Sie war selbst eine der «Meisterinnen»: Allison Mack (38) wurde im April 2018 wegen ihrer Beteiligung an der Sekte NXIVM verhaftet. Der als Selbsthilfegruppe getarnte Kult war eigentlich nur mittel zum Zweck, um Frauen zum Geschlechtsverkehr mit Sektenführer Keith Raniere (60) zu zwingen. Der Guru wurde im Juni 2019 unter anderem wegen Menschenhandel, sexueller Nötigung eines Kindes und dem Besitz von Kinderpornografie zu 120 Jahren Haft verurteilt. Seine langjährige rechte Hand Allison Mack wartet immer noch auf ihr Urteil. Am 30. Juni soll das Gericht ihr Strafmass verkünden.
Im Vorfeld dieser Entscheidung hat sich Mack nun selbst beim Richter gemeldet – und sich für ihr Verhalten entschuldigt. Sie bereue ihren Beitrag an NXIVM zutiefst, teilt sie in einem Brief an das Gericht mit. Das «Variety»-Magazin hat das Schreiben nun veröffentlicht.
«Ich habe mich Raineres Lehren vollkommen unterworfen»
«Ich kann von ganzem Herzen sagen: Es tut mir unglaublich leid», schreibt die ehemalige «Smallville»-Schauspielerin darin. «Ich habe mich Keith Ranieres Lehren vollkommen unterworfen. Ich habe geglaubt, dass seine Führung mich zu einem besseren Menschen macht. Ich habe ihm mein ganzes Leben gewidmet. Das war der grösste Fehler meines Lebens.»
In dem Brief entschuldigt sich Mack bei all den Frauen, die sie in die Sex-Sekte gebracht hat. Sie war als prominente Schauspielerin eines der grössten Aushängeschilder von NXIVM: «Die Schuld lastet schwer auf meinen Schultern.» Die Last sei so schwer gewesen, dass sie manchmal dachte, zusammenzubrechen. «Jetzt wo ich auf der anderen Seite angekommen bin, bin ich eine bessere, gütigere Frau geworden. Ich kann den Schmerz meines Betruges an euch und euren Angehörigen nicht heilen, aber ich kann euch versprechen, dass ich meine Schuld akzeptiere und mich von Grund auf verändert habe.»
Mack entschuldigt sich auch bei ihren eigenen Angehörigen, die jahrelang versucht haben, sie aus NXIVM zu befreien. Dem Brief beigelegt seien laut «Variety» über ein halbes Dutzend Briefe von ihrem Umfeld gewesen, die ebenfalls ihre Veränderung bezeugen.
Allison Mack will nicht ins Gefängnis
Dass Mack sich jetzt entschuldigt, ist kein Zufall. Ihre Anwälte baten das Gericht in Zusammenhang mit ihrem Brief darum, dass Mack nicht ins Gefängnis muss. Sie begründen dies damit, dass die Schauspielerin Reue zeigt, und mit dem Gericht und den Polizeibehörden kooperiert habe. Bei einem Schuldspruch droht Mack eigentlich ein Mindeststrafmass von 15 Jahren.
Nach ihrer Verhaftung bezahlte Mack 2018 ihre Kaution in Höhe von fünf Millionen Dollar und zog zu ihren Eltern in Kalifornien. Dort wurde sie unter Hausarrest gestellt. 2019 bekannte sie sich schuldig, organisiertes Verbrechen betrieben zu haben (Amerikanischer Rechtsbegriff: «Racketeering»).
Laut ihren Anwälten habe Mack begonnen, in einer Catering-Firma als Nebenjob zu arbeiten. Ausserdem habe sie mehrere College-Kurse besucht und plane einen Bachelor-Abschluss in Psychologie. «Sie bittet das Gericht respektvoll darum, dass sie ihren Weg der Wiedergutmachung weitergehen kann, ohne in Haft zu müssen», schreiben ihre Anwälte.
Allison Mack assistierte Keith Raniere jahrelang bei seinen NXIVM-Machenschaften. Wie Tonauflagen belegen, war sie unter anderem dabei, als der Sektenführer entschied, seine Opfer mit seinen Initialen zu brandmarken und bestärkte ihn in diesem Wunsch. Auch ihre Initialen sind in dem Brandmal zu finden. Sie hielt viele der Frauen während der Brandzeremonie fest.
Mack stand laut Zeugenaussagen als eine der «Meisterinnen» an der Spitze von NXIVMs Sklaven-System und instruierte Frauen, dass sie mit Raniere Verkehr haben müssen. Sie erpresste Frauen ausserdem mit Nacktbildern und zwang sie damit, Rainere und ihr hörig zu sein. (klm)