Immerhin sei er in einem Alter, in dem er diesen Preis noch lange geniessen könnte, scherzt Matt Dillon (58). Der US-Filmstar wurde in Locarno für sein Lebenswerk ausgezeichnet, dafür fühle er sich eigentlich zu jung, sagte er auf der Piazza Grande und rief ins Publikum: «Es gibt Regisseure da draussen, mit denen ich immer noch arbeite.»
Sichtlich gerührt schaute er auf die Leinwand mit Ausschnitten von seinen Filmen über die letzten vier Jahrzehnte an und meinte: «Ich mache das tatsächlich schon eine ganze Weile.» Seine erste Rolle hatte Dillon bereits als Teenager, entdeckt wurde er, als er die Schule schwänzte und mit Kollegen kiffte. Rebellisch und gut aussehend, das war genau, was die Talentsucher für den Film «Wut im Bauch» (1979) wollten.
Spätestens mit «Die Outsider» unter der Regie von Francis Ford Coppola (83) wurde er zum Jungstar. «Coppola war ein Patriarch, ein bisschen wie ein Vater», erzählt Dillon im Publikumsgespräch.
Es ist nicht sein erster Besuch in Locarno, schon 1995 war Dillon im Tessin, um «To Die For» mit Gus Van Sant (70) zu präsentieren. Mit ihm hatte er zuvor «Drugstore Cowboy» (1989) gedreht, es war erst der zweite Film des Regisseurs, der ihm zum Durchbruch verholfen hat. «Es war eine völlig andere Art des Filmemachens, zurückhaltend, aber auch sehr klar, Gus wusste genau, was er will. Wir hatten viel Platz zum Improvisieren.»
Genauso wie beim Dreh mit Kultregisseur Lars von Trier (66). «Weil seine Filme düster sind, denken viele, er sei etwas verrückt. Aber das Drehen mit ihm macht echt Spass.» Die Arbeit des Regisseurs habe er nicht immer verstanden, aber: «Lars sagte, du kannst mir vertrauen. Und sonst kannst du dann immer noch sagen, es sei meine Schuld.» Als Schauspieler sei man bei ihm sehr viel freier.
Dillon war zuvor schon in Locarno
Was bedeutet Freiheit für den Schauspieler, der vor allem in jungen Jahren oft den Rebellen mimte? «Die Regeln brechen! Manchmal muss ma. das, um aus dem Gewohnten herauszukommen.»
Mit im Gepäck hatte Dillon eine Filmrolle, zu seinen Ehren wurde «City of Ghosts» gezeigt, seine erste Regie-Arbeit. «Ich wollte einen Film machen, in dem ich auch selber gerne drin wäre.»
Sieben Jahre dauerte es, bis der Film im Kasten war. «Dinge passieren nicht unbedingt dann, wenn man es will. Und das ist gut so.»
Vor der Zukunft hat er keine Scheu: «Meine Stärke ist meine Kreativität, und damit eröffnen sich auch viele Möglichkeiten.» Traurig findet er allerdings, dass man immer seltener Filme auf der grossen Leinwand sieht. «So wie hier in Locarno auf der Piazza, wenn man im Dunkeln sitzt und einen Film gemeinsam schaut, da entsteht Magie.»