Foto: Christian Flierl

Ein Buch feiert das Zürcher Restaurant Kronenhalle als Kunsthalle
Wo es zur Bratwurst einen Picasso gibt

Wer im renommierten Restaurant beim Zürcher Bellevue isst und trinkt, hat den Kunstgenuss inklusive. Ein edles Buch zeigt nun erstmals, welches weltberühmte Werk über welchem Tisch hängt.
Publiziert: 15.04.2019 um 23:04 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2022 um 10:57 Uhr
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Die Kronenhalle beim Zürcher Bellevue ist seit 1862 ein Restaurant.
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Daniel ArnetRedaktor Gesellschaft / Magazin

Den Cocktail Ladykiller unter einem echten Matisse oder das Wiener Schnitzel neben einem Chagall? Alles zu haben im legendären Restaurant Kronenhalle beim Zürcher Bellevue. In der ebenerdigen Brasserie und der benachbarten Bar sowie der Schweizer Galerie im Obergeschoss prangen über hundert Gemälde, Zeichnungen und Fotografien von weltberühmten Künstlern wie Cuno Amiet (1868–1961), Joan Miró (1893–1983) oder Félix Vallotton (1865–1925) – eine Sammlung, die manches Museum in den Schatten stellt.

Der Kunstkenner Gustav Zumsteg (1915–2005), Sohn der Kronenhalle-Wirtin Hulda Zumsteg (1890–1984), trug die Werke über all die Jahre zusammen und hängte sie nach Vorbild eines südfranzösischen Restaurants neben die Esstische. Mit den ausdrucksstarken Bildern kam eine eindrückliche Gästeschar: Zu ihr zählten neben dem französischen Modemacher Yves Saint Laurent (1936–2008) sowie dem ukrainischen Pianisten Wladimir Horowitz (1903–1989) auch die US-Schauspielerin Lauren Bacall (1924–2014). Und die Schweizer Dichter Max Frisch (1911–1991) und Friedrich Dürrenmatt (1921–1990) fochten hier ihre Hahnenkämpfe aus. Dass die tiefgehängte, aber hochgehandelte Kunst dabei immer wieder einmal ein paar Saucenspritzer abbekommt, nimmt man in Kauf. Alle Werke sind wohlweislich mit Glas geschützt.

Jeden Franken wert

Gustav Zumsteg verfügte testamentarisch, dass nach seinem Tod kein Bild seinen Platz verlassen darf. Seither sind sie die eigentlichen Gastgeber der Kronenhalle – diskret im Hintergrund wie die Bedienung des Lokals: Keines der Werke ist angeschrieben. Doch nun helfen die Buchgestalterin Sibylle Ryser und die Kunstwissenschaftlerin Isabel Zürcher mit einem edlen Kunstbuch samt Goldschnitt weiter: «Pays de rêve – die Kunst der Kronenhalle Zürich», eben im Prestel-Verlag erschienen, listet minutiös auf, wo welches Werk hängt, wie gross es ist und welche Geschichte es hat. Jetzt kann man nachlesen, mit wem man diniert. «Der Preis des Buchs entspricht fast dem eines Schnitzels im Restaurant», sagte Zürcher bei der gestrigen Buchpräsentation. Mit 51.50 Franken ist das nicht ganz günstig, aber wie das Schnitzel jeden Franken wert.

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