Obwohl «Dahmer» anders als viele Filme oder Serien über Serienmörder den titelgebenden Killer nicht glorifiziert oder romantisiert - manche Zuschauer kritisierten die Sympathie, die angeblich für den Verbrecher geweckt werde. Dabei hatten die Macher des erfolgreichen Netflix-Formats gerade dies verhindern wollen. Dies verriet jetzt die Cutterin Stephanie Filo gegenüber «Variety». Für den Schnitt von «Dahmer» hat sie eine Emmy-Nominierung bekommen.
Stephanie Filo legte grossen Wert darauf, die Geschichte des realen Serienmörders Jeffrey Dahmer (1960-1994) aus einer möglichst objektiven Sicht zu erzählen. Sie weist gegenüber «Variety» darauf hin, dass viele Szenen aus einer weiten Perspektive aufgenommen worden waren. Das ermögliche einen neutralen Blick auf das Geschehen.
Wenn Sequenzen allzu viel Mitleid für den Serienmörder zu wecken drohten, griff Filo beim Schnitt ein. In Folge 4 etwa kommt Jeffrey Dahmer zu Weihnachten von der Armee nach Hause und isst mit seiner Familie. Dieser Moment wurde in einer grossen Einstellung gefilmt.
Zwischenschnitte gegen Familien-Sentimentalität
Filo fürchtete nun, dass der Fokus dadurch zu stark auf der Familien-Dynamik liegen könnte. Ihre Lösung: Sie schnitt ein paar Rückblenden dazwischen. «Diese Zwischenschnitte und die unheimlichen Dinge, die er angestellt hat, halfen dabei, den schrecklichen Dingen, die passiert sind, einen Kontext zu geben», so die Cutterin. Dies sei aussagekräftiger als nur «einen Typen zu zeigen, der nur mit seinen Eltern abhängt».
In Momenten, die sich den Opfern des Mörders widmeten, fühlte Stephanie Filo eine besondere Verantwortung. Für die Sequenz, in der die Angehörigen von den Auswirkungen berichten, die die Morde auf sie hatten, nahm sie sich besonders viel Zeit. Sie arbeitete immer wieder an ihr, legte sie beiseite und dachte über sie nach. «Ich habe sie schliesslich in Angriff genommen, als ich in der richtigen Stimmung dafür war, und so hat sich ein Grossteil der Arbeit an dieser Serie angefühlt», sagte sie zu «Variety».
Kritik von Angehörigen der Opfer - Produzent wehrt sich
«Dahmer - Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer» wurde trotz zunächst gemischter Kritiken zu einem Erfolg für Netflix. Schliesslich wurde die Serie unter anderem für mehrere Emmys und Golden Globes nominiert, darunter für Hauptdarsteller Evan Peters (36).
Kritik an «Dahmer» kam von Beginn an von Angehörigen der Opfer, die Jeffrey Dahmer zwischen 1978 und 1991 getötet hatte. Sie fühlten sich von der Serie retraumatisiert und warfen Netflix vor, mit ihrer Tragödie Geld machen zu wollen.
Die Macher traten dem Vorwurf, den Serienkiller allzu menschlich darzustellen, immer entgegen. «Ich denke, wir zeigen einen Menschen», sagte Produzent Ian Brennan (45). «Er ist auf monströse Weise menschlich und auf monströse Weise monströs, und das wollten wir irgendwie hervorheben», so Brennan gegenüber «Page Six».
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