Eins vorweg: Man muss weder selbst Schach spielen noch jeden Spielzug nachvollziehen können, um sich für die neue Netflix-Miniserie «Das Damengambit» zu begeistern. In der siebenteiligen Show geht es um Elizabeth «Beth» Harmon (Anya Taylor-Joy, 24), die sich im Amerika der 60er- und 70er-Jahre Zug um Zug an die Spitze der Schachwelt kämpft – und in jungen Jahren bereits ein Suchtproblem hat.
Als Laie erkennt man es wohl nicht. Doch jede einzelne der zahlreichen Partien der Serie wurden vom wohl bekanntesten Schachspieler der Welt, dem ehemaligen mehrfachen Weltmeister Garri Kasparow (57), entworfen. Unterstützt wurde er dabei von Schachtrainer Bruce Pandolfini (73).
Schauspieler und Kamerateam mussten jeden einzelnen Zug auswendig lernen. So auch das Damengambit, nach dem die Serie benannt wurde. Dabei handelt es sich um einen Eröffnungszug. Die Hauptzugfolge: 1. d2–d4 d7–d5; 2. c2–c4. Anya Taylor-Joy sagt dazu: «Im Grunde habe ich alle Sequenzen wie Tänze gelernt. Dass ich selbst Tänzerin bin, hat mir geholfen, mich zu erinnern, wie alles funktioniert.»
Anya Taylor-Joy ist die Heldin der Serie
Die Schauspielerin verkörpert Waisenkind und Schachgenie Beth mit feiner Mimik und verleiht ihr einen starken Willen statt exzentrische Überheblichkeit. Ihr Gesicht wird oft in Grossaufnahmen gezeigt. Manchmal glaubt man, Beth denken zu hören, wenn sie konzentriert auf das Schachbrett blickt.
Sie ist die Heldin der Serie, um die sich die fiktive Welt von «Das Damengambit» dreht. Doch auch andere Figuren begeistern: Marielle Heller (41) als Beths Adoptivmutter Mrs. Alma Wheatley, hin- und hergerissen zwischen Verständnis für ihre Adoptivtochter, Alkohol und dem Ansporn, mit dem Kind das grosse Geld zu machen.
Dann ist da noch Schönling Jacob Fortune-Lloyd (30) als Townes, der Beth immer wieder über den Weg läuft. Und der junge US-Champion Benny Watts, der von Thomas Brodie-Sangster (30) gespielt wird.
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Jedes Schachspiel sorgt für Spannung
Der Reiz der Serie liegt darin, dass sich im Spiel zwei extrem unterschiedliche Menschen gegenübersitzen können. Muskeln spielen hier keine Rolle, es braucht kein besonderes Geschick für diese Sportart: Nur den Kopf, ein Brett mit 64 Feldern, 32 Figuren, davon 16 weiss und 16 schwarz.
Es macht Spass, Beth dabei zuzusehen, wie sie sich Spiel um Spiel einen Namen macht, wie sie mit ihrer wachsenden Bekanntheit umgeht und gleichzeitig Pillen und Alkohol verfällt. Die Serie ist ungeheuer spannend, und dazu braucht es weder viel Blut, noch Action oder wilde Verfolgungsjagden. Die Dramen beschränken sich auf das quadratische Spielfeld.
Darum der Tipp zum Ende, wie man sich die kommende Zeit ohne grosse Feste und Familienfeiern vertreiben könnte: Ein Schachbrett besorgen. Check.