Yoko-Ono-Schau im Kunsthaus Zürich
Rehabilitierung einer Vielgescholtenen

Erstmals wird das Schaffen von Yoko Ono in einem grossen Schweizer Museum gezeigt. Die Werkschau im Kunsthaus Zürich läuft vom 4. März bis zum 29. Mai. Damit wird ihr Stellenwert abseits ihres Bilds als Lennon-Witwe gewürdigt. Ono war an der Konzeption beteiligt.
Publiziert: 27.02.2022 um 01:36 Uhr
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Yoko Ono 2015 bei der Präsentation ihrer Retrospektive im Museum of Modern Art in New York mit ihrem Werk «Apple».
Foto: FilmMagic
Jean-Claude Galli

Seit sie 1968 seine Freundin wurde, spaltet sie die Gemüter: Yoko Ono (89), die Witwe von John Lennon (1940–1980). Viele Beatles-Anhänger machen sie in einer Art Ono-Phobie immer noch für das Ende der erfolgreichsten Band der Musikgeschichte verantwortlich. Auch wenn Paul McCartney (79) schon kurz nach der Auflösung betonte: «Yoko hat die Gruppe mit Sicherheit nicht auseinanderbrechen lassen, die Gruppe ist selbst auseinandergebrochen.»

Ihre Art, das Erbe ihres Ehemannes mithilfe von Anwälten und Klageandrohungen zu bewahren, überschattet in der breiten Öffentlichkeit die Tatsache, dass sie als Teil der Fluxus-Bewegung seit den frühen 1960er-Jahren zur Avantgarde der US-Kunstszene gehörte und heute als eine der einflussreichsten Vertreterinnen der Gegenwartskunst gilt. Der internationale Durchbruch gelingt ihr mit dem 1964 erstmals gezeigten Werk «Cut Piece».

Dieses ist Teil der Ausstellung «This room moves at the same time as the clouds», die am kommenden Freitag im Kunsthaus Zürich eröffnet wird und an deren Konzeption Ono persönlich beteiligt war. Es ist die erste Präsentation der Künstlerin in einem grossen Schweizer Museum überhaupt und die Gelegenheit, sie als jene Künstlerin zu entdecken, die sie schon immer gewesen ist.

«Bed-In» und «Give Peace a Chance»

Seit den Anfängen ihrer Karriere setzt sich Ono mit gesellschaftspolitischen Themen auseinander, die aktueller nicht sein könnten: Sie engagiert sich für feministische Anliegen und den Frieden. Weltberühmt geworden ist ihre Protestaktion mit Lennon noch während ihrer Flitterwochen 1969, wie auch ihr gemeinsamer Song «Give Peace a Chance» im selben Jahr.

«Die Aufgabe einer Künstlerin besteht nicht darin zu zerstören, sondern den Wert der Dinge zu verändern», lautet ihre Maxime. «So können Künstler die Welt in ein Utopia verwandeln, in dem totale Freiheit für alle herrscht. Das kann nur erreicht werden, wenn in der Welt totale Kommunikation herrscht. Totale Kommunikation ist gleichbedeutend mit Frieden. Das ist unser Ziel.»

Ono ist überzeugt davon, dass in jedem Menschen ein Künstler schlummert. «Das ist nicht abhängig von Talent. Man muss lediglich über eine bestimmte Geisteshaltung, Meinung und Entschlossenheit verfügen.» Dies beweist sie auch in Zürich. Ausgangspunkt der meisten dort gezeigten Werke sind die «Instructions», die sie 1964 erstmals im Buch «Grapefruit» vorgestellt hat. Es sind Anweisungen, die jeder ausführen kann und die profane Alltagshandlungen in Kunst verwandeln. Entscheidend dabei ist die eigene Fantasie.


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