Als in seinem Musik-Club in Prag ein Feuer ausbricht, ist Eugen (Dominique Jann, 45), komplett verzweifelt, denn der Schaden ist nicht gedeckt. Notgedrungen muss er in die Schweiz zurück, um bei seinem tschechoslowakischen Vater und seinen Verwandten Geld aufzutreiben.
Mit dem eben angelaufenen «Lost in Paradise» schreibt die Bernerin Fiona Ziegler (39) Filmgeschichte. Ihr erster Spielfilm ist auch die allererste tschechisch-schweizerische Co-Produktion. Ziegler, aufgewachsen in Basel und Muri-Gümligen BE, hat von 2012 bis 2020 an der berühmten Filmakademie Famu in Prag studiert. «Tschechisches Geld für eine solche Produktion zu bekommen, ist für eine Ausländerin eine grosse Ehre, vor allem, weil es keine rein tschechische Geschichte ist», sagt sie zu Blick.
Ein Auto für alle Fälle
Einen wichtigen Part hat das sprechende Auto K.I.T.T aus der 1980er-TV-Serie «Knight Rider» mit David Hasselhoff (69). Der Wagen hilft Eugen bei der Lösung seiner finanziellen Probleme ebenso wie bei seinen amourösen Schwierigkeiten. «In der Zeit um den Mauerfall durfte ich als Kind erstmals länger fernsehen. Deshalb war mir Hasselhoffs Silvester-Auftritt an der Berliner Mauer mit dem Song ‹Looking for Freedom› in Erinnerung, und ich wollte das Auto unbedingt im Film», erzählt Ziegler.
Der zuerst geplante Transfer eines tschechischen Nachbaus in die Schweiz erwies sich als zu aufwendig. Dann stiess Ziegler auf Nic Megert (52) aus Ostermundigen BE, der eines der zwei Original-Modelle besitzt und vermietet. «Dass ich nur etwa fünf Kilometer von K.I.T.T. entfernt aufgewachsen bin, macht die Geschichte noch verrückter», so Ziegler.
Dreh im Nachtbus von Prag nach Bern
Gedreht wurde zuerst in Prag, dann dislozierte die Crew mit jenem Nachtbus nach Bern, der auch im Film vorkommt. «Wir drehten unten die Szene mit Uwe Schönbeck und seinem Krokodil Karlchen, das an Zahnschmerzen leidet. Und in der oberen Etage schliefen die Crew-Mitglieder.» Im heissen August 2019 fiel die letzte Klappe.
Auch die Postproduktion war unvergesslich. «Nachdem ich mehr als drei Monate in Bern geschnitten hatte, wurde mir klar, dass eine lineare Erzählform die Verspieltheit zerstören würde. Mit dem letzten Flug vor dem Lockdown kam ich wieder in Prag an, wo ich den Film zusammen mit Cutter Luka Djikanovic im improvisierten Schnittraum meines Schlafzimmers zur Welt brachte.» Dann kam das grosse Warten. Coronabedingt fand die Premiere in Prag erst Ende 2021 statt, in der Schweiz lief «Lost in Paradise» erstmals Ende Januar dieses Jahres an den Solothurner Filmtagen, wo er für den Prix du Public nominiert war.