Still und leise hat Isabella Schmid kürzlich ihren 50. Geburtstag gefeiert. Das ist kein Grund für sie, ihr Leben zu drosseln, ganz im Gegenteil. Die Schauspielerin hätte lieber mehr Stunden am Tag – für all ihre Projekte und für mehr Musse. Sie verrät, wovon sie noch träumt und warum eine Traumhochzeit durchaus noch möglich ist.
BLICK: Grosse Feiern gibts momentan keine … Wer hat mit Ihnen die Kerzen ausgeblasen?
Isabella Schmid: Stimmt da war ja noch was. Es gab tatsächlich weder einen Kuchen noch Kerzen, aber ich sass mit zwei lieben Freunden und meinem Freund mit einem schönen Abendessen an einem Tisch. Ausserdem, so viele Kerzen ich wäre jetzt noch am auspusten.
Das halbe Leben hinter sich, wie fühlt sich das an?
Das hört sich schrecklich an. Ich denke nicht über mein Leben in Zahlen nach, sondern halte es wie Dolly Parton, die sagte: «Ich werde nicht alt, weil ich dazu keine Zeit habe, ich kann nicht genug stillhalten, um alt zu werden». Mein Leben ist so unglaublich voll und aufregend, dass ich schon jetzt zehn Leben gelebt habe.
Was haben Sie mit der nächsten Hälfte vor?
Wenn man schon ein «halbes Leben» geschafft hat, weiss man, dass Pläne zu machen, so ziemlich das Unnötigste ist wie sonst was, denn es kommt immer anders. Also nehme ich alles, was kommt und neu ist, von Herzen gerne an – und das Alte geniesse ich einfach. Ich kann meinen vollen Terminkalender nur meistern, wenn ich jeden einzelnen Tag in Angriff nehme. Ich kann nicht mal eine Woche in Ruhe voraus planen. Also einfach weiter so wie bisher.
Wovon möchten Sie noch mehr erleben?
Ich hätte gerne mehr Stunden an einem Tag. Ich hoffe, dass ich mein Pensum schaffe wie bisher. Aber dazu hätte ich gerne noch ein paar Stunden habe, die nur mir gehören, die ich geniessen kann. Dafür reichen 24 Stunden leider nicht. Ich würde gerne noch reisen, ich war noch nie weit weg. Einmal war ich für einen Dreh in Südafrika. Aber wenn man arbeitet, sieht man nur bedingt viel von einem Land. Ich würde gerne noch mehr sehen, von Europa und Übersee.
Was möchten Sie nie mehr?
Es gab ein paar schlimme menschliche Enttäuschungen in meinem Leben. Ich wünschte mir, dass das alle waren, mehr möchte ich nicht davon.
Angenommen Sie hätten eine Zeitmaschine: Wohin möchten Sie reisen?
Ich wäre gerne eine Schauspielen in den 40er- bis 60er-Jahren. Mir gefallen die Drehbücher und die Zeit, die man damals hatte, zum Proben und auch für die langen Szenen ohne Schnitte. Damals konnte man in einer Einstellung richtig spielen. Und ich liebe Styling und Ausstattung aus dieser Epoche.
Erzählen Sie von Ihrem ersten Auftritt.
Das Krippenspiel im Grossmünster, eine grosse Sache. 100 Schauspieler und Schauspielerinnen, Chor und ich als 4-Jährige mit einem Stern in der Hand der Stern von Betlehem. Ich durfte die drei Könige durch die Kirche führen ... Eine tragende Rolle. Ich erstarrte, und die Könige mussten am Ende mich durch die Kirche schieben. Das Gefühl von diesem Moment ist mir lustigerweise noch immer noch sehr präsent.
Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Babysitten! Ich habe ja drei Brüder und ich lernte daheim schon früh, auf meine kleinen Geschwister aufzupassen. So habe ich bei anderen Familien mein erstes Taschengeld verdient.
Und wofür haben Sie es ausgegeben?
Daran kann ich mich tatsächlich nicht erinnern, ich glaube für Schallplatten.
Was wäre aus Ihnen geworden, wenn nicht Schauspielerin?
Ich wusste schon von ganz klein an, dass ich das wollte, somit kam für mich nichts anderes in Frage. Zuerst musste ich aber noch einen anständigen Beruf ergreifen, bevor mich meine Eltern in die Schauspielerei entliessen. Ich lernte Arzthelferin, und bis heute war das eine meiner besten Erfahrungen. Ein sehr vielseitiger Beruf, mit Patientenkontakt, aber auch spannenden Laborarbeiten. Müsste ich die Schauspielerei aufgeben, ich würde sofort wieder in dem Bereich einsteigen.
Wann machen Sie so richtig Theater?
Eine Drama-Queen bin ich nicht. Aber wenn ich mich aufrege, dann richtig. Und ich kann laut werden. Woher ich das Temperament habe, weiss ich auch nicht. Aber wenn es mal raus ist, beruhige mich auch schnell wieder.
Gibt es eine Rolle, von der Sie noch träumen?
Nein, hatte ich nie und werde ich auch nie haben. Ich habe das Glück, seit 30 Jahren als Schauspielerin arbeiten zu können und bisher gab es keine Rolle, die mir keine Freude bereitet hat. Ich wünsche mir, dass es so abwechslungsreich bleibt. Na ja, «Der Tod und das Mädchen», ein Film mit Ben Kinsley und Sigourney Weaver, ihre Rolle würde ich gerne mal spielen.
Wann fühlen Sie sich jung?
Wenn ich mit meinen Schauspielschülern zusammen verrückte Sachen mache und mit ihnen lache oder mit den 4-Jährigen gerade einen Tanz einstudiere. Oder am Filmset mich in Kostüme in schräge und verrückte Kostüme quetsche.
Wann fühlen Sie sich alt?
Wenn ich abends nach einem 14 Stunden Tag Hause komme und sogar zu müde zum Kochen bin.
Ihr Gesundheitsrezept?
Tja da würde ich jetzt gerne grosse Töne spucken. Ich esse viel zu spät, arbeite zu viel, mache kein Sport und geniesse das Essen. Eigentlich lebe ich nicht wirklich gesund, aber mir geht es gut. Meine Arbeit erfüllt mich, die Menschen um mich herum bereichern mich. Und ich bin wirklich dankbar, dass ich mich die meiste Zeit sehr zufrieden und glücklich fühle. Auch wenn es mir in der Pandemie auch nicht immer gut geht.
Wobei wird man Sie nie erwischen?
Dass ich unvorbereitet ans Set oder zu einer Probe komme. Ich bin immer wieder überrascht, wie – besonders junge Schauspieler – glauben, dass sie sich nicht vorbereiten müssen und einfach mit ungelerntem Text oder mit schlechter Vorbereitung zur Arbeit kommen.
Möchten Sie noch heiraten?
Als 20-Jährige wollte ich mit 30 verheiratet sein, mit 30 sagte ich, mit 40, dann mit 45. Aber ich war mir sicher, mit über 50 heirate ich sicher nicht mehr. Eine Hochzeit ist ja nicht der Beweis für die Liebe und ich bin glücklich in meiner Beziehung. Aber ganz tief in mir drin sitzt ein kleines Mädchen, und das sagt manchmal: «Es wäre schön, wenn es ein Mann wagen würde, mich zu fragen, ob ich mein Leben mit ihm teilen möchte und das mit einer Hochzeit besiegeln würde.» Ich würde gerne auch mal von meinem «Mann» sprechen und nicht von meinem «Freund». Selber würde ich aber nie einem Mann einen Antrag machen. Da bin ich sehr altmodisch, wahrscheinlich der Grund, warum ich noch nie verheiratet war.
Wenn es so weit ist, in was für einem Kleid möchten Sie Hochzeit feiern?
Vor zehn Jahren habe ich online ein Kleid gefunden, das mir gefallen hat. Das Bild habe ich bis heute auf meinem Handy gespeichert. Aber ich glaube, dass es für eine 50-Jährige noch passen würde, ich muss es mir mal wieder anschauen.