Der in Ungnade gefallene ehemalige Hollywood-Produzent Harvey Weinstein (67) hat der «New York Post» ein Interview gegeben. Statt sich bei Frauen für sexuelle Belästigungen bis Vergewaltigungen zu entschuldigen, gibt er sich als ein Champion des weiblichen Geschlechts. Dies, nachdem sich Weinstein kürzlich überraschend mit mehr als 30 Frauen geeinigt hat, ihnen eine Entschädigung in der Höhe von 25 Millionen Dollar zu zahlen.
Der gefallene Star der Filmindustrie sprach mit der Zeitung in seinem Spitalzimmer in New York. Ihm wurden drei Knochenplatten aus dem Rücken entfernt, die ihm nach einem Autounfall am 17. August eingesetzt wurden. Doch auch auf dem Krankenbett zeigt sich Weinstein gänzlich uneinsichtig. Dies, obschon ihm mehr als 80 Frauen sexuelle Übergriffe oder Belästigungen vorwerfen.
Weinstein weiter uneinsichtig
Für Harvey Weinstein gehe es immer noch nur um ihn selbst, schreibt die «Post»: «Ich fühle mich wie der vergessene Mann», sagt er im Gespräch. «Ich habe mehr Filme von Frauen gedreht und über Frauen gemacht als jeder andere Filmemacher, und ich spreche von vor 30 Jahren. Ich spreche nicht von jetzt, wo es in Mode ist. Ich habe es zuerst getan! Ich habe Pionierarbeit geleistet!» Doch der widerlichen Anschuldigungen wegen, ginge seine «Arbeit vergessen», jammert er.
Er lockte 1994 Gwyneth Paltrow in Hotelzimmer
Bereits 1994 soll er Gwyneth Paltrow (47), als sie 22 Jahre alt war, unter dem Vorwand eines Geschäftstreffens in sein Hotelzimmer gelockt und versucht haben, sie zu massieren. Weinstein stand damals mit seinem Bruder Bob (65) an der Spitze des von den Gebrüdern gegründeten Filmstudios Miramax. Doch statt im Gespräch auf die Vorwürfe einzugehen, rühmt sich Weinstein beispielsweise damit, wie er Paltrow im Jahr 2003 zehn Millionen Dollar für ihre Rolle im Film «View from the Top» zahlte: «Sie war die bestbezahlte Schauspielerin in einem unabhängigen Film. Besser bezahlt als alle Männer.»
Am 6. Januar Harvey Weinstein aber nicht umhinkommen, zu den Anschuldigungen gegen ihn Stellung zu nehmen. Dann beginnt in New York ein Vergewaltigungsprozess gegen ihn. Ihm wird vorgeworfen, 2013 eine langjährige Liebhaberin vergewaltigt zu haben, deren Namen nicht öffentlich bekannt ist. Und 2006 soll er seine Produktionsassistentin Mimi Haleyi mit Gewalt zu Oralsex gezwungen – während sie ihre Tage hatte.
Weinstein «macht weiter»
Weinstein sei während des Gesprächs aufbrausend gewesen, schreibt die «Post». Bei Fragen, die er nicht mochte, drohte er aufzustehen. Auf die Frage, wie er sich fühle, nachdem die schweren Anschuldigungen all seine angeblich wohltätigen Taten in Verruf gezogen haben, sei er ausgerastet und sagte gereizt: «Ich werde weitermachen.»
«Ich habe aus mir selbst einen Erfolg gemacht», so Weinstein. «Ich hatte kein Geld, und ich baute mit Miramax ein ziemliches Imperium auf und beschloss, es zurückzugeben.» Wer sich daran erinnere, wer er damals war, sollte die Vorwürfe gegen ihn «vielleicht in Frage stellen», schliesst Weinstein. (kes)