Komiker Ralf Schmitz spricht ernsthaft über Comedy
«Mich über andere Menschen lustig zu machen, war noch nie mein Ding»

Seit über 25 Jahren bewegt sich Ralf Schmitz skandalfrei in der Comedy-Szene. Im Gespräch mit Blick spricht der deutsche Komiker über Cancel Culture, die grösste Bedrohung, und warum er keine Angst davor hat. Ein ernstes Gespräch über Comedy eben.
Publiziert: 31.03.2025 um 20:04 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2025 um 20:18 Uhr
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Im April 2025 wird Ralf Schmitz mit seinem Bühnenprogramm «Schmitzfindigkeiten» auf drei Schweizer Bühnen spielen.
Foto: Robert Recker

Darum gehts

  • Ralf Schmitz spricht über Comedy und gesellschaftliche Veränderungen in der Unterhaltungsbranche
  • Comedy solle der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten, aber an vorderster Stelle stehe gegenseitige Rücksichtnahme, meint Schmitz
  • Der deutsche Comedian tourt mit neuem Programm, Shows in Basel, Bern und Dübendorf
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Aurelia SchmidtRedaktorin People

Wir Menschen neigen oft dazu, uns über Kleinigkeiten aufzuregen – sei es über den, der im Zug Videos ohne Kopfhörer schaut, oder die, die sich beim Anstehen einfach vordrängelt. Absolut ärgerlich – aber sind das nicht Dinge, die uns streng genommen gar nichts angehen? Ralf Schmitz (50) nimmt mit seinem Bühnenprogramm «Schmitzfindigkeiten» genau das unter die Lupe. Beim deutschen Komiker ist es der Strassenverkehr, der ihn rasend macht: «Auf der Strasse verzeihe ich nicht viel, weil das bestenfalls eine Teamleistung ist. Es geht um das ignorante Verhalten, wenn jemand zum Beispiel an wichtigen Kreuzungen nicht blinkt oder alle Spuren belegt, weil er auf seinem Handy noch eine Whatsapp schreibt.»

Und doch kommt nach jedem Aufreger wieder die Einsicht: alles halb so wild. «Viele Menschen haben das Gefühl, sie müssen alles um sich herum bewerten und bei anderen ständig einen Fehler suchen, anstatt positiv zu bleiben. Ich glaube, das ist ein Zeichen unserer Zeit», so die Inspiration hinter seinem neuen Comedy-Programm. Derzeit tourt er damit durch Deutschland, bis er am nächsten Samstag auch das Schweizer Publikum über Spitzfindigkeiten ausquetscht und zum Lachen bringt. «Am Ende des Abends werden wir feststellen, dass wir ohnehin alle verrückt sind.» 

Was darf Comedy überhaupt noch?

Mit über 25 Jahren Erfahrung gehört er zum festen Inventar in der deutschen Comedy-Landschaft. In dieser Zeit hätten sich viele Veränderungen beobachten lassen. «Ich glaube, dass heutzutage auf viel mehr Menschen und ihre Situation Rücksicht genommen werden kann. Missstände sind besser sichtbar, was positiv ist, denn so können wir alle etwas gegen ungerechte Behandlung tun», sagt Schmitz. «Falls sich jemand trotzdem mal im Ton vergreift und vor allem zu persönlich wird, muss man natürlich dafür geradestehen.» Dass ein Spruch zu weit gehen kann, zeigten die Skandale seiner Branchenkollegen im vergangenen Jahr.

In Zeiten, da «Wokeness» das Bühnenprogramm glattbügelt und «Cancel Culture» über das Schicksal von Entertainern bestimmt, stellt sich die Frage, was Comedy überhaupt noch darf. «Die Verbotskultur ist ein komplexes Thema. Klar ist, dass die gegenseitige Rücksicht an vorderster Stelle stehen muss. Ohne Menschen persönlich zu verletzen, müssen wir in der Comedy die Missstände aber benennen, damit wir sie offen kritisieren können.» Schliesslich wolle Comedy den Menschen «einen Spiegel vorhalten und die Gesellschaft an eigenständiges Denken erinnern». Darum findet Ralf Schmitz: «Comedy darf sehr viel, sofern niemand persönlich angegriffen wird.» 

«Mich über andere Menschen lustig zu machen, war noch nie mein Ding. Wir lachen alle über Kontroversen und grosse Fallhöhen, aber eben nicht auf Kosten anderer. Das ist meine persönliche Grenze», so Schmitz.

«Ich habe keine Angst vor Cancel Culture»

«Die Zeiten fordern ein Anpassen», stellt Ralf Schmitz klar. «Sich dem zu verschliessen, bedeutet, sich den betroffenen Menschen zu verschliessen.» Das bedeute aber auch, «dass man den Menschen Zeit für diese Entwicklungen geben muss. Und diese sollten miteinander und auf Augenhöhe unter allen Beteiligten stattfinden. Wir dürfen nicht übertreiben und uns in einen Absolutismus hineinsteigern.»

«Deshalb habe ich keine Angst vor Cancel Culture», sagt Schmitz. Comedy lebe von einer «gewissen Grenzüberschreitung». «Wichtig ist nur die Dosierung», findet Schmitz. «Die Rolle von Comedy ist letztendlich, den Menschen eine Auszeit zu liefern», führt der Comedian aus. So könne man am besten eine Situation entschärfen und neu einschätzen. «Das ist in meinen Augen das Ziel von Comedy», sagt Schmitz abschliessend. Und der positive Nebeneffekt: Lachen ist gesund.

Tickets für Ralf Schmitz’ Shows in Basel, Bern und Dübendorf sind jetzt auf ticketcorner.ch erhältlich. 

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