Interview mit Cate Shortland zu «Black Widow»
«Wir müssen uns selber vergeben können»

Frauen im Vormarsch: Beim mehrfach verschobenen neusten Marvel-Abenteuer «Black Widow» (ab 8. Juli in den Schweizer Kinos und auf Disney+) geben die Frauen den Ton an, auch hinter der Kamera. Für die Regie verantwortlich war die Australierin Cate Shortland.
Publiziert: 08.07.2021 um 01:20 Uhr
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Scarlett Joahnsson spielt die Hauptrolle der Natasha Romanoff in der Marvel-Verfilmung «Black Widow». Damit erhält die Superheldin endlich ihren eigenen Film im Marvel-Universum.
Foto: imago images/Prod.DB
Interview: Jean-Claude Galli

Mit «Black Widow» erhält Superheldin Natasha Romanoff, gespielt von Scarlett Johansson (36), endlich ihren eigenen Film im Marvel-Universum. In wichtigen Rollen dabei sind Rachel Weisz (51) und Florence Pugh (25). Und auch auf dem Regiestuhl sass erstmals eine Frau in alleiniger Verantwortung: Die Australierin Cate Shortland (52) erklärt im Blick-Interview, was sie an diesem Action-Spektakel (ab heute in den Schweizer Kinos) besonders gereizt hat.

Frau Shortland, Sie sind mit Independent- und Arthouse-Werken bekannt geworden. Was gab den Ausschlag, erstmals ein Regieangebot für einen Blockbuster wie «Black Widow» anzunehmen?
Cate Shortland: Ein Gespräch mit Scarlett Johansson. Sie hatte meinen Film «Lore» gesehen und schätzte ihn sehr. Wir sprachen auf Zoom über ihre Rolle und dessen Charakter. Ihre Zerbrechlichkeit, Verletzlichkeit, ihre Ängste. Ich mochte dieses Bild und diese Diskrepanz. Von aussen ist sie eine Superheldin, innen aber höchst verletzlich. Das fand ich enorm spannend. Auf dieser Basis habe ich dann die Leute von Marvel getroffen.

Wollten Sie als Kind auch Superkräfte haben?
Ich mochte eher Bücher und habe viel gelesen. Aber was ich sehr faszinierend fand, war die Vorstellung, fliegen zu können.

Die Anfangssequenzen des Films wirken wie der Beginn eines Märchens. Zufall oder Absicht?
Das war ein bewusster Entscheid. Ich wollte ein wundersames Traumland von Natashas Kindheit kreieren – eine Welt, die von ihr idealisiert wird, weil man sie ihr weggenommen hat.

Wie haben Sie sich auf das Marvel-Universum vorbereitet? Wir hörten, dass Sie sogar mit einem russischen Historiker zusammengearbeitet hatten, um Natashas Kindheit authentisch nachzustellen.
Ich habe viel Literatur durchgeackert und mir Filme angesehen. Und ich arbeitete tatsächlich mit einem Historiker in Natashas Alter zusammen. Er konnte uns auf diese Reise zurück in eine Kindheit in der Sowjetunion mitnehmen und uns schildern, wie es dort als Mädchen in einem Kinderheim gewesen sein muss. Es war faszinierend. Ich konnte so eine ganze Biografie für sie kreieren, bei der alle Details stimmig waren.

Was war für Sie neu im Vergleich zu Ihren bisherigen, ganz anders gelagerten Filmen?
Neu waren vor allem die Drehbuchentwicklung und die Entstehung der Dialoge. Da sind so viele Leute involviert. Ganz anders als bei einer Arthouse- oder Independent-Produktion, wie ich sie früher ja auch gemacht habe.

Es gibt in «Black Widow» eine grosse Menge an Actionszenen, aber auch viele heitere Momente. Ist der Film etwa eine versteckte Komödie?
Es muss unbedingt auch eine Komödie sein oder zumindest als solche wirken. Man kann nicht über traumatische Situationen sprechen oder sie zeigen, ohne auch darüber lachen zu können. Trauma ohne Lachen wäre unaushaltbar. Und mit heiteren Momenten kann man auch das Publikum leichter auf seine Seite ziehen.

Wandelbare Australierin

Die Australierin Cate Shortland debütierte in ihrer Heimat als TV-Serien-Regisseurin. Der internationale Durchbruch gelang ihr 2004 mit dem Coming-of-Age-Überraschungs-Hit «Somersault», der auch in der Schweiz erfolgreich lief. Ihr in Deutschland gedrehtes Werk «Lore» ging 2013 als australischer Beitrag für die Oscar-Kategorie «Bester fremdsprachiger Film» ins Rennen. 2017 folgte das Kidnapping-Drama «Berlin Syndrom».

Die Australierin Cate Shortland debütierte in ihrer Heimat als TV-Serien-Regisseurin. Der internationale Durchbruch gelang ihr 2004 mit dem Coming-of-Age-Überraschungs-Hit «Somersault», der auch in der Schweiz erfolgreich lief. Ihr in Deutschland gedrehtes Werk «Lore» ging 2013 als australischer Beitrag für die Oscar-Kategorie «Bester fremdsprachiger Film» ins Rennen. 2017 folgte das Kidnapping-Drama «Berlin Syndrom».

Der Film hätte eigentlich im April 2020 anlaufen sollen, wurde pandemie-bedingt aber dreimal verschoben. War das nicht enorm mühsam für Sie?

Ich war m Lockdown in L. A. Es war schwierig, aber für die ganze Film-Community, nicht nur für mich persönlich. Wir mussten lernen, uns damit abzufinden, dass plötzlich gar nichts mehr geht. Und wir mussten dann auf den richtigen Moment warten, den Film zeigen zu können. Vor allem wollten wir damit unbedingt auf die grosse Leinwand.

Und was ist Ihrer Meinung nach die Kernaussage von «Black Widow»?

Sich selber vergeben zu können. Auch jene Dinge, die man an sich selbst nicht mag, die unerfreulich sind. Darüber lachen und hinweggehen zu können. Wir sind allesamt leicht verkorkste Geschöpfe und müssen uns deshalb immer wieder eine Pause gönnen.

Superheldin schwanger

Nun ist klar, weshalb sich Scarlett Johansson (36) in letzter Zeit aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat und vergangene Woche die Weltpremiere von «Black Widow» ausliess: Die US-Schauspielerin ist zum zweiten Mal schwanger, der Geburtstermin steht kurz bevor. Vater ist der Komiker Colin Jost (39), den sie im Oktober 2020 geheiratet hatte. Johansson hat bereits Tochter Rose Dorothy Dauriac (6) aus ihrer zweiten Ehe mit Romain Dauriac (39). Davor war sie zwischen 2008 und 2011 mit Ryan Reynolds (44) verheiratet.

Nun ist klar, weshalb sich Scarlett Johansson (36) in letzter Zeit aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat und vergangene Woche die Weltpremiere von «Black Widow» ausliess: Die US-Schauspielerin ist zum zweiten Mal schwanger, der Geburtstermin steht kurz bevor. Vater ist der Komiker Colin Jost (39), den sie im Oktober 2020 geheiratet hatte. Johansson hat bereits Tochter Rose Dorothy Dauriac (6) aus ihrer zweiten Ehe mit Romain Dauriac (39). Davor war sie zwischen 2008 und 2011 mit Ryan Reynolds (44) verheiratet.

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