Liam Neeson (68) will nicht in Rente gehen. In seinem neuen Film «The Marksman» spielt der gebürtige Ire einen Ex-US-Marine, der ein Kind vor einem mexikanischen Drogenkartell beschützen muss. Dabei liefert der Streifen alles, was man von Neesons Filmen inzwischen erwartet: Schiessereien, Auto-Verfolgungsjagden und Faustkämpfe. Warum die Action-Szenen für den Hollywood-Star dieses Mal aber nicht an erster Stelle standen, erklärt er Blick im Interview.
BLICK: Seit «Taken» sieht man sie vor allem in Action-Filmen. Was mögen sie so an dem Genre?
Liam Neeson: Es macht einfach Spass, einen Action-Streifen zu drehen. Ich liebe es, mit Stuntmännern abzuhängen und ich habe eine sehr enge Verbindung mit meinem Kampf-Choreografen. Wir haben jetzt schon 25 Filme zusammen gedreht. Für eine Kampfszene zu trainieren hält mich jung. Man muss immer auf Zack sein. «The Marksman» überzeugte mich aber nicht nur wegen der Actionszenen. Ich habe mich zuerst in die Story verliebt.
Ihr Co-Star im Film ist erst 11 Jahre alt. Arbeiten sie gerne mit Kindern zusammen?
Ich muss ehrlich sein: In meiner Karriere war das nicht immer der Fall. Ich würde mal sagen, so 80 Prozent meiner Erfahrungen waren positiv. Aber meine Arbeit mit Jacob war besonders. Eine Vater-Sohn-Beziehung zu spielen ist nicht einfach, aber dank ihm war es ein Kinderspiel. Er würde viele seiner älteren Schauspielkollegen problemlos an die Wand spielen.
Eines der zentralen Themen von «The Marksman» ist Immigration in den USA. Wie sehen sie als Wahlamerikaner das Thema?
Immigration ist hier eine empfindliche Angelegenheit, aber genau deshalb sollte man darüber sprechen. Donald Trump hat in seiner Amtszeit Regeln eingeführt, die abscheulich sind. Sie sind eine Beleidigung für die Menschheit. Es gibt momentan in Amerika 459 Kinder von denen man nicht weiss, wo sie sind, weil man sie von ihren Eltern getrennt hat. Es könnte sein, dass diese Kinder von Menschenhändlern entführt wurden. Ich bin mir sicher, dass das schon passiert ist. Und die Trump-Regierung sagte einfach nichts dazu. Deshalb wollte ich diesen Film drehen, um auf diese Missstände aufmerksam zu machen. Und wenn es für manche Leute ein empfindliches Thema ist, dann ist das verdammt noch einmal halt so. Tut mir leid, dass ich geflucht habe.
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Ihre Figur ist in einer tiefen Glaubenskrise. Glauben sie selbst an ein Leben nach dem Tod?
Je älter ich werde, desto mehr Fragen stelle ich mir. An manchen Tagen glaube ich daran, dass es noch weitergehen wird. Dass wir auf eine neue Ebene wechseln. Und an anderen Tagen glaube ich, dass wir einfach nur zu Sternenstaub werden – aus, fertig, Schluss. Ich bin mit beiden Varianten im Reinen.
«The Marksman» erscheint inmitten der Coronakrise. Wie fühlt es sich an, jetzt einen Film zu veröffentlichen?
Ich freue mich darauf. Ich glaube, die Leute brauchen ein bisschen Unterhaltung. Wer hat schon nicht genug gesehen und gehört vom Coronavirus? Klar, man muss Abstand halten und alle Sicherheitsmassnahmen befolgen. Aber ich freue mich darauf, dass die Leute ins Kino gehen können.