«Es gibt ein paar Dinge im Leben, zu denen man Ja sagen muss, bevor einen die Angst übermannt», sagt Gillian Anderson. Als ihr einst die Rolle einer Sextherapeutin angeboten wurde, sagte sie ... Nein. Um dann später doch in die Serie «Sex Education» einzusteigen. Beim Netflix-Hit «The Crown» (läuft am 15. November auf Netflix an) war es genau umgekehrt. Da sagte sie ohne Zögern zu, Margaret Thatcher zu spielen. Doch als der Tag immer näher rückte, an dem sie als strenge britische Premierministerin vor der Kamera stehen musste, «da bin ich fast gestorben».
Vor dem Erfinder und Produzenten von «The Crown» brauchten Sie doch keine Angst zu haben. Peter Morgan ist schliesslich Ihr Lebensgefährte.
Gillian Anderson: Ich weiss schon, was als nächste Frage kommt! Nein, Peter hat mir die Rolle nicht zugespielt. Schön wärs gewesen. Ich musste für die Rolle ganz normal vorsprechen. Es gab keine Vorzugsbehandlung.
Wie und wo haben Sie und Peter sich kennengelernt?
Wir wurden von einer befreundeten Schauspielerin verkuppelt, mit der ich in New York am Broadway aufgetreten bin. Sie wollte mich unbedingt mit ihm zusammenbringen, weil sie überzeugt war, dass wir perfekt zueinander passen. Doch ich wollte nicht.
Warum nicht?
Ich dachte, zu vieles spreche gegen ihn. Er war zu reich, zu gebildet, zu intelligent, zu ernst. Ich bin von Natur aus ein albernes Ding und eine Idiotin. Ich war überzeugt, es passt hinten und vorne nicht. Doch meine Bekannte hat nicht lockergelassen, und ich habe mich dann nach meiner Rückkehr nach London auf ein Dinner mit Peter eingelassen.
Und es offenbar nicht bereut!
Nein. Peter hat sich als ein sehr witziger Typ entpuppt, mit dem man herumalbern kann. Wir haben sogar herausgefunden, dass ich Jahre zuvor schon einmal in einem Film mitgespielt habe, für den er das Drehbuch geschrieben hatte. Wir waren sogar beide auf der Premiere von «Der letzte König von Schottland» – allerdings hatten wir beide damals andere Partner und haben uns nicht wirklich gesehen. Wie klein die Welt ist, in der wir leben!
Und jetzt spielen Sie eine Rolle, die ihnen Peter auf den Leib geschrieben hat. Wie viel «eiserne Lady» steckt in Gillian Anderson?
Wenn ich mich einmal für etwas entschieden habe, dann ist es sehr schwer, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Und ich entscheide mich oft sehr schnell und weiss, was ich will. In diesen Punkten sind wir uns sehr ähnlich.
Haben Sie Margaret Thatcher als Premierministerin erlebt?
Nein, ich war elf, als sie gewählt wurde, und wir sind in dem Jahr aus England weggezogen.
Nach all dem, was Sie heute über Thatcher wissen, hätten Sie für sie gestimmt, wenn Sie alt genug gewesen wären?
Das ist eine sehr gute Frage. Eventuell hätte ich sie wählen können, einfach weil sie die erste Premierministerin des Landes war. Doch wiedergewählt hätte ich sie nicht. Der Zustand des Landes nach ihrer ersten Amtsperiode hätte das unmöglich gemacht.
Egal, ob man ihre Politik mochte oder nicht, Thatcher war eine mächtige Frau, die sich in einer Männerdomäne durchsetzen musste. Fanden Sie das imponierend?
Wenn Sie eine Feministin gewesen wäre, dann schon. Doch sie hat anderen Frauen nicht wirklich geholfen aufzusteigen. In elf Jahren als Premierministerin hat sie nur eine einzige Frau in ihrem Kabinett gehabt.
In der Serie wird gezeigt, dass Thatcher die Queen nicht wirklich leiden konnte. Was halten Sie von Elizabeth II.
Ich bin grundsätzlich keine Freundin der Monarchie. Aber ich schätze es sehr, wie viel Stabilität und Sicherheit die Queen für ihr Land bringt. Das ist besonders in schwierigen Zeiten wie diesen eine sehr gute Sache.
Was ist passiert, als Sie sich zum ersten Mal in voller Maggie-Thatcher-Montur im Spiegel gesehen haben?
Es waren gemischte Gefühle. Auf der einen Seite fand ich es lustig, insbesondere weil ich unter dem Kleid eine extra Polsterung trug. Auf der anderen Seite bin ich echt auch etwas erschrocken. Ich sah zum Fürchten echt aus!
Die Amerikanerin Gillian Anderson (52) erlangte durch ihre Rolle als FBI-Agentin Dana Scully in der US-Fernsehserie «Akte X» grosse Bekanntheit. Zu ihren Filmhits gehören aber auch «Der letzte König von Schottland» (2006) und «Johnny English» (2011). Nebenbei ist sie auch als Autorin und Musikerin tätig. Anderson lebt heute in England, sie hat drei Kinder und ist mit Drehbuchautor Peter Morgan (57) liiert.
Die Amerikanerin Gillian Anderson (52) erlangte durch ihre Rolle als FBI-Agentin Dana Scully in der US-Fernsehserie «Akte X» grosse Bekanntheit. Zu ihren Filmhits gehören aber auch «Der letzte König von Schottland» (2006) und «Johnny English» (2011). Nebenbei ist sie auch als Autorin und Musikerin tätig. Anderson lebt heute in England, sie hat drei Kinder und ist mit Drehbuchautor Peter Morgan (57) liiert.