Auf einen Blick
- Uschi Obermaier lebt jetzt in Portugal
- Sie spricht über wahre Freiheit und Selbstbestimmung
- Sie zog 2020 mit über 70 Jahren um
Uschi Obermaier war das schöne Gesicht der Studentenbewegung der 1960er-Jahre in Deutschland, wurde mit ihren freizügigen Bildern zum Sexsymbol jener Zeit. Passenderweise lebte sie in der Kommune 1 von Rainer Langhans, ihrem Partner, wo die freie Liebe praktiziert wurde. Diese lebte sie laut ihrer Biografie «Expect nothing! Die Geschichte einer ungezähmten Frau» von 2013 auch mit den Musikstars Mick Jagger (81), Jimi Hendrix (1942–1970) und Keith Richards (80) aus. Ab 1973 war sie mit der Hamburger Kiezgrösse Dieter Bockhorn (1938–1983) zusammen, mit dem sie während mehrerer Jahre in einem Bus durch die Welt zog.
Nach dessen Tod 1983 zog sie nach Amerika, blieb dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten bis 2020 treu, zog dann mit über 70 Jahren nach Portugal. «Alle Freunde sagten, das sei aber ganz schön mutig in meinem Alter, noch mal neu anzufangen», sagte sie 2022 in einem Interview. «Ich dachte ja auch, ich würde in meinem Haus im Topanga Canyon bis zum Ende meines Lebens bleiben, aber plötzlich hatte ich das Gefühl, dass ich dort stagniere. Ich wollte ein neues Leben – und da heutzutage niemand mehr an meine Tür klopft und mich an die Hand nimmt – Gott sei Dank – habe ich allein genau das Richtige gemacht».
«Mein Leben war schon genial»
Mit ihrem Hund Lulla – «ein Mädchen natürlich, mit Männern hat man doch immer Probleme» – wohnt die Schmuckdesignerin mittlerweile auf einer zwei Hektar grossen Farm an der Ostalgarve. Einen Einblick in ihr neues Leben gab sie vor einem Jahr in einem Werbevideo für die Jeansmarke Mustang, in dem sie über das Thema Freiheit spricht. «Wahre Freiheit ist für mich, wenn du morgens aufstehst und selbst entscheiden kannst, was du mit dem Rest des Tages anstellst. Ohne Kompromisse.» Die Meinung immer wieder ändern zu können, sei für sie ebenfalls ein Zeichen der Freiheit.
Dass sie lediglich mit einem Hund auf dem Hof lebt, ist für Obermaier kein Problem. «Weil ich so grosse Lieben erlebt habe, brauche ich das jetzt nicht mehr. Ich habe nichts verpasst, ganz im Gegenteil.» Sie geniesst ihr ruhiges Leben inmitten der Oliven- und Mandelbäume, etwas, was sie früher gelangweilt hätte. Als «Landfrau» fühlt sie sich wohl, hat sich «seit Langem nicht mehr so gut gefallen wie jetzt». Dabei spielen auch ihre über 70 Lenze eine Rolle, denn «da ich jetzt so alt bin, habe ich das Recht, auch ein Bäuchlein zu haben».
Über ihre Vergangenheit möchte sie nicht mehr so viel erzählen, «da habe ich mir schon den Mund fransig geredet. Ich lebe jetzt, und das ist mir wichtig. Ich habe nicht mehr so einen Profilierungsdrang, ich muss nichts mehr beweisen, nichts mehr verkaufen. Das ist so befreiend.» Dennoch schaut sie wohlwollend auf das Gewesene zurück. «Mein Leben war schon genial. Dass ich so bevorzugt war, dass ich so viel reisen konnte und so interessante Leute kennengelernt habe, vor allem die, auf die ich es abgesehen hatte.»