«Wer den Tod gut kennt, lebt intensiver»
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Udo Lindenberg wird 75
«Wer den Tod gut kennt, lebt intensiver»

Panikrocker Udo Lindenberg hat noch lange nicht vor, aufzuhören, ganz im Gegenteil. Zu seinem Geburtstag schenkt er seinen Fans neue Musik und ganz viel Motivation.
Publiziert: 17.05.2021 um 06:17 Uhr
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Aktualisiert: 17.05.2021 um 06:27 Uhr
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Rockstar Udo Lindenberg mit seinen typischen Merkmalen: Hut und Sonnenbrille.
Foto: Tine Acke
Flavia Schlittler

Keiner prägte die deutsche Rockmusik so stark wie Udo Lindenberg, der heute 75 Jahre alt wird. Als Menschenfreund und Politbeobachter ist sein Leben ein Spiegel der Zeitgeschichte. Unvergessen bleibt sein Lied «Sonderzug nach Pankow», in dem er den damaligen Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker (1912–1994) mit ironischem Text dazu aufrief, ihn in Ost-Berlin auftreten zu lassen. Was, nach vielen Ablehnungen, am 25. Oktober 1983 bewilligt wurde. Lindenberg konnte im Rahmen des Festivals «Rock für den Frieden» auftreten unter der Bedingung, dieses Lied nicht zu spielen, was er dann auch nicht tat.

Er provozierte schon immer, jedoch stets als Aufrüttler und Motivator, Handlungen zu hinterfragen, neue Gedanken zuzulassen. Seinen Traum einer bunten Republik Deutschland träumt er noch immer. Von einer rassismus- und gewaltfreien Gesellschaft, die sämtliche Religionen, Geschlechter und Denkmuster vereint leben lässt.

Die Notaufnahme kennt er genauso gut wie die Bars

Der Mann mit dem Hut lebt heute bewusster, geht mit seiner Gesundheit besser um, was nicht stets so war. Die Notaufnahme kennt er genauso gut wie die Bars der Republik. Nach Alkoholexzessen wurden bei ihm Promille festgestellt, die sonst kaum jemand überlebt, Lindenberg schon. «Ich kenne den Tod schon lange. Wer ihn gut kennt, lebt intensiver. Vergänglichkeit ist zwar eine echte Scheisserfindung, aber lässt uns auch konsequenter zur Sache kommen, solange wir noch hier rumzaubern», so Udo Lindenberg.

Seit Ende 2006 bestellt er am liebsten alkoholfreies Bier. Es sind seine Fans, die ihm zu Ehren an der Bar des Hotels Atlantic in Hamburg (D), in dem Lindenberg seit 1995 wohnt, einen Eierlikör bestellen. Aktuell ist diese geschlossen, die meisten Hotelgäste sind weg, das Restaurant zu. Nachts geht Lindenberg joggen oder fährt mit den Rollschuhen durch die Tiefgarage.

Der plötzliche Tod seines Bruders war ein Wendepunkt

Wendepunkt in seinem Leben war der plötzliche Tod seines Bruders, des Malers Erich Lindenberg (1938–2006). Wenn der Musiker heute mal wieder den falschen Geistern nachjage, höre er auf sein Herz, dies sei sein Kompass. Das besingt er auch in seiner eben erschienenen Special Edition «Udopium – Das Beste», mit vier neuen Songs. Ein Geschenk zu seinem 75. Geburtstag und an seine Fans. «So viele Freunde und Kollegen von mir sind gerade derbe am Schleudern, totale Achterbahn. Zuversicht und Mutlosigkeit. Aber ich hab gedacht: Selbst die dunkelste Stunde hat ja nur sechzig Minuten.» So nimmt er auch seine 75 Jahre mit Humor: «Alter sollte stehen für Radikalität und Meisterschaft. Mehr heisse Greise.»

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