«Man muss immer seine Werte verteidigen können»
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Joan Punyet Miró (56):«Man muss immer seine Werte verteidigen können»

Joan Miró über sein Erbe
«Es ist schwierig, Mirós Enkel zu sein»

Der spanische Maler Joan Miró gehörte zu den wichtigsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Blick traf seinen gleichnamigen Enkel, der sein Erbe weiterführt und erzählt, wie er seinen Grossvater erlebt hat.
Publiziert: 09.06.2024 um 19:55 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2024 um 15:14 Uhr
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Joan Punyet Miró posiert vor seinem Werk, das nun in der Zürcher Galerie Gmurzynks zu kaufen ist und er 2015 nackt in Zürich bemalte.
Foto: Thomas Meier

Die Grande Dame des französischen Films Catherine Deneuve (80) war geschockt, als Joan Punyet Miró (56) in einem pinken Lederanzug, auf einer Harley-Davidson durch das Zürcher Restaurant Razzia fuhr, sich auf der Bühne auszog, nackt sich und ein Bild bemalte. Das ist neun Jahre her.

Am Samstag stellte der Enkel des spanisch-katalanischen Surrealisten Joan Miró (1893-1983), einem der wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts, in der Galerie Gmurzynska Werke seines Grossvaters und seine eigenen aus. Sein Erbe als Maler, Skulpteur, Alchemist, Umweltaktivist und Poet, führt er als Künstler und Verwalter seiner Werke und Stiftungen weiter.

Joan Miró sorgte für einen Familienskandal

«Es ist schwierig, Mirós Enkel zu sein. Ich werde besonders kritisch beobachtet, wie ich seine Werke und Werte vertrete und lebe. Mein Grossvater hatte eine besondere Geschichte. Seine Mutter war reich, sein Vater arm. Als er sich entschloss, Maler zu werden, hinterliess er seinen Eltern einen Zettel, auf dem stand: ‹Ich gehe nach Paris und werde Maler.› Das war ein Skandal in der Familie», erzählt er gegenüber Blick.

«Sie sahen ihn obdachlos und im Banne von Drogen- und Sexorgien. So sah man die Kunstszene in den 20er-Jahren. Dem ist er nie verfallen, doch es gab Zeiten, da hatte er kein Geld fürs Essen, dann hat er Bilder gegen eine warme Mahlzeit getauscht.»

Joan Punyet Miro legt bei seinem Zürcher Besuch den Fokus auf Nachhaltigkeit und Wiederverwertung. «Miró hat uns dies vorgelebt. Ich erinnere mich, als er nach einem Essen einen Hühnerknochen in seine Jackentasche steckte. Jahrzehnte später fand sich dieser in einem Bild, aus der Form hat er eine Bronzeskulptur gefertigt.»

Mallorca ohne Strand und Fische

Die Natur sind prägende Elemente in der Kunst beider. «Wir standen uns sehr nahe. Er war ein Tagträumer und Nachtspaziergänger. Oft hat er mich spätabends an der Hand genommen, wir sind durch Wiesen, an den Strand, haben geschwiegen, geredet und gesammelt, was er in seine Werke integrierte. Dies mache ich auch.» Er übermalt alte Bücher und Seidenteppiche, Muscheln setze sie in einen neuen Kontext. «Die Farben sind die von Miró, die Seele ist die des Enkels», sagt Galerie-Mitinhaber Mathias Rastorfer (62).

Joan Punyet Miró äussert sich besorgt. «Ich lebe auf Mallorca. Es gibt Orte, die keinen Strand mehr haben, das Meer ist ausgefischt. Es ist wie mit dem Schnee bei Euch, für den man immer höher hinauf muss. Wir alle können Nachhaltigkeit leben.»

Etwas unterscheiden Grossvater und Enkel. Während Miros Werke bis zu 30 Millionen Franken verkauft werden, gibt er seine für rund 1000. Bewusst, denn er will sich da nicht mit ihm messen. «Das Geld fliesst in eine Stiftung. Weder ich noch die Galerie verdienen daran. Das ist gut so.»

Die Werke von Joan Miró und Joan Punyet Miró sind den Sommer durch in den beiden Galerien Gmurzynka am Paradeplatz und an der Talstrasse ausgestellt.

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