Die Filme, die im Laufe der vergangenen 50 Jahre in Solothurn gezeigt worden sind, seien ein «faszinierendes Abbild unserer jüngeren Geschichte». Mehr noch: Berset bezeichnete die Filmtage, die am Donnerstag in einen einwöchigen Filmreigen starteten, als «Seismographen unserer Befindlichkeit». «Diese Begegnung mit uns selber - das ist das grosse Verdienst der Solothurner Filmtage.»
Im Anschluss an den Festakt, der im Beisein zahlreicher Vertreter der Filmszene und der Politik über die Bühne ging, stand mit «Unter der Haut» (Regie Claudia Lorenz) der Eröffnungsfilm und erste Kandidat für den renommierten «Prix de Soleure» auf dem Programm.
Das Familiendrama mit Ursina Lardi und Dominique Jann in den Hauptrollen erzählt die Geschichte eines Familienvaters, der sich in einen Mann verliebt und damit sich, seine Frau und seine Kinder in eine Krise stürzt.
In seiner Rede kam Berset auch auf die Anfänge der Filmtage zu sprechen. Im «Alten Schweizer Film» sei die Schweiz meist als eine Art «alpine Idylle» dargestellt worden. Im «Neuen Schweizer Film», der Hand in Hand mit der Gründung der Filmtage proklamiert worden war, erscheine die Schweiz als das vielfältige und komplexe Land, das sie sei.
Auch Filmtage-Direktorin Seraina Rohrer erinnerte in ihrer Ansprache an die Anfänge, als die angereisten Männer «genug hatten von patriotischen Heimatfilmen». In einer witzigen Anekdote erinnerte Rohrer daran, dass für die Frauen 1966 ein «Damenprogramm mit Ausflug auf den Weissenstein» geplant gewesen sei, wo sie den Weitblick geübt hätten - während die Männer Wein tranken und wichtige Fragen stellten.
Das Jubiläum begehen die Filmtage mit einem speziellen Programm. So werden etwa in der Sektion «L'expérience Soleure» Filme der letzten 50 Jahre gezeigt, die in Solothurn besonders kontrovers diskutiert wurden.
In ihren ersten Jahren waren die an den Filmtagen gezeigten Filme sehr politisch. «Die Schweiz und ihre Darstellung zu hinterfragen wurde bald eine Kernkompetenz von Schweizer Filmschaffenden», erzählte Direktorin Rohrer und erinnerte dabei etwa an den Film «Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S.» von Richard Dindo und Niklaus Meienberg.
Der Film löste eine Polemik aus, rief die Landesregierung auf den Plan, was zur Folge hatte, dass den Machern die Subventionen verweigert wurden.
Noch heute sei es wichtig, dass Filmemacher Fragen stellten und mit ihren Werken Kontroversen provozierten, fand Rohrer. Und Berset erinnerte mit Blick auf das Attentat auf das Pariser Satire-Magazin «Charlie Hebdo», dass die Meinungsfreiheit und die künstlerische Freiheit hochgehalten werden müssten.
Nach dem Eröffnungsabend am Donnerstag gehen die Filmtage am Freitag mit zahlreichen Vorführungen weiter, darunter etwa mit den Premieren von «Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern», «Thomas Hirschhorn - Gramsci Monument» und «Usfahrt Oerlike». 184 Schweizer Filme werden insgesamt gezeigt, 32 davon sind Premieren.
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