Kaum ein anderer Superstar hat einen grösseren Schicksalsschlag ertragen müssen: 2008 verlor Jennifer Hudson (38) ihre Mutter, ihren Bruder und ihren kleinen Neffen – erschossen von ihrem Schwager. Andere wären an einem solchen Familiendrama zerbrochen, doch Hudson schöpfte dank ihrem Talent wieder Kraft: Heute ist sie erfolgreicher denn je und brilliert derzeit in der Verfilmung des Musicals «Cats». Ab dem 25. Dezember ist sie mit ihrer Powerstimme als Katze Grizabella in den Schweizer Kinos zu hören und zu sehen. SonntagsBlick traf die Oscarpreisträgerin zum Interview in London.
Als Katze Grizabella haben Sie den Ohrwurm «Memory» für den Filmdreh während zweier Tage 35 Mal am Stück gesungen. Eine Tortur für Ihre Stimme?
Jennifer Hudson: Die Stimme war okay, das Problem waren meine Emotionen. Die Gefühle haben mich dermassen beansprucht, dass ich einmal in den Drehpausen sogar eingeschlafen bin. Da kam der Regisseur Tom Hooper und hat mich geweckt. Vor Schreck bin ich singend aufgesprungen.
Wieso ist Ihnen das Stück so nahe gegangen?
Jeder kennt diese Momente, in denen man sich zurückgewiesen und sich ungerecht behandelt fühlt, dieses Gefühl wurde bei mir ausgelöst. In der ersten Hälfte der Durchgänge habe ich bitterlich geweint, weil mir alles zu nahe ging. Das war übrigens auch schon bei «Dreamgirls» so, der Regisseur mahnte mich ständig, dass ich zu viel Emotionen zeige. Schon als ich noch ein Kind war, sagte mir meine Mutter: «Hör auf ständig zu weinen, sing lieber dein Lied!»
In «Cats» werden Sie dank modernster Technik zu Katzen, vor Ort trugen alle Darsteller grüne Spezialkostüme. Wie hat sich das angefühlt?
Das war gar nicht das Gewöhnungsbedürftigste. Viel seltsamer war die Ausbildung, die wir vor dem Dreh machen mussten. Alle Schauspieler, von Judi Dench bis zu Taylor Swift, mussten mehrere Tage lang in eine Katzenschule, um die Bewegungen und Reaktionen der Vierbeiner zu verinnerlichen. Und dann krochen wir halt tagelang alle am Boden rum. Aber am Set haben wir vergessen, dass wir Tracksuits tragen.
Sie sind ein Katzenmensch.
Und wie! Ich habe drei Hunde und zwei Katzen. Die beiden habe ich mir gleich nach den «Cats»-Dreharbeiten zugelegt. Sie heissen sogar Grizabella und Macavity, genau wie meine Rolle und der Bösewicht des Musicals. Die beiden begleiten mich immer, wenn es möglich ist.
Auch jetzt hier in London?
Nein, jetzt sind sie in Chicago. Aber innerhalb Amerikas nehme ich sie mit. Wenn ich beispielsweise in New York bin, sind meine Katzen bei mir im Hotelzimmer. Eigentlich wollte ich sie sogar mit zur «Cats»-Premiere nehmen, aber das klappte dann doch nicht.
Sie sind eine Frau der grossen Hymnen, sowohl bei «Dreamgirls» als auch bei «Cats». Wieso ziehen Sie diese Herausforderungen an?
Ich habe schon immer hart gearbeitet. Und ich glaube daran, dass mich das Leben darauf vorbereitet hat. Im ersten Jahr der Highschool wurde ich direkt in den Singkurs für Fortgeschrittene gesteckt und musste das anspruchsvolle Klassik-Lied «O Divine Redeemer» für einen Wettbewerb lernen. Und in derselben Woche vom grossen Tag sind meine Grossmutter und ihre Schwester gestorben. Das musste ich unter grösstem Druck und der psychischen Belastung schaffen.
Auch vor zehn Jahren haben Sie einen schrecklichen Schicksalsschlag erlebt, als Teile Ihrer Familie ums Leben gekommen sind ...
Wenn ich zurückschaue, wie sich alles entwickelt hat, sind diese Momente wohl prägend für mein ganzes Leben gewesen. Während ich mit so vielen Dingen zu kämpfen hatte, musste ich dennoch stets weitermachen. Meine verstorbene Mutter sagte immer: «Wenn du nicht hart dafür arbeiten musst, dann lohnt es sich gar nicht, damit anzufangen.» Das verinnerliche ich mir immer wieder. Und wenn ich dann so grosse Lieder wie «Memory» singe, höre ich ihre Stimme, wie sie sagt: «Genau das ist es, was du kannst, du gibst immer dein Bestes.»
Das Musical «Cats» von Andrew Lloyd Webber wurde 1981 in London uraufgeführt und eroberte die Welt im Sturm. Dazu fünf Fakten.
1. Es ist das am längsten gespielte Musical am New Yorker Broadway (18 Jahre) und im Londoner West End (21 Jahre). Die deutsche Version im Hamburger Operettenhaus wurde 15 Jahre lang gespielt. In Japan läuft «Cats» seit 1983 mit bisher über 10'000 Aufführungen.
2. Judi Dench (85) sollte bei der Uraufführung von «Cats» die Rolle der Grizabella spielen. Weil sie sich bei den Proben die Achillessehne riss, musste Elaine Paige (71) drei Wochen vor der Premiere einspringen. Im Film spielt sie Alt-Deuteronimus.
3. «Memory» wurde von über 600 Interpreten gesungen, unter ihnen Barbra Streisand (77), Barry Manilow (76) und Angelika Milster (68).
4. Immer wieder übernahmen Stars die Hauptrolle der Grizabella, unter anderen
Pussycat-Doll Nicole Scherzinger (41) im Jahr 2014 in London und Sängerin Leona Lewis (34) 2016 in New York.
5. Für die Perücken der New Yorker Produktion wurden rund 1600 Kilogramm Yak-Haare benötigt. Ein Haarteil kostete rund 2300 Franken, und es brauchte 40 Stunden, um es zu produzieren.
Das Musical «Cats» von Andrew Lloyd Webber wurde 1981 in London uraufgeführt und eroberte die Welt im Sturm. Dazu fünf Fakten.
1. Es ist das am längsten gespielte Musical am New Yorker Broadway (18 Jahre) und im Londoner West End (21 Jahre). Die deutsche Version im Hamburger Operettenhaus wurde 15 Jahre lang gespielt. In Japan läuft «Cats» seit 1983 mit bisher über 10'000 Aufführungen.
2. Judi Dench (85) sollte bei der Uraufführung von «Cats» die Rolle der Grizabella spielen. Weil sie sich bei den Proben die Achillessehne riss, musste Elaine Paige (71) drei Wochen vor der Premiere einspringen. Im Film spielt sie Alt-Deuteronimus.
3. «Memory» wurde von über 600 Interpreten gesungen, unter ihnen Barbra Streisand (77), Barry Manilow (76) und Angelika Milster (68).
4. Immer wieder übernahmen Stars die Hauptrolle der Grizabella, unter anderen
Pussycat-Doll Nicole Scherzinger (41) im Jahr 2014 in London und Sängerin Leona Lewis (34) 2016 in New York.
5. Für die Perücken der New Yorker Produktion wurden rund 1600 Kilogramm Yak-Haare benötigt. Ein Haarteil kostete rund 2300 Franken, und es brauchte 40 Stunden, um es zu produzieren.
Jennifer Hudson wuchs in Chicago (USA) in ärmsten Verhältnissen auf. Im Gospel-Gottesdienst fiel sie mit ihrem Talent auf, 2004 belegte sie in der US-Castingshow «American Idol» den siebten Platz. Den Durchbruch schaffte sie 2006 im Film «Dreamgirls» an der Seite von Beyoncé Knowles (38) und Jamie Foxx (52), sie bekam einen Golden Globe und den Oscar als beste Nebendarstellerin. 2020 wird Hudson in der Filmbiografie von Soul-Legende Aretha Franklin (1942–2018) zu sehen sein. Die zweifache Grammy-Preisträgerin lebt mit ihrem Sohn in der Nähe von Chicago.
Jennifer Hudson wuchs in Chicago (USA) in ärmsten Verhältnissen auf. Im Gospel-Gottesdienst fiel sie mit ihrem Talent auf, 2004 belegte sie in der US-Castingshow «American Idol» den siebten Platz. Den Durchbruch schaffte sie 2006 im Film «Dreamgirls» an der Seite von Beyoncé Knowles (38) und Jamie Foxx (52), sie bekam einen Golden Globe und den Oscar als beste Nebendarstellerin. 2020 wird Hudson in der Filmbiografie von Soul-Legende Aretha Franklin (1942–2018) zu sehen sein. Die zweifache Grammy-Preisträgerin lebt mit ihrem Sohn in der Nähe von Chicago.
Sie wurden von Aretha Franklin ausgewählt, sie in der neuen Filmbiografie «Respect» zu verkörpern.
Wir waren gute Freunde. Um mich in die Rolle zu versetzen, höre ich nur ihre Musik: Ich wache auf zu Aretha, ich gehe ins Bett zu Aretha. Wir stecken mitten in den Dreharbeiten, darum ist es auch seltsam für mich, jetzt wegen «Cats» über mich selbst Auskunft zu geben. Ich fühle mich, als wäre ich in den Sechzigerjahren.