Nummer 1, vermeldet die «New York Times» am letzten Donnerstag. Nummer 1, das gefällt Donald Trump (78). Also nimmt er jede Gelegenheit wahr, um seine Frau Melania (54) zu loben. Sie hat sich mit ihren Memoiren unter dem Titel «Melania» auf den ersten Platz der Bücherliste der «New York Times» katapultiert. «Das muss man ja erst mal schaffen, wenn man den Namen Trump trägt», sagt ihr Mann bewundernd.
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Nur knapp eine Woche vor der US-Präsidentschaftswahl hat die Frau, die bereits einmal First Lady war, während des Wahlkampfs aber seltsam abwesend schien, ihre Sicht der Dinge dargelegt. Sie verteidigt das Recht der Frauen auf Abtreibung, äussert eine andere Ansicht als ihr Mann zur Einwanderungspolitik und betont immer wieder: «Ich wollte und will nie abhängig sein. Will mein eigenes Geld verdienen und selber für mich sorgen können.»
Politisch äussert sie sich nun erstmals im Buch: «Spreche ich mit meinem Mann im privaten Rahmen, bin ich nicht immer seiner Meinung. Das muss ich auch nicht, wir müssen im Privaten wie in der Öffentlichkeit den anderen zuhören, ihnen ihre Meinung lassen. Wenn wir das nicht tun, dann kann es keine Gemeinschaft geben», lautet ihr Appell. Heiratet eine osteuropäische Frau einen Mann aus dem Westen – und ist der noch reich und sie ein Model –, dann bestimmen Vorurteile, was man von dieser Frau zu halten hat. So erging es auch der in Slowenien geborenen Melania Knavs, die am 27. August 1996 mit 26 Jahren erstmals amerikanischen Boden betrat. Sie war bei einer Modelagentur engagiert, hatte in Mailand und Paris gearbeitet. Schon als Sechsjährige war sie zusammen mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester Ines auf dem Laufsteg gestanden – zur Präsentation der Kinderkleiderkollektion ihrer Mutter.
Die Familie aus Sevnica gehörte dem gehobenen Mittelstand im damaligen Jugoslawien an, beide Eltern waren Unternehmer (soweit das im kommunistischen System möglich war), arbeiteten hart. Klar war für sie, dass die Töchter eine gute Ausbildung erhalten, um später für sich selber sorgen zu können. Beide wurden in der Schule für Design und Fotografie in Ljubljana angenommen, Melania wechselte zur Architektur, bevor sie sich entschied, mit Modeln ihr Auskommen zu verdienen. «Ich bin ins Risiko gegangen», schreibt sie. «Ich wusste: Welchen Beruf ich auch wähle, ich würde erfolgreich sein. Unsere Eltern hatten uns vorgelebt, was mit harter Arbeit möglich ist.»
Sie lässt ihn zappeln
Nun landete sie also in New York – «es war ein Dienstagnachmittag, das weiss ich noch genau» –, wurde von einer Limousine der Modelagentur nach Manhattan gefahren. «Ich sah das Empire State Building, das Chrysler Building, die Twin Towers. Ich kannte diese Silhouette aus den Filmen, nun war ich mittendrin. Es war atemberaubend.» Sie bekommt rasch Aufträge, kann sich eine eigene Wohnung in einem Brownstone-Building an der Park Avenue leisten, verdient gutes Geld. Ihr amerikanischer Traum erfüllt sich. Die junge Frau ist stolz, arbeitet, kann neben Slowenisch, Italienisch, einigen Brocken Französisch auch Englisch sprechen. Auf einer Party wird sie von einem Herrn in Begleitung einer blonden Frau angesprochen. «Hi, ich bin Donald Trump», sagt er. «Hello, ich bin Melania», sagt sie. Ein kurzer Small Talk. «Aber ich spürte eine magnetische Energie», erinnert sie sich. Er will ihre Telefonnummer, sie weist die Bitte höflich zurück, sagt, er könne ihr ja seine Nummer geben. Sie wartet mit einem Anruf, reist erst für Fotoshootings in die Karibik. Danach treffen sie sich wieder. Und sollten sich nie mehr trennen.
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Donald Trump, Immobilienmogul aus New York, 24 Jahre älter als Melania, bereits zweimal geschieden, ein Haudegen und Lebemann. «Ich sah etwas anderes, nämlich einen sehr liebevollen, aufmerksamen und hilfsbereiten Mann. Noch heute ruft er regelmässig meinen Arzt an, um zu fragen, ob wirklich gut zu mir geschaut werde, ob alles in Ordnung sei.» Beide trinken keinen Alkohol, rauchen nicht, wollen sich gesund ernähren. 2005 heiraten sie, «Vogue»-Chefin Anna Wintour überzeugt Melania, die Vorbereitungen und die Hochzeit vom Magazin für eine Covergeschichte begleiten zu lassen. Das Kleid stammt vom damaligen Dior-Chef John Galliano, am Fest im Trump-Sitz Mar-a-Lago in Palm Beach nehmen unter anderen auch Hillary und Bill Clinton, Elton John oder Arnold Schwarzenegger teil. Wintour ist es auch, die ein Jahr danach Bilder von Annie Leibovitz mit der mit Sohn Barron schwangeren Melania organisiert.
Melania und Donald – das Glamour-Paar schlechthin. Der Freundeskreis erstreckt sich über den ganzen Kontinent. Bis Donald Trump beschliesst, in die Politik einzusteigen – und gleich die Präsidentschaft anzustreben. «Ich sagte ihm, wenn du kandidierst, wirst du gewählt. Ich wusste es, er magnetisiert die Mengen.» Mit seinen Ansichten, Beleidigungen und seiner oft rüden Kampagne schafft er es 2016 ins Weisse Haus. Doch der Freundeskreis dünnt sich aus. «Das ist schwer zu ertragen», sagt Melania.
«Die Medien waren nie fair mit mir»
Ihre Zeit im Weissen Haus will sie nutzen, genauso wie First Ladies vor ihr. 130 Räume umfasst das Weisse Haus, nur ein paar Zimmer gehören den jeweiligen Amtsinhabern, der grösste Teil ist ein lebendes Museum. Melania engagiert eine Historikerin, restauriert und dekoriert nach originalen Bauplänen und Dokumenten in den Archiven. Doch im Gegensatz zu Jackie Kennedy, die sich als Erste um das historische Erbe gekümmert hatte, wird Melanias Arbeit entweder kritisiert oder nicht zur Kenntnis genommen. «Die Medien waren nie fair mit mir.» Sie wurde als Goldgräberin bezeichnet, während des Wahlkampfs hat man Nacktfotos aus den 90er-Jahren ausgegraben – «Bilder für eine französische Zeitschrift, wie sie damals in Europa alle Models machten» –, und das Gerücht wurde in die Welt gesetzt, sie habe als Escort gearbeitet. Dagegen wehrt sie sich, der Urheber des Gerüchts wird der Lüge überführt.
Ihre Arbeit als First Lady sei gering geachtet worden, schreibt sie mit einiger Erbitterung. «Ich habe Donald überzeugt, die Trennung von Familien an der Grenze zu Mexiko sofort zu stoppen. Ich bin hingereist, um das anzuklagen, weil diese Politik unmenschlich war», schreibt sie. Aus diesem Grund habe sie damals die Jacke mit der Aufschrift «I really don’t care» (Es ist mir wirklich völlig egal) getragen: «Als Botschaft an die Medien, die nicht darüber berichteten, dass ich an der Grenze für eine menschliche Einwanderungspolitik kämpfte.» Ebenso sei ihre Kampagne «Be Best» gegen Mobbing, für Cybersicherheit für Kinder und gegen die Opioidkrise lächerlich gemacht worden. «Dabei haben die französische Präsidentin Brigitte Macron und die belgische Königin Mathilde gleichartige Kampagnen gestartet», so Melania.
Nie ein zweites Kind gewollt
Sohn Barron sei selber Opfer von Cybermobbing geworden, habe doch eine bekannte TV-Kommentatorin in einem Video impliziert, Barron sei autistisch und wie «fantastisch das ist», so könne auf die Krankheit aufmerksam gemacht werden. «Das war besonders fies. Barron ist nicht autistisch – daran ist übrigens nichts Schlimmes –, aber wie kann man einen Jugendlichen so fertigmachen?», fragt Melania. Sie habe immer versucht, ihren Sohn zu schützen, ihn aus der Öffentlichkeit fernzuhalten. Heute ist er 18-jährig und besucht ein College in New York. «Er hat das selber ausgewählt, ebenso, dass er weiter zu Hause leben will. Ich habe ihn so erzogen, dass er weiss, was Arbeit ist, und dass er seine eigene Meinung haben darf.» Ein zweites Kind habe sie übrigens, im Gegensatz zu ihrem Mann, nie gewollt. «Ich organisiere ja die ganze Familie, meine Stiftungen, mein Business und unser ganzes Leben.»
Falls Donald Trump am 5. November zum zweiten Mal zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wird, kehrt Melania ins Weisse Haus zurück. Auch dieses Mal möchte sie ihre Zeit als First Lady nutzen. Für das Recht der Frauen auf Abtreibung wird sie sich weiter einsetzen, ihrem Mann im privaten Gespräch ihre Ansichten klar und deutlich kundtun. Vielleicht würde sie das auch öffentlich tun – wenn sie gefragt würde. Aber, wie lautet doch ihr Lebensmotto: «Man muss alle nehmen, wie sie sind. Ich kann niemanden kontrollieren. Ich kann nur die Kontrolle über mich selber haben.»
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