Treffen sich ein Kölner und ein Münchner in Baden-Baden … Was wie der Anfang eines Witzes klingt, hat zum lustigsten und langlebigsten Comedy- und Moderatorenduo im deutschsprachigen Raum geführt: Seit über 30 Jahren sorgt es bis weit in die Schweiz hinein für gute Laune – 28 Jahre davon zauberte es uns bereits in den Morgenstunden ein Lächeln ins Gesicht, seit dieser Woche am Vorabend.
Letzten Montag war Premiere: «SWR3 Move – Die Feierabendshow», ertönt um 16.06 Uhr das Sendungslogo, worauf Michael Wirbitzky (60) sagt: «Da sind wir mit Sascha Zeus …» «… und Sascha Zeus», erwidert Sascha Zeus (66). «Wir haben abgemacht, dass ich deinen Namen nenne und du meinen», sagt Wirbitzky. Darauf Zeus: «Aber ich bin doch Sascha Zeus.» Da haben wir sie wieder: «Dick und Doof» der Radiowelt!
Bis letzten Dezember haben die beiden ihre Spässe von morgens 5 Uhr bis 10 Uhr geboten. Entsprechend sind die ersten Reaktionen: «Shit, ich habe verschlafen!», schreibt eine Hörerin ins Studio. Eine andere fragt: «Na, ihr zwei, ausgeschlafen?» Und auch der von Wirbitzky gespielte Dauernörgler Peter Gedöns aus Bonn ruft an und fragt Zeus: «Warum sind Sie nachmittags da? Haben Sie zu Hause beim Staubsaugen gestört?»
Der Kölner Wirbitzky und der Münchner Zeus kamen Ende der 1980er-Jahre zu SWF3, der Popstation des damaligen Südwestfunks aus der Nordschwarzwälder Kurstadt Baden-Baden (D), gut 250 Kilometer Luftlinie von der Schweizer Grenze entfernt. 1975 gegründet war SWF3 hierzulande vor Radio 24 (seit 1979) und DRS3 (seit 1983) das erste auf UKW empfangbare Radio für ein junges Publikum und entsprechend beliebt.
Die Ersten, die vom Privatradio kamen
Beliebt waren Wirbitzky und Zeus zu Beginn noch nicht, zumindest nicht bei den neuen Kollegen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt. «Wir waren die Ersten, die vom Privatradio kamen», sagt Zeus, und Wirbitzky ergänzt: «Da gab es einen gewissen Dünkel in der Redaktion.» «Die guckten auf uns runter», doppelt Zeus nach. «Wer kommt denn da?» Er kam vom Münchner Radio Gong 96.3, Wirbitzky von RTL in Luxemburg.
Die beiden Aussenseiter schlossen sich zusammen, machten schon Ende 1988 sporadisch gemeinsam Sendungen. Ab 1996 begannen sie mit der Doppelmoderation der Morgensendung «On» auf SWF3, seit 1998, dem Zusammenschluss des Südwestfunks mit dem Süddeutschen Rundfunk (SDR), die «SWR3 Morningshow» – anfänglich von 6 bis 9 Uhr, am Schluss von 5 bis 10 Uhr. Da haben sich zwei gefunden!
«Als Gespann gestalten sie die erfolgreichste Morgensendung im deutschen Radio», so «Radioszene», das Insidermagazin für Radiomacher. Aber zu Beginn waren sie sich nicht sicher, wie sie beim Publikum in Südwestdeutschland ankommen. «Wir sind beide nicht originär aus dem Sendegebiet», sagt Wirbitzky. «Da fragten wir uns, ob uns die Hörerschaft mag. Doch wir haben es geschafft, dass sie uns liebhat.»
SWR3 hat eine Reichweite von 3,15 Millionen Hörerinnen und Hörern (2023), das heisst: So viele Menschen schalten täglich den Sender ein. Zum Vergleich: SRF3, die erfolgreichste Popwelle in der Schweiz, erreicht täglich eine Hörerschaft von 904’550 Personen (2023) – eine Zahl, die allein schon die «SWR3 Morningshow» mit einer Reichweite von 1,5 Millionen übertrifft.
Viel Feedback aus der Schweiz
Von Basel über Zürich bis St. Gallen lassen sich auch hierzulande einige Tausend vom deutschen Sender wecken. «Wir kriegen viel Feedback von Hörerinnen und Hörern aus der Schweiz», sagt Wirbitzky. SWR3 habe nie versucht, ein allzu lokaler Sender zu sein, und sei vom Anspruch her ein nationales Radio. «So haben wir Themen, die für Schweizerinnen und Schweizer genauso relevant sind.»
Relevanz und Respekt: «Radioszene» nennt die «Morningshow» im Mai 2020 den Leuchtturm im Südwesten Deutschlands für Radiohörer, die das Lustige lieben: «Hier kommt Comedy nicht als Kaufformat von der Stange, peinliche Plattheiten und laue Witze sind tabu», so das Branchenmagazin. «Sascha Zeus und Michael Wirbitzky füllen die Show mit spontanen Gags, launigen Dialogen oder mit eigenwilligen Figuren.»
Das Figurenrepertoire der beiden ist gross: Neben Wirbitzkys Peter Gedöns aus Bonn-Poppelsdorf spielt Zeus den beleidigt brummenden Erklärbär («auch Hallo»), die fremdwortverwechselnde Frau Vierthaler («Das ist die reinste Syphilis-Arbeit») oder den falsch reimenden Wetterbauer Zeusinger («Im Januar ist alles grau, drum ist er auch eine blöde …») – a Riesengaudi!
Und welche Figur imitiert Zeus am liebsten? «Dandy van Dünkel mag ich besonders gerne», sagt er. «Van Dünkel kommt aus einer Welt, die nicht von dieser Welt ist.» Er berichtet jeweils «aus der Welt der Schönen, Reichen und ganz schön Reichen» und bringt unfassbar teure Gegenstände mit, deren Preis – meist in den Tausenden, manchmal in den Millionen – die Hörerinnen und Hörer möglichst genau schätzen müssen.
«Dick und Doof» in einer Person
Die Rollenverteilung der Moderatoren ist eindeutig: «Dort der schlaue, schnelle und schmalere Kölner, da der tumbe, grosse, schwerfällige Bayer», sagt Zeus. «Die Fallhöhe hat funktioniert und funktioniert bis heute.» Humor entwickle sich aus der Unterschiedlichkeit, ergänzt Wirbitzky und sagt: «Jerry Lewis und Dean Martin waren ganz verschieden – das ist das Dick-und-Doof-Prinzip.»
Aber bei «Dick und Doof» ist der Schwerfällige der Schlaue. «Das haben wir abgeändert», sagt Zeus, «ich bin dick und doof in einer Person.» Das habe den Vorteil, dass er mehr Sympathien vom Publikum bekomme, weil es Mitleid mit ihm habe. «Und viele der Demütigungen, die ihm zuteilwerden, denkt er sich selber aus», sagt Wirbitzky. «Sascha ist ein sehr belesener Mensch.»
Die beiden überlegen sich noch, welche Rollen sie ins Vorabendprogramm zügeln. «So ein Wechsel bietet die Chance, sich ein bisschen neu zu erfinden», sagt Wirbitzky. «Wir haben uns früher schon von einigen Rollen verabschiedet – alles hat seine Zeit.» «Old Plapperhand und der weiss-blaue Bruder», die jeweils am Ende der «Morningshow» in die Morgensonne ritten, galoppierten letzte Woche nicht in die Abendsonne.
Dieser Ausklang war eine Parodie auf die «Weissagung der Cree»: «Erst, wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.» Wirbitzky fasste jeweils drei Beiträge aus der Sendung zusammen und endete mit dem Satz: «… werdet ihr merken, dass die Morningshow vorbei ist.» Darauf Zeus: «Howgh, und nun lass uns in die Morgensonne reiten.» Pferdegeklapper.
Anstatt in die Morgensonne gehts jetzt in den Lift
In «Move – Die Feierabendshow» steigen sie am Schluss in den Lift, der sie statt nach oben ins Untergeschoss zur Qualitätskontrolle bringt. «Den Wechsel in die Abendsendung haben wir uns selber gewünscht», sagt Wirbitzky, und Zeus ergänzt: «Bevor sie uns aus dem Sattel schiessen.» Und weshalb wollten sie ins Abendprogramm, wo sie weniger Hörerinnen und Hörer erreichen werden?
«Der entscheidende Vorteil ist eindeutig das Aufstehen», sagt Zeus. Damit sie sich um 4 Uhr morgens im Studio treffen konnten, schrillte der Wecker nach 3 Uhr. Zeus: «Wenn jemand sagt: Ans Früh-Aufstehen gewöhne man sich, dem sage ich: Du lügst!» Um 3 Uhr nachts aufzustehen, sei immer ein Hammer auf den Kopf. Und dann bis 10 Uhr Sendung zu machen: «Das ist ein Brett!»
Und wie lautet die Pointe des Witzes vom Anfang? «Wir arbeiten kaum mit Witzen», sagt Wirbitzky. «Das klingt komisch, aber wir versuchen, die Pointen aus etwas anderem zu schöpfen.» Und Zeus sagt: «Wir hatten mal einen Witze-Erzähler hier, den Markus Krebs – dem konnte man ein Thema vorgeben, und er erzählte den Witz.» Heute erfüllt ChatGPT dieselbe Funktion innert Sekunden.
Mit welchem Ergebnis? «Treffen sich ein Kölner und ein Münchner in Baden-Baden. Sagt der Kölner: ‹Du weisst, unserer Stadt ist berühmt für die Kathedrale – es dauerte Jahrhunderte, bis sie vollendet war.› Der Münchner kichert und sagt: ‹Nun, in München haben wir unsere berühmten Biergärten, wo es in ein paar Minuten ein Weizen gibt – wir glauben an Effizienz.›» Naja, Wirbitzky und Zeus sind lustiger.
Wirbitzky und Zeus in der «SWR3 Move – Die Feierabendshow», Montag bis Freitag, 16 bis 19 Uhr, über UKW (97.0 und 98,3 im Raum Nordwestschweiz/Basel; 93,8 im Raum Aargau/Innerschweiz/Zürich; 97,1 im Raum Ostschweiz/St. Gallen) oder via Internet unter swr3.de
Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab 19:30 Uhr – einfach mitmachen und absahnen.
So gehts:
- App holen: App-Store oder im Google Play Store
-
Push aktivieren – keine Show verpassen
-
Jetzt downloaden und loslegen!
-
Live mitquizzen und gewinnen
Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab 19:30 Uhr – einfach mitmachen und absahnen.
So gehts:
- App holen: App-Store oder im Google Play Store
-
Push aktivieren – keine Show verpassen
-
Jetzt downloaden und loslegen!
-
Live mitquizzen und gewinnen