Der charismatische und energiegeladene Sänger der Stones habe dazu beigetragen, «Grossbritannien von einem grauen, autoritären Jammertal in einen glitzernden, sonnigen Ort zu verwandeln», schrieb der Publizist und Jagger-Kenner John Blake einmal. Mit seiner aufreizenden Bühnenshow, seinen Schlafzimmer-Eskapaden und gelegentlichen Gesetzeskonflikten war Mick Jagger ein Vorbild für Generationen von Rockmusikern.
Michael Philip Jagger kam am 26. Juli 1943 in Dartford in der Nähe von London in einer Mittelklasse-Familie zur Welt. 1960 begann er, mit Keith Richards, seinem Freund aus Kindertagen, Musik zu machen. 1962 schmiss Jagger für seine Musikkarriere sein Studium an der renommierten London School of Economics. Stattdessen hatten er und Richards gemeinsam mit Bill Wyman, Charlie Watts und Gitarrist Brian Jones ihren ersten Auftritt.
Ein Jahr später wurden die Rolling Stones mit «(I Can't Get No) Satisfaction» weltberühmt. Es folgten legendäre Songs wie «Brown Sugar», «Sympathy for the Devil» oder «Paint It Black».
«Wir waren jung, gut aussehend und dumm»
Doch nicht nur mit ihrer Musik und Jaggers ekstatisch-lasziver Bühnenshow, sondern auch mit ihren wechselnden Beziehungen und Drogen-Eskapaden empfahlen sich die Stones als wilde Alternative zu den gefälligeren Beatles.
«Wir waren jung, gut aussehend und dumm», sagte Mick Jagger einmal über sich und seine Bandkollegen. Inzwischen ist er aber eher auf der Zuschauertribüne des Londoner Cricket-Stadions als auf wilden Partys zu sehen. 2003 wurde er sogar zum Ritter geschlagen.
Der Rockstar und seine Frauen
Jaggers Beziehungen sorgten bis ins hohe Alter für Schlagzeilen. Zweimal war der Frontmann der Rolling Stones verheiratet – mit Bianca Perez Morena (78) und Jerry Hall (67). Zu seinen Freundinnen zählten die Musikerinnen Marianne Faithfull (76) und Carla Bruni (55).
Seit 2001 war er mit der Stylistin L'Wren Scott (1964–2014) liiert. Sie nahm sich im März 2014 im Alter von 49 Jahren in New York das Leben. Jagger kam darauf mit der mehr als 40 Jahre jüngeren US-Ballerina Melanie Hamrick (36) zusammen, mit der er 2016 einen Sohn bekam. Das achte Kind des Sängers ist damit knapp zwei Jahre jünger als seine erste Urenkelin. Hinzu kommen mehrere Enkel.
Operation am Herzen
Dass auch an ihm das Alter nicht spurlos vorübergeht, zeigte sich im April 2019, als Jagger sich einer Herzoperation unterziehen musste. Nur knapp zwei Monate, nachdem ihm eine neue Herzklappe eingesetzt worden war, ging der ewige Rocker aber wieder auf Tournee. Die Stones hatten die 2017 begonnene «No Filter Tour» wegen der Corona-Pandemie unterbrechen müssen, ausserdem wurde sie vom Tod von Schlagzeuger Charlie Watts (1941–2021) überschattet.
Vergangenes Jahr feierten die Stones ihr 60-jähriges Bestehen mit ihrer Europa-Tournee «Sixty». Ihre Tourneen sind seit Jahrzehnten legendär: 2016 etwa gaben sie ein Gratis-Konzert im kommunistischen Kuba, wo ihre Musik über viele Jahre verboten war – und versetzten hunderttausende Fans in Verzückung. Gleichzeitig trugen die Konzerteinnahmen in aller Welt zu Jaggers stattlichem Vermögen bei.
Jagger wollte Lehrer werden
Als Rockstar fühlte sich Jagger allerdings bisweilen intellektuell unterfordert. Nach eigener Aussage wäre er eigentlich gern Lehrer geworden – «aber wissen Sie, man macht das Beste draus». Neue Herausforderungen suchte sich der Sänger in den vergangenen Jahrzehnten als Darsteller in mehreren Filmen.
Jaggers Freund und Fan, U2-Sänger Bono (63), hat dem Stones-Frontmann einmal «eiserne Disziplin» bescheinigt. Und die dürfte ihn auch mit 80 Jahren noch zu aussergewöhnlichen Leistungen befähigen. «Es ist ganz einfach», schrieb der «Boston Globe» dazu schon vor 18 Jahren in einer Kritik: «Man kann mit 60 nicht mehr das tun, was man mit 20 mühelos geschafft hat. Aber die Rolling Stones können das.» (sda/emu)