieden mit Regisseur und DC-Universum-Mastermind Zack Snyder (55). In den letzten Phasen der Produktion ersetzten sie ihn schliesslich mit seinem Marvel-Konkurrenten Joss Whedon (56), Snyder behielt aber Mitspracherecht. Bis ihn der Suizid seiner Tochter zwang, zurückzutreten und Whedon ganz übernahm.
«Justice League» als Frankenstein
Das Resultat war ein Frankenstein-Monster von einem Film. Whedons lockerer Stil biss sich mit Snyders düsterer Vision – und am Ende war niemand zufrieden. «Justice League» brach nicht nur Superhelden-Fans das Herz, sondern kostete sein Studio Warner Bros. umgerechnet über 100 Millionen Franken.
Doch damit ist die Geschichte des Filmes noch nicht erzählt. Denn nach der Enttäuschung begannen Comic-Liebhaber damit, sich unter #releasethesnydercut zu vereinen und um die Veröffentlichung von Snyders ursprünglicher Version zu kämpfen. Flugzeug-Banner, durch Spenden gekaufte Werbeanzeigen am Times Square in New York und Twitter-Kampagnen: Jahrelang machten die Fans auf ihren Wunsch aufmerksam.
Superhelden-Action auf Streaming-Portalen
Am 20. Mai 2020 bekamen die Film-Aktivisten dann die Belohnung für ihren Einsatz. Snyder selbst verkündete, dass er seinen eigenen Schnitt fertigstellen und auf dem US-Streaming-Portal HBO Max veröffentlichen wird.
Jetzt ist «Zack Snyder's Justice League» endlich hier. Auf eine Rückkehr von Batman und Co. auf der grossen Leinwand müssen Fans aber unter anderem wegen der Corona–Krise verzichten. In der Schweiz kann man sich den ehemaligen Flop ab dem 1. April exklusiv auf der Streaming-Plattform Sky anschauen. Und das sollte jeder Superhelden-Film-Liebhaber tun.
Denn Zack Snyders Version der «Justice League» ist um längen besser als die seines Kollegen Joss Whedon. Der versuchte auf Geheiss der Studio-Bosse, sich mit farbiger Optik und zahlreichen Sprüchen so weit von Snyders vorherigen Werken zu entfernen, wie nur möglich. Doch Batman muss nicht lustig sein. Oder besser gesagt: Er darf es nicht. Snyders Hang zu düsterem Pathos passt weitaus besser zu den Helden aus dem DC-Universum als der Möchtegern-Marvel-Verschnitt, den Whedon versuchte zusammen zu zimmern.
Zugegeben: Vier Stunden Laufzeit ist exzessiv. Doch da die meisten Zuschauer die Vorgeschichte von Helden wie The Flash (Ezra Miller, 28) oder Cyborg (Ray Fisher, 33) noch nicht kennen, macht die Länge grösstenteils Sinn. Während in der Version von 2017 Motivationen, Ziele oder Hintergründe gar nicht erst erörtert wurden, hat die Handlung hier Zeit, sich zu entfalten. So bekommt etwa Bösewicht Steppenwolf (Ciarán Hinds, 68) nicht nur visuell ein ordentliches Upgrade. Auch seine neue Hintergrundgeschichte macht den Ausserirdischen um einiges interessanter.
Cyborg wird zum Herzstück des Filmes
Am meisten profitiert Cyborg von der längeren Laufzeit. Während Joss Whedon den Roboter-Mann grösstenteils nur als glorifizierte Szenen-Dekoration verwendete, wird der Superheld hier zum Herzstück des ganzen Films. Das dürfte auch Schauspieler Ray Fisher freuen. Denn die gelungene Performance des US-Amerikaners verdient es, in ganzer Pracht gesehen zu werden.
«Zack Snyder's Justice League» ist also ein kleines Hollywood-Wunder. Nicht nur schaffte es der Schnitt des Regisseurs, nach jahrelangem Drängen der Fans das Licht der Welt zu erblicken. Er wird den hohen Erwartungen auch grösstenteils gerecht. Ein Triumph, der am Ende doch leicht bitter schmeckt. Denn auch wenn Snyders Superhelden-Filme immer umstritten waren, war es seine Vision, die das ganze geteilte DC-Universum zusammen hielt. Eine Vision, die mit «Zack Snyder's Justice League» nun ihr vorzeitiges Ende findet.
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