Schauspielerin Wanda Wylowa
«Ich bin jetzt im Hexenalter»

Als Schauspielerin im mittleren Alter sehnt sich die Zürcherin nach wilderen Frauenfiguren. Denn auch sie hat mehr Rollen inne, als jene der Mutter und Hausfrau.
Publiziert: 04.05.2024 um 16:03 Uhr
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Aktualisiert: 04.05.2024 um 16:05 Uhr
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Die Zürcher Schauspielerin Wanda Wylowa (51) färbt sich seit 35 ihre blonden Haare rot.
Foto: Nikkol Rot
Aurelia Robles, GlücksPost
Glückspost

Seit sie 35 Jahre alt ist, trägt Wanda Wylowa (51) ihr Haar nicht mehr blond. Von da an bekam die Zürcherin plötzlich mehr Rollen, und zwar als die kleine lustige Freundin der schönen grossen Blondine. «Ich war mit meiner Körpergrösse von knapp 1,60 Meter immer zu wenig gross und zu wenig schön. Mir half es beruflich, die kleine Lustige zu sein.» In der Theaterkomödie «2 Engel für Harry», die im Herbst in die Verlängerung geht, spielt sie neben einer Blondine. Doch Hanna Scheuring (58) und sie verkörpern im Stück Pflegerinnen, die schlecht bezahlte Jobs haben und deshalb in Versuchung kommen, zu klauen. «Frauen, die es hart haben mit der Existenz, aber mitten im Leben stehen, sieht man selten auf der Bühne», sagt Wylowa. Das Stück ist für den Prix Walo (4. Mai, SRF 1, 20.10 Uhr) in der Kategorie Theaterproduktionen nominiert.

Selbst mitten im Leben wüsste Wanda Wylowa genau, was für Figuren sie gerne verkörpern würde. «Die ideale Frauenrolle wäre jene einer selbstbestimmten Frau, die auch Abenteuer erlebt, ohne auf einen Mann angewiesen zu sein oder als Mutter einer Kleinfamilie deponiert.» Die Frau, die auswandert, mit 50 noch eine Ausbildung zur Busfahrerin wagt, einen jüngeren Mann hat oder Geld für das Studium ihrer Enkeltöchter klaut, ein Roadtrip wie «Thelma & Louise», einfach mit 50-Jährigen. «Gibt es die Frau nicht, die etwas Wildes macht?», fragt sie rhetorisch.

Schlau mit Finanzen

Wanda Wylowa selbst erfüllt in ihrem privaten Lebenslauf ein paar der von ihr genannten Figuren-Ideen. Oft geht sie alleine in Clubs tanzen, zu Afrobeat und Dance-Hall-Musik. Vor 12 Jahren hat sie sich in ihren zwölf Jahre jüngeren Partner Nikolai (39) verliebt, mit dem sie in Zürich zusammenlebt. «Viele fanden das natürlich schlimm. Auch, dass ich die klassische Kleinfamilie dafür aufgegeben habe.» Mit den Vätern ihrer Söhne Vadim (16, Gymnasiast) und Ismael (23, Student und Besitzer eines Modelabels) teilte sie sich von Anfang an die Kinderbetreuung, verzichtete auf Unterhalt, um stets finanziell unabhängig und beruflich dafür zeitlich freier zu sein. «Ich bin selbst sehr arm aufgewachsen, meine Mutter war alleinerziehend, hatte maximal 3000 Franken im Monat», erzählt sie. «Deshalb war ich schon früh sehr schlau im Umgang mit meinen Finanzen.»

Vor kurzem hat sie von der Stadt Zürich eine kulturelle Auszeichnung erhalten, die ihr bisheriges Schaffen würdigt und ihr künftiges fördert. «So ein Preis ist sehr wichtig und motivierend, um weiterzumachen», sagt sie, die 2015 den Schweizer Fernsehfilmpreis als beste Nebendarstellerin für ihre Rolle in «Der Hamster» erhielt. «Doch die Hälfte des Preises habe ich gleich in die Pensionskasse einbezahlt.» Seit kurzem hat sie auch eine Taggeldversicherung, um im Falle einer Krankheit abgesichert zu sein. Denn als Selbständige hat sie keine Sicherheit, hatte so auch keinen bezahlten Mutterschutz. «Jeweils zehn Tage nach den Geburten meiner Söhne musste ich daher aufs Arbeitsamt.»

Die Rolle der Mutter erfüllt Wanda Wylowa nicht nur privat, sondern auch oft als Schauspielerin. Im Kinofilm «Ferienfieber» sowie in der SRF-Serie «Seitentriebe» verkörperte sie jeweils eine bünzlige Ehefrau und Mutter. Und seit 2010 steht sie immer wieder als emotionales Mami im Stück «Traumfrau Mutter» auf der Bühne – nun erneut diesen Mai in der Maag Halle Zürich. Über 100'000 Personen haben sie in dieser Rolle schon gesehen. Doch wenn es um neue Engagements geht, hat die Schauspielerin gerade ein blödes Alter, wie sie zu hören bekommt. «Ich bin zu alt für eine Mutter, zu jung für die Grossmutter», erzählt sie. «Da frage ich mich manchmal, ob das wirklich die einzigen Figuren sind, die Frauen spielen können.» Für sie existieren aktuell meist Rollen als verlassene Mutter oder eifersüchtige Ehefrau wie Hera, die Frau von Zeus. «Zuerst freute ich mich über diese bösen, mächtigen Rollen, da man in jungen Jahren oft ein naives, staunendes Mädchen oder eine sexy Stripperin spielt und als Rolle den Männern zuliefert. Doch dann merkte ich, dass ich im Hexenalter angekommen bin.» Sie lacht laut und wirft ihre roten Locken nach hinten.

Aus Liebe zum Spiel

Allen Widrigkeiten, Herausforderungen und Unsicherheiten zum Trotz hat sie der Schauspielerei nie abgeschworen. «Meine Söhne fragen mich immer wieder, wieso ich das mache. Es sei doch so ein Stress», erzählt sie, deren Eltern sich im Theater kennengelernt hatten. «Wegen dem Spielen lohnt sich das. Es ist einfach das Allerschönste. Ich darf irgendwie Kind bleiben. Und ich habe ein vielseitiges Leben.» Sprechrollen, Moderationen, Lesungen, PK-Stiftungsrätin: «Ich mache ganz viele kleine Sachen, bin eigentlich überall dabei und war mir auch nie für etwas zu schade. Irgendwie habe ich es so immer geschafft, genügend zu verdienen», sagt sie.

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Doch eine fixe Charakterrolle – gerade befindet sie sich in zwei laufenden Castings – wäre «sehr, sehr toll». Wanda Wylowa kreuzt ihre Finger. Denn die härteste Rolle in ihrem Leben ist die der eigenen Managerin. «Ich muss mich immer wieder aufbauen, mir schön zureden und bei einer Absage sagen, dass etwas anderes kommen wird. Und am Schluss kommt immer das Wichtigste: Hauptsache, du bist gesund!» Mit der Schauspielerei aufhören wird sie jetzt mit 50 sowieso nicht, schliesslich ist auch Stephanie Glaser (1920–2011) erst im hohen Alter richtig durchgestartet. «Meine letzten 20, 30 Jahre will ich noch mehr geniessen und weiterhin mutig sein. Meine Alterskarriere wird bombastisch!»

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