Als SonntagsBlick den deutschen Wunder-Violinisten David Garrett (42) in Zürich zur Mittagszeit trifft, entschuldigt er sich als Erstes. Und fragt, ob es uns etwas ausmache, wenn er sich noch etwas zu essen bestelle, denn: «Der Magen hängt mir wirklich gerade in den Kniekehlen.» Damit wir nicht warten müssten – und nur, wenn es uns nicht störe –, «können wir ja reden, und ich esse, oder?». Schneller als bei Club-Sandwiches mit Pommes kann Eis nicht brechen.
Herr Garrett, Sie galten als Wunderkind. Mit zwölf hatten Sie Ihren ersten Plattenvertrag in der Tasche. Danach kam es zum Bruch mit Ihren Eltern, die Sie stark unter Druck setzten – es folgte der Karriereknick. Wie sind Sie aus dem Tief wieder hinausgekommen?
David Garrett: Ich habe den Knick ja eigentlich selber initiiert. Ich hätte auch noch weiter Konzerte spielen können – fühlte mich dabei aber nicht wohl in meiner Haut. Ich musste als Kind zu jeder Uhrzeit auf die Bühne. Meine Hände haben gezittert, und ich war kreidebleich. Irgendwann konnte ich mir selbst keine Antwort mehr darauf geben, wieso ich etwas mache. Und das ist irgendwann beängstigend!
Er hält kurz inne, dann gestikuliert er.
Ich habe nicht gewusst, was der Dirigent da vorne macht. Und dann habe ich die weise Entscheidung getroffen: Komm, ich studiere das noch, jetzt ist noch Zeit. Das hat geholfen. Und: Wunderkinder sind keine besseren Menschen, wenn sie erwachsen sind. Im Gegenteil – das ist ein riesiger Nachteil. Es gibt ja nichts Sensationelleres als ein Wunderkind. Aber danach kann es nur noch bergab gehen. Das macht man vielleicht eine Zeitlang, aber irgendwann sagt man sich: Was soll dieser Mist eigentlich? Jetzt fokussiere ich mich auf das Wichtige.
David Garrett kam 1980 als David Christian Bongartz zur Welt. Garrett ist der ledige Name seiner Mutter – seine Eltern legten ihn bereits in seinem 9. Lebensjahr als Künstlernamen fest. Der Violinist wurde früh als Wunderkind gefeiert, mit zwölf erhielt er seinen ersten Plattenvertrag. Während seiner Jugendjahre unterrichteten ihn weltberühmte Geiger wie Itzhak Perlman (79). Mittlerweile kann der Deutsche auf über 1600 Auftritte zurückblicken. Neben klassischen Werken arrangiert Garrett auch immer wieder Pop- und Rockstücke für Geige neu.
David Garrett kam 1980 als David Christian Bongartz zur Welt. Garrett ist der ledige Name seiner Mutter – seine Eltern legten ihn bereits in seinem 9. Lebensjahr als Künstlernamen fest. Der Violinist wurde früh als Wunderkind gefeiert, mit zwölf erhielt er seinen ersten Plattenvertrag. Während seiner Jugendjahre unterrichteten ihn weltberühmte Geiger wie Itzhak Perlman (79). Mittlerweile kann der Deutsche auf über 1600 Auftritte zurückblicken. Neben klassischen Werken arrangiert Garrett auch immer wieder Pop- und Rockstücke für Geige neu.
Vielen Eltern ist es besonders wichtig, dass ihr Kind ein Instrument spielt – fast wichtiger als dem Kind selbst ...
Bevor er antwortet, nimmt Garrett einen beherzten Schluck aus der Kaffeetasse und holt tief Luft.
Als Kind möchte man ein Instrument intuitiv spielen – das heisst: Du machst dir da keine grossen Gedanken, sondern spielst einfach, weil du spontan Lust hast. Als Eltern muss man beobachten, ob die Wahl ein Schnellschuss ist – also einen Tag spannend und danach nicht mehr. Oder vielleicht gibt es wirklich ein Interesse am Instrument, das von ihm aus kommt, dann kann man das als Erwachsener sicherlich unterstützen. Ich kenne die Situation nur aus der Perspektive des Kindes.
Das Kindsein haben Sie früh aufgegeben, sind allein nach New York gezogen. Konnten Sie sich da besser entfalten?
Musikalisch macht es für mich keinen Unterschied, wo auf der Welt ich gerade bin. Und was das Private angeht: Natürlich ist es in New York angenehm, sich in ein Restaurant zu setzen, ohne gleich erkannt zu werden. Es ist auch schön, mal ein, zwei Gläser Wein zu trinken und keine Sorge zu haben, dass der Tischnachbar tuschelt: «Oh, Mann, der Garrett trinkt heute aber wieder ganz schön viel.» Beobachtet zu werden, stört mich gar nicht so – eher verurteilt zu werden. Und das passiert leider ab einem bestimmten Bekanntheitsgrad.
Und wie gehen Sie mit Kritik um?
So wie mit Lob – sie bedeutet mir nicht viel. Die Messlatte setze ich mir selbst.
Nach 15 Alben muss die wohl ziemlich hoch sein. Auf Ihrem 15. Album «Iconic» huldigen Sie Ihren Vorbildern aus der klassischen Musik. Was haben Sie empfunden, als Sie diese als Kind zum ersten Mal gehört haben?
Es war ein Gefühl von Inspiration und von Demut. Als ich jünger war, war diese Perfektion der Meister etwas, das ich unbedingt erreichen wollte – wie mit Spitzensportlern, die fast Unmögliches leicht aussehen lassen. Und du bist so fasziniert davon, dass du zwar nicht weisst, wie du da hinkommst, aber alles dafür tust, um es zu schaffen.
Sie haben es geschafft. Und darum haben Sie auch schon vor Berühmtheiten wie der kürzlich verstorbenen Queen gespielt. An Begegnungen wie diese erinnert man sich bestimmt bis in alle Ewigkeit.
Da muss ich Sie enttäuschen. Die Begegnung war belanglos. Das musste sie auch sein. Im Briefing stand klar: «Sprich keine politischen Themen an, bitte begrüsse sie so und so, Hand hinter den Rücken, nur die rechte Hand, die Hand nicht zu stark drücken ...» Ausserdem darfst du ihr keine Fragen stellen. Es ist total ernüchternd!
Nicht so ernüchternd ist der Wert Ihrer neuen Geige, die Sie für knapp 3,5 Millionen Franken ersteigert haben. Wie pflegen Sie dieses wertvolle Instrument?
Das muss man sich jetzt nicht wie einen Bonsai-Baum vorstellen, den man mit einer Nagelschere bearbeitet. Die Pflege meiner Geige ist relativ simpel. Um es ganz generell zu halten: Schau, dass der Geigenkasten vor grossen Temperaturunterschieden geschützt ist. Gerade bei grosser Luftfeuchtigkeit – wenn man zum Beispiel in Südamerika unterwegs ist – brauchst du einen Entfeuchter. Ich weiss natürlich, wie und wo man das Instrument anfasst und wie man damit umgeht.
Und wenn es in Ihrem Leben die Geige nie gegeben hätte – was wäre aus Ihnen geworden?
Einen Plan B hatte ich nicht. Ich hatte nicht den Notenschnitt meiner Geschwister, weil meine Konzentration ständig auf der Musik lag. Aber ich habe einen sehr guten, klaren Verstand und bin jemand, der sich schnell auf Dinge einstellen kann, wenn etwas unerwartet kommt. Ich wäre vielleicht nicht Anwalt geworden, hätte aber einen Job gefunden, den ich gut gemacht hätte – weil ich mich in Sachen «reinfuchse».
David Garrett spielt in diesem Jahr vier Konzerte in der Schweiz: am 27. März in Basel, am 7. und 8. April in Interlaken und am 9. April in Luzern.
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