Alle Augen in Hollywood sind derzeit auf den Prozess gegen Harvey Weinstein (70) gerichtet. Der Ex-Film-Mogul muss sich vor Gericht wegen mutmasslicher sexueller Angriffe auf fünf Frauen zwischen 2004 und 2013 in Hotels in Los Angeles verantworten. Dafür winkt ihm eine Maximalstrafe von 135 Jahren Haft. Zuvor war er in einem anderen Prozess in New York bereits zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. Aktuell ist erst Tag vier der Anhörungen in Kalifornien über die Bühne, doch auch der hatte es in sich.
Verantwortlich davon waren die Schilderungen die Tänzerin Ashley M., die im vom Weinstein produzierten Film «Dirty Dancing: Havana Nights» mitwirkte. Sie wurde gemäss «Bild» im Saal 110 gegen 14.42 Uhr in den Zeugenstand gerufen und fing fast umgehend an, zu weinen und zu zittern. Gekleidet war sie komplett in Schwarz, hinter ihr sass eine Mitarbeiterin der «Victims Services», die Missbrauchs- und Vergewaltigungsopfer unterstützen und begleiten.
Gwyneth Paltrow konnte Horror-Erlebnis abwenden
Die Tänzerin habe nur mit grösster Mühe geschafft, zu erzählen, was ihr als 22-Jährige bei den Dreharbeiten im Jahr 2003 in Puerto Rico passiert sei. «Harvey hat von einer Nackt-Massage gesprochen und gesagt, dass er das auch mit Gwyneth Paltrow getan hätte und es gut für ihre Karriere war», erzählte sie im Zeugenstand.
Paltrow (50) selbst machte diesen Vorfall im Jahr 2017 öffentlich. Weinstein verschaffte der damals 22-Jährigen eine Rolle im Film «Shakespeare in Love» – 1999 erhielt sie den Oscar dafür. Vor dem Dreh habe er Paltrow in seine Suite im Peninsula Beverly Hills Hotel bestellt, dort seine Hände an sie gelegt und vorgeschlagen, ins Schlafzimmer zu gehen, um sich gegenseitig zu massieren. «Ich war ein Kind, ich hatte gerade den Vertrag unterschrieben, ich war wie versteinert», erzählte Paltrow später. Sie habe das ganze aber abgelehnt und sei aus dem Zimmer gegangen.
«Ich hatte Todesangst, aber war einfach nur froh, dass ich nicht vergewaltigt wurde»
Weniger glimpflich habe der Vorfall bei Ashley M. geendet. «Harvey ist aggressiv geworden und hat mich aufs Bett geworfen. Er hat mir mein Oberteil und meinen BH vom Leib gerissen», erzählt das mutmassliche Opfer. Im Hotelzimmer habe sich Weinstein anschliessend ausgezogen und vor der jungen Frau masturbiert. «Er meinte, es sei okay, weil wir ja keinen Sex haben. Er hat auf meine Brüste und mein Gesicht ejakuliert. Ich hatte Todesangst, aber war einfach nur froh, dass ich nicht vergewaltigt wurde», so die Tänzerin.
Weinstein habe sie während ihrer Aussage keines Blickes gewürdigt, der Filmproduzent habe gemäss Berichten desinteressiert gewirkt und habe sich mit den Händen das Gesicht gerieben. Die Schilderungen sorgten im Gerichtssaal für «betretenes Schweigen», Richterin Lisa B. Lench brach die Sitzung anschliessend gegen 16.10 Uhr ab. Das Urteil wird erst im Dezember erwartet. (imh)