In der Schweiz ist Carol Schuler (34) zurzeit vor allem für ihre Rolle als Zürcher «Tatort»-Kommissarin Tessa Ott bekannt. «In Deutschland bin ich eher eine Schauspielerin, die dies und jenes macht. Worüber ich nicht unglücklich bin», sagt die gebürtige Winterthurerin, die für ihre Ausbildung schon mit 18 nach Berlin zog und auch aktuell dort lebt. In der morgen Mittwoch erscheinenden Komödie «One Night Off», dem ersten deutschen Original-Spielfilm der Amazon Studios, verkörpert sie eine schrille, kontrollsüchtige Mutter kurz vor dem Nervenzusammenbruch.
«Ich hatte schon immer ein komödiantisches Flair, war stets der Klassenclown. Ich freute mich, wenn die Leute gelacht haben. Und offensichtlich hat mich dies auch bis heute geprägt», sagt Schuler zu ihrem Genrewechsel. «Hier hatte ich das grosse Glück, dass mich Regisseur Martin Schreier vielfach gewähren liess. Oft höre ich: Das ist zu viel, mach weniger, schraub runter. Er hat alles angenommen und gab mir viele Freiheiten. Es war das eigentliche Gegenteil meiner Darstellungen als Kommissarin. Für einmal konnte ich alles laufen lassen.»
Enorme Vielfältigkeit zeichnet Schuler aus
Bereits mit ihrer ersten Hauptrolle gewann Schuler 2001 als Teenager in «Lieber Brad» den Schweizer Filmpreis. Und seit damals hat sie ihre enorme Vielfältigkeit immer wieder erfolgreich unter Beweis gestellt. Jüngster Höhepunkt war ihre Darstellung in der Netflix-Serie «Skylines» 2019, für die sie einen Grimme-Preis und den Deutschen Schauspielpreis erhielt. «
Eine Rolle muss mich in erster Linie interessieren. Und im besten Fall etwas sein, was ich noch nie so gespielt habe. Ich glaube, dass ich grundsätzlich genau das annehmen würde, was ich nicht kann», sagt sie. «Ich liebe Challenges und lasse mich gerne herausfordern. Die Verkörperung einer Kommissarin finde ich jedenfalls massiv schwieriger als diese Rolle.»
Trotz hohem Tempo und Slapstick-Einlagen hat die Figur der Sarah auch eine tragische Note. Für Schuler ist dies unabdingbar für die gewünschte Wirkung. «Eine Komödie braucht, um wirklich lustig zu sein, immer auch den tragischen Widerpart. Komödie muss Not und Tragik als Fundament beinhalten, sonst bedeutet sie nichts. Wie sich Sarah gibt, hat einen tieferen Grund, basierend auf einem Trauma.»
Ein reales Vorbild für die Ausgestaltung gab es nicht. «Doch ich sah in all ihrer Strenge immer auch einen Funken Verrücktheit, das sprach mich an. Sarah ist konstant crazy. Alles, was sie macht, ist extrem. Da konnte ich aus meiner eigenen Verrücktheit schöpfen, solche Figuren liegen mir.»
«One Night Off», Amazon Prime, ab 29. Dezember.
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