Am Mittwoch ist das Meiste in London ziemlich unbritisch: Die Sonne scheint bei schwülen 32 Grad, und die Menschen in der Tube, der U-Bahn, sind erstaunlich gut gelaunt – auch wenn die Klimaanlage nicht funktioniert. Viele von ihnen wissen da noch nicht, dass der Millionenmetropole nach royalen Krönungen und Beerdigungen ein Moment ins Haus steht, der britischer nicht sein könnte: Die Rolling Stones, das unangefochtene musikalische Aushängeschild der Monarchie, stellen ein neues Album vor. «Endlich», ist der einhellige Tenor der Fans – das letzte, 23. Studioalbum, auf dem die Band eigene Songs veröffentlicht hat, stammt aus dem Jahr 2005.
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Für die Präsentation ihrer neuen Platte «Hackney Diamonds» haben sich die Stones passenderweise das Hackney Empire ausgesucht – einen alten Konzertsaal im gleichnamigen Szene-Viertel. Pünktlich um 15 Uhr Ortszeit erfahren Journalisten und auffallend viele Influencer mit ikonischen 60er-Jahre-Frisuren, was es mit dem Album-Namen auf sich hat: nichts. Nachdem US-Late-Night-Host Jimmy Fallon (48) die Band unter tosendem Applaus auf der Bühne begrüsst hatte, erklärte Gitarrist Keith Richards (79), dass der Name «aus einer gemeinsamen Wortspielerei» entstanden sei. Diese nahm die Band direkt zum Anlass, das neue Album schon vor einigen Wochen unkonventionell als Annonce in der Lokalzeitung «Hackney Gazette» anzukündigen.
Für keine Anekdote zu schade
Moderator Fallon, dem sowohl die Hitze des Saals als auch etwas sympathische Ehrfurcht vor den Stones ins Gesicht geschrieben stehen, schafft es, die Band als nahbaren Haufen guter, alter Freunde zu präsentieren – es wird viel gelacht, die Stones sind sich für keine Anekdote aus ihrer 61-jährigen Bandgeschichte zu schade. Frontmann Mick Jagger (80) erinnert sich an seine erste Pressekonferenz zurück: «Damals standen wir mit je einem Bier im Pub und haben die Platte zwei Journalisten gereicht.»
Ernster werden Jagger, Richards und Bassist Ron Wood (76), wenn sie von ihrem vor zwei Jahren verstorbenen Bandkollegen Charlie Watts (1941–2021) sprechen. «Zwei Songs sind noch mit ihm entstanden», erinnert sich Richards. «Wir haben sie bereits 2019 aufgenommen. Wir vermissen ihn sehr.» Darüber will die Band allerdings nicht allzu lange sprechen – die Freude über die neue Platte überwiegt. Auch wenn der Öffentlichkeit mit Ausnahme der Single-Auskoppelung «Angry» noch alle Stücke vorenthalten werden.
Der ganze Saal klatscht im Takt
Obwohl die Temperaturen in Stadt und Saal zum Ende der Show langsam unerträglich werden, lässt sich Frontmann Jagger zu einer spontanen Tanzeinlage hinreissen – Host Fallon stimmt «seinen Lieblingssong» «Off the Hook» an, der ganze Saal klatscht im Takt. Spätestens jetzt kann man die Luft förmlich schneiden. Nicht wegen der Hitze, sondern der unvergleichlichen Energie, die die Rolling Stones ausstrahlen. Egal ob Pressekonferenz oder Stadionkonzert.
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