«Es war eine Katastrophe»
Til Schweiger bricht sein Schweigen

Der deutsche Filmemacher Til Schweiger (59) spricht zum ersten Mal über seinen problematischen Alkoholkonsum. Er befindet sich seit einem halben Jahr in Therapie.
Publiziert: 25.10.2023 um 02:51 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2023 um 07:58 Uhr
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Til Schweiger erschien betrunken am Set und ohrfeigte einen Mitarbeiter: «Eine Katastrophe.»
Foto: imago images/Reiner Zensen

Er erschien betrunken auf dem Set, ohrfeigte einen Mitarbeiter, verbreitete durch sein Gebaren Angst und schüchterte die Crew ein: Til Schweiger (59) sorgte bei den Dreharbeiten zu «Manta, Manta – Zwoter Teil» für viele negative Schlagzeilen. 

Lange schwieg er zu all den Vorwürfen. Nun gab er dem «Stern» (Bezahlartikel) zum ersten Mal ein längeres Interview – und räumt die Schwierigkeiten am Set des Films ein und spricht über seinen problematischen Umgang mit Alkohol. 

«Ich bin ein freundlicher Mensch»

Er sei kein Tyrann, betont er. «Der Vorwurf hat mich schwer getroffen. Niemand braucht vor mir Angst zu haben. Ich bin ein freundlicher Mensch», sagt er, gibt aber zu, dass er «angsteinflössend» wirken könne und dass es offenbar Leute am Set gegeben habe, die das so empfunden hätten. 

Die Bedingungen am Set seien nicht optimal gewesen, sagt Schweiger im Interview. Er habe viele Stellen mit ihm unbekannten Leuten besetzen müssen, die noch nie mit ihm gearbeitet hätten. Diese neuen Leute hätten sich offenbar «überfordert gefühlt», was er rückblickend verstehe. 

Auch auf seinen Alkoholkonsum kommt Schweiger zu sprechen. Er streitet ab, besoffen am Set erschienen zu sein – bis auf einmal. Die Nacht davor habe er im Hotel mit alten Weggefährten getrunken und gefeiert, es sei spät geworden und er habe einen Filmriss gehabt. 

«Schäme mich noch immer»

Immer noch betrunken, sei er am Morgen am Set erschienen. Der Herstellungsleiter habe ihm wegen seines Zustands den Zutritt zur Halle verwehrt: «Er wollte mich vor mir selbst schützen und hatte den Mut, sich mir in den Weg zu stellen. Und was tat ich? Ich habe ihm eine Ohrfeige gegeben.»

Noch schlimmer sei gewesen, dass Schweigers Sohn als Kameramann am Set war, eingriff, seinen Vater zur Seite zog und dafür von ihm angepflaumt wurde. «Es war eine Katastrophe, für die ich mich heute noch schäme und für die ich allein verantwortlich bin», sagt Schweiger. Erst Stunden später habe er realisiert, was da passiert sei. Er habe sich bei beiden entschuldigt, und beide hätten seine Entschuldigung akzeptiert. 

Er wisse vieles nur noch aus Erzählungen, sagt Schweiger. Selbst der Chef der Produktionsfirma Constantin habe ihm gesagt, er sei zu betrunken, um zu drehen. 

«Schon mehr getrunken»

Schweiger sagt, dass er «immer schon gerne ein Glas Wein am Filmset getrunken» hat. Dieses Mal habe er aber «schon mehr getrunken als zuvor, wenn ich ehrlich bin. Ich glaube, das war ein schleichender Prozess».

Nicht nur am Set, auch Familie und Freunden fiel auf, dass Schweiger zu oft zur Flasche gegriffen habe. «Sie machten sich Sorgen, dass ich zu viel trinke. Ich habe das nie von mir gewiesen.» 

Schweigers Verhalten am Set ins Rollen gebracht hatte ein «Spiegel»-Artikel, den Schweiger «perfide» nennt. Da sei der Eindruck erweckt worden, er sei ein Harvey Weinstein, ein mehrfacher Vergewaltiger, der Karrieren zerstört habe. Er hingegen habe Karrieren gefördert. Aber er werfe sich vor, zu viel Wein getrunken zu haben und sich «im alkoholbedingten Zustand einigen Menschen gegenüber beschissen benommen» zu haben. 

«Wie kann dir so was passieren?»

Jetzt hat Schweiger eine Therapie begonnen. Dazu veranlasst habe ihn dann letztlich ein Instagram-Video, das er auf seiner Finca auf Mallorca gedreht hatte und im Frühjahr im Rausch gepostet habe. Das habe er unerträglich gefunden und sich gefragt «Wie kann dir so was passieren?»

Jetzt arbeite er seit einem halben Jahr mit seinem Arzt daran, dass er nicht mehr die Kontrolle verliere. Das klappe seit einem halben Jahr super, trotzdem müsse er vorsichtig sein. Ganz auf Alkohol verzichten wolle er nicht. Er müsse das gesunde Mass finden und die Kontrolle behalten. «Konkret heisst das: Nach zwei Gläsern ist Schluss.» (neo)


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