Darum gehts
- Ron Howard und Hans Zimmer präsentieren düsteren Film über Galapagos-Affäre
- Psychodrama mit Starbesetzung basiert auf historischen Ereignissen der 1920er-Jahre
- Zehnte Zusammenarbeit zwischen Howard und Zimmer für den Film «Eden»
Inseln haben filmische Hochkonjunktur. Ob wir als Zuschauer mit Leonardo DiCaprio (50) in einem abgeschlossenen Irrenhaus («Shutter Island») eingeschlossen sind, mit Tom Hanks Volleybälle zum Leben erwecken («Cast Away») oder in «King Kong» auf den Affen kommen – das einsame Eiland hat Hollywood-Karriere gemacht. Insofern hat «A Beautiful Mind»-Regisseur Ron Howard (71) mit seinem neuesten Blockbuster «Eden» zwar nicht das Kino neu erfunden – allein der Fakt, dass er Jude Law (52), Sidney Sweeney (27), Ana de Armas (36) und Daniel Brühl (46) zwei Stunden gemeinsam aufs Galapagos-Archipel einsperrt, macht den Film aber sehenswert.
Und weil Howard bereits zum zehnten Mal mit seinem Maestro-Kompagnon Hans Zimmer (67) zusammengespannt hat, ist das Psychodrama auch ein Ohrenschmaus. «Hans hat mich geradezu gedrängt, diesen Film durchzuziehen», lacht Howard im Dreier-Gespräch mit Blick. Zimmer fällt ihm sofort ins Wort: «Soll ich jetzt um Vergebung bei dir betteln?» Sowieso wirkt das Gespräch wie ein Treffen unter Freunden, die sich zu lange nicht mehr gesehen haben.
Verspielt, bedrohlich, verwirrend
«Eden» ist aber keineswegs das Ergebnis eines weingetränkten Männerabends, sondern ein düsteres, tropisches und vor allem durchdachtes Kammerspiel, angelehnt an die sogenannte «Galapagos-Affäre». In den späten 1920er-Jahren entschieden sich mehrere Paare angesichts der dunklen politischen Lage in Deutschland, ein Aussteiger-Leben zu wagen. Das Ergebnis: Betrug, Gewalt und menschliche Abgründe, die bis heute nicht komplett aufgedeckt sind.
«Der Film ist dunkler als vieles, was ich bisher gemacht habe», ordnet Howard ein. Zimmer reiht sich sofort in die Beschreibung seines Kompagnons ein: «‹Eden› beginnt in einer Zeit, in der der Teufel in Form der Nazis nach Deutschland kam. Die Auswanderer haben den Teufel auf die Insel mitgenommen.» Das klingt im Kino schon anders als der Hans Zimmer, den man aus grossen Tonhallen oder aus «Fluch der Karibik» kennt: verspielt, bedrohlich – vielleicht verwirrend.
«Du möchtest etwas erleben? Kannst du haben!»
Ron Howard adelt seinen Kumpel in diesem über 30-minütigen Gespräch mehrfach: «Hans ist vor allem ein hervorragender Geschichtenerzähler.» Zimmers liebevoller Gegenschlag lässt nicht lange auf sich warten: «Ich bin immer da für meinen Regisseur – wir schaffen das zusammen! Ich liebe es einfach, mit Ron zusammenzuarbeiten.» Die Oscar-Besties kommen gar nicht mehr aus den Schwärmereien raus – diese Nahbarkeit ist in Hollywood selten.
Dabei geht fast vergessen, dass das Duo neben seiner Freundschaft auch noch einen richtig guten Film mit unheimlichem Soundtrack erschaffen hat. Zimmer: «Ich sage es Ihnen jetzt, wie es ist: Der Stoff ist total autobiografisch. Haben wir nicht alle Dämonen in uns, die wir lieber in ihren Käfigen lassen würden? Ich liebe Filme, in den wir uns den Spiegel vorhalten können.» Spielen Zimmer und Howard in «Eden» etwa Psychospiele mit uns? Zimmer lächelt verschmitzt: «Immer. Aber ich versuche immer, das verantwortungsbewusst zu tun. Ich öffne Türen, durch die du gehen kannst, wenn du willst. Du möchtest etwas erleben? Kannst du haben – aber ich sage dir nicht, was passieren wird. Ich möchte, dass du dabei fühlen kannst, was du willst. Ich lenke dich – aber manipuliere dich nicht.»
«Eden» läuft aktuell in den Deutschschweizer Kinos.