Steht Moderatorin Andrea Kiewel (58) vor der Kamera, hat sie stets ein Lachen im Gesicht. Das galt kürzlich auch bei der Aufzeichnung ihrer neuen Sat.1-Show «Kiwis grosse Partynacht». Dabei sieht es in ihr drin ganz anders aus.
Die vergangenen Wochen waren für die Deutsche, die seit 2017 in Israel wohnt, nicht einfach. «Ich habe tausendmal überlegt, die Moderation der Sendung abzusagen. Ganz am Anfang dachte ich noch, dass ich wegen der Situation in Israel niemals eine Unterhaltungssendung moderieren kann. Es hat dann viele Telefonate und therapeutische Gespräche gekostet, bis ich mich doch dafür entschieden habe. Mir war plötzlich klar, dass der Terror ja genau das erreichen will. Nämlich, dass wir uns verkriechen und aufgeben. Dem wollte ich mich nicht ergeben», sagt Kiwi, wie Kiewel auch genannt wird, zur «Bild».
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Anfang Oktober erlebte sie den Kriegsbeginn in Tel Aviv hautnah mit. Ihr israelischer Partner, ein ehemaliger Elite-Soldat, wurde an die Front gerufen. «Ich stehe auf der Strasse und winke seinem Auto nach. Ich winke auch noch, als er längst abgebogen ist. Ich winke und winke. Und ertrinke in meinen Tränen», beschrieb Kiewel damals den Abschied.
«Ich wünschte, ich wäre tapferer»
Am vergangenen Wochenende kam es zum ersten Wiedersehen. Es dauerte 48 Stunden. «Ich habe ihn jede einzelne Sekunde an der Hand gehalten und bitterlich geweint, als er wieder zu seinem Stützpunkt musste», erzählt Kiewel der «Bild». «Ich wünschte, ich wäre tapferer.»
Ist ihr Partner an der Front, haben die beiden über Whatsapp und Facetime Kontakt. Wo genau er sich jeweils aufhält, weiss Kiewel nicht. Sie will es auch nicht wissen, da dies ihre Sorge um ihn nur noch grösser machen würde. «Ich habe jeden Tag Angst um ihn», gesteht sie. «Jeder meiner Anrufe endet mit den Worten: ‹Du bist die Liebe meines Lebens! Ich bin so stolz auf dich!›»
Von der Aufzeichnung ihrer Show reiste Kiewel mit Übergepäck zurück nach Israel. Darin befinden sich etwa Laserpointer und Stirnlampen. «Aus dem Gefühl, zu helfen, schöpfe ich Kraft, und es stabilisiert mich», erklärt sie und betont, dass sie fest hinter den Soldaten stehe. «Ich gebe die Hoffnung nie auf, dass Israel bald wieder in Frieden leben kann.» (bir)