Zum Tod von Wolf Schneider
Qualität kommt von Qual

Der deutsche Journalist und Sprachprofi Wolf Schneider ist gestern im Alter von 97 Jahren im oberbayerischen Starnberg gestorben. Erinnerungen an einen Meister seines Fachs.
Publiziert: 11.11.2022 um 20:08 Uhr
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Aktualisiert: 11.11.2022 um 22:23 Uhr
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Pflichtlektüre für alle Sprachliebhaber: Der Bestseller «Deutsch für Profis» von Wolf Schneider.
Foto: zVg
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Daniel ArnetRedaktor Gesellschaft / Magazin

Wolf Schneider – passender könnte ein Name für einen Sprachkritiker nicht sein: Denn angesichts unpassender Wörter konnte er bissig sein und gleichzeitig Sätze bilden, die wie Massanzüge sitzen.

«Deutsch für Profis», «Deutsch für Kenner», «Deutsch fürs Leben»: Schneider veröffentlichte viele Bücher zum besseren Sprachgebrauch. 1979 war er der erste Leiter der Hamburger Journalistenschule, die heute Henri-Nannen-Schule heisst.

An der Ringier-Journalisten-Schule lehrte er uns, nach einem Zitat immer nur «sagt» zu nehmen, denn wer «meint», «denkt» oder gar «lacht», der sagt nichts. Schneider machte Zitatvergleiche zwischen Blick- und «NZZ»-Artikeln, ohne die Quelle anzugeben. Stets waren die Texte des Blick verständlicher.

Zur grösseren Verständlichkeit sollten Wörter in einem Artikel möglichst kurz sein, worauf Schneider als Beispiele gerne Bibel-Sätze oder aus Goethes Gedicht «Der Fischer» zitierte: «Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm; / Da war's um ihn geschehn.»

Gegen Sex ist nichts einzuwenden

Gestern Freitag ist der grosse Sprachpfleger im Alter von 97 Jahren im oberbayerischen Starnberg (D) gestorben. 1925 im thüringischen Erfurt (D) geboren, wuchs er in Berlin auf. Im Anschluss an das Abitur leistete er Dienst in der deutschen Luftwaffe.

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Schneider für die amerikanische Nachrichtenagentur AP und war später Washington-Korrespondent der «Süddeutschen Zeitung». 1966 wechselte er zum Magazin «Stern» und war 1973 Chefredaktor der «Welt».

Wer gelesen werden wolle, müsse sich plagen, war Schneiders Motto. «Qualität kommt von Qual», war im Eingang der Hamburger Journalistenschule zu lesen. Dementsprechend forderte er die Belegschaft seiner Redaktionen.

Hatte er in früheren Jahren noch gegen Anglizismen wie Airbag, Mountainbike oder T-Shirt gewettert und verlangt, dafür deutsche Wörter zu verwenden, so zeigte er sich im Alter diesbezüglich milder. Zumindest gegen kurze, prägnante englische Lehnwörter wie Sex sei nichts einzuwenden, sagte er später.

Bis zuletzt unterrichtete er die Generation Z auf dem Tiktok-Kanal «Reporterfabrik» in Sprache und Stil.

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