«Ich muss nicht mehr jedem gefallen»
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Isabella Schmid:«Ich muss nicht mehr jedem gefallen»

Schauspielerin Isabella Schmid
«Ich muss nicht mehr jedem gefallen»

Blond, kurvig, harmlos. Ein Klischee, mit dem Isabella Schmid kokettiert, statt dagegen anzukämpfen. Als Schauspielerin hat sie sich längst bewiesen, künftig will sie sich öfters von ihrer ernsthaften Seite zeigen.
Publiziert: 31.05.2020 um 11:21 Uhr
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Aktualisiert: 04.02.2022 um 13:32 Uhr
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Isabella Schmid ungewohnt ernsthaft: Das Bild hat ihr neuer Freund gemacht, der Zürcher Fotograf Urs Gantner.
Foto: Urs Gantner
Katja Richard

Dank ihm zeigt sie sich in einem anderen Licht: Isabella Schmid (49) hat im Zürcher Fotografen Urs Gantner (55) eine neue Liebe gefunden. Bis er sie fotografieren durfte, musste er sich gedulden. Auf den Auslöser gedrückt hat er schliesslich bei einem gemeinsamen Trip nach Athen: «Dort habe ich mich frei gefühlt und konnte eine andere sein. Ich musste mir keine Sorgen machen, dass jemand vorbeispaziert und mir ‹Hallo, Frau Moll!› zuruft», sagt die Schauspielerin über ihre Rolle im Filmhit «Papa Moll» von 2017.

So wirklich gefallen hat sie sich auf den Fotos ihres Freundes zunächst nicht, unbearbeitet und vor allem ohne ihr typisches Strahlen. Zuerst legte sie die Bilder gleich wieder beiseite. «Ich schaute nur aufs Äussere. Als Erstes fielen mir kleine Schönheitsfehler auf. Aber dann entdeckte ich darin eine andere Isabella – eine, die nicht perfekt ist, eine nachdenkliche und ernsthafte Frau.» Eine Seite, von der Schmid künftig mehr zeigen möchte. Denn schon mit ihrem ersten Bühnenerfolg für das Musical «Hotel Happy End» wurde ihr mit Anfang 20 der Stempel der kurvigen und immer fröhlichen Blondine aufgedrückt. «Dagegen habe ich mich erst gesträubt. Aber irgendwann habe ich das Image halt einfach bedient und das Beste draus gemacht.»

Karriere und Liebe in Deutschland

Wie so viele Schweizer Schauspieler zog auch Schmid in jungen Jahren für ihre Karriere nach Deutschland – mit Erfolg. Sie spielte in über 90 TV- und Kinoproduktionen, bekannt wurde sie mit der Serie «Hinter Gittern – Der Frauenknast», in der sie zwei Jahre lang «Lollo Fuchs» verkörperte. Zuletzt sah man sie als «Läusemutter». In Deutschland fand sie auch ihre grosse Liebe, 20 Jahre dauerte die Beziehung mit einem Anwalt, den sie aber nie in der Öffentlichkeit zeigte. Umso mehr überraschte Schmid, als sie sich im vergangenen Herbst am Zurich Film Festival plötzlich mit einem Mann an ihrer Seite zeigte: Urs Gantner. Ein Typ, der aussieht, als würde er sich in einer Lederjacke wohler fühlen als in einem Smoking. «Ja, das stimmt», sagt die Zürcherin und schmunzelt. «Gala-Auftritte sind nicht so sein Ding.»

Ein Partner, der ihre Leidenschaft teilt

Sie sei froh, dass sie in ihrem Partner jemanden gefunden hat, der ihre Leidenschaft für ihren Beruf versteht. «Urs arbeitet ebenfalls kreativ und kann stundenlang in der Dunkelkammer sitzen, genauso wie ich ewig über meinen Projekten brüten kann.» Daraus entstehe ein ähnlich grosses Bedürfnis nach Nähe und Freiraum. Trotz ihrer Rückkehr in die Schweiz ist Schmid noch immer oft in Köln anzutreffen. An beiden Orten betreibt sie eine Schauspielschule für Kinder und Jugendliche. Für sie ist der Bezug zu den Schülern in gewisser Weise auch ein Ersatz für eigenen Nachwuchs – ein Wunsch, der sich für sie nie erfüllt hat. «Jetzt habe ich dafür gleich 160 Kinder», so Schmid, die mit drei Brüdern aufgewachsen ist.

Online-Dating ist für sie kein Tabu

Wo und wie sie sich verliebt hat, mag die Schauspielerin nicht verraten. Nur so viel: «Es geschah auf natürliche Weise. Urs ist quasi bio.» Mit dem Scherz will Schmid sagen, dass sie ihren Freund nicht über eine Online-Datingplattform kennengelernt hat. Ein Tabu ist das für sie aber keins. Fast fünf Jahre war sie zuvor solo unterwegs. «Nach zwei Jahrzehnten Beziehung musste ich mich erst mal wieder daran gewöhnen, allein zu sein», gesteht sie. Sich auf den Singlemarkt zu begeben, sei eine Herausforderung gewesen.

«Geflirtet habe ich immer. Das ist easy, solange man nicht auf der Suche ist.» Parship, Elite oder andere Single-Plattformen hat sie ausprobiert. «Als Beruf habe ich Lehrerin angegeben, um anonymer zu sein – und das bin ich durch meine Schule ja tatsächlich.» Sie habe mehrheitlich gute Erfahrungen gemacht. Nur bei der Flirt-Plattform Tinder sei es oft schon beim ersten Treffen ums Knutschen gegangen. Diesbezüglich ist Schmid dann doch fast so konservativ wie Mama Moll – oder eben «alte Schule», wie sie sich selbst umschreibt.

Keine Angst vor dem Alter

Nächstes Jahr feiert die Blondine ihren runden Geburtstag. Angst vor der Zukunft als Schauspielerin hat sie nicht – weder wegen Corona noch altershalber. «Schon als ich jung war, hiess es, dass die Karriere spätestens mit 38 vorbei ist», erinnert sie sich. «Aber ich bin immer noch da, mit mehr Arbeit als je zuvor. Klar bin ich keine süsse zwanzig mehr, aber eine gewisse Reife und Erfahrung kann in meinem Job auch von Vorteil sein.» Sie freue sich, mehr Ecken, Kanten und ein paar Falten zu zeigen: «Auch Frauen um und jenseits der 50 sind doch sexy!» Das habe auch mit einem verstärkten Selbstbewusstsein zu tun. Und vielleicht auch einem erfüllten Herzen. Für Schmid ist heute klar: «Ich muss nicht mehr jedem gefallen.»

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