Brendan Fraser über seine Rolle in «The Whale»
«Ich habe Hochachtung für fettleibige Menschen bekommen»

Mit seiner aussergewöhnlichsten Rolle, der als 300 Kilogramm schwerer Mann, kehrte Brendan Fraser zurück auf die Leinwand. Im Interview spricht der Schauspieler über die Rolle, die ihm seinen ersten Oscar bescherte.
Publiziert: 22.05.2023 um 00:37 Uhr
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Aktualisiert: 22.05.2023 um 16:11 Uhr
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Schauspieler Brendan Fraser hat sich neu erfunden.
Foto: keystone-sda.ch
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Patricia DanaherPeople-Redaktorin, Hollywood (USA)

Er war einer der gefragtesten Schauspieler der 90er und frühen 2000er. Als Actionheld in «Die Mumie» oder «George – Der aus dem Dschungel kam» spielte er sich in die Herzen der Kinozuschauer. Dann zog sich Brendan Fraser (54) 15 Jahre lang aus Hollywood zurück, um nun mit «The Whale» eine triumphale Rückkehr auf der Leinwand zu feiern. Statt eines muskulösen Actionhelden spielt er im Drama den krankhaft fettleibigen Lehrer Charlie – eine Rolle, die ihm unter anderem einen Oscar bescherte.

Blick: Zwischen George und Charlie liegen Welten – nicht nur optisch, sondern auch schauspielerisch. Was hat Sie überzeugt, zu solch einer Rolle ‹Ja› zu sagen?
Brendan Fraser:
Erst einmal kenne ich keine einzige Person im Schauspielbusiness, die nicht mit Darren Aronofsky zusammenarbeiten würde, wenn sich die Chance bietet. Ich bin so dankbar, dass ich die Gelegenheit bekommen habe. Natürlich war die Rolle die grösste Herausforderung meines Lebens, aber genau das habe ich gesucht. Und überhaupt, ich wollte schon immer einen Superhelden spielen!

Charlie ist ein Superheld?
Auf jeden Fall ist Charlie der heldenhafteste Mann, den ich jemals verkörpert habe. Seine Superkraft ist, das Gute in anderen Menschen zu sehen und dieses Gute bei ihnen auch hervorzuholen.

Brendan Fraser in «The Whale» (2022)

Der US-Schauspieler Brendan Fraser (54) schlüpfte für die Rolle des fast 300 Kilo schweren Charlie in einen Fatsuit. Charlie isst und isst, weil er über den Tod seiner grossen Liebe nicht hinwegkommt. Aktivistinnen kritisierten den Film, ihr Argument: Für die Rolle hätte ein tatsächlich adipöser Mensch gecastet werden sollen. Mit Fraser verhöhne man Adipöse. Fraser gewann einen Oscar als bester Hauptdarsteller.

IMAGO/Everett Collection

Der US-Schauspieler Brendan Fraser (54) schlüpfte für die Rolle des fast 300 Kilo schweren Charlie in einen Fatsuit. Charlie isst und isst, weil er über den Tod seiner grossen Liebe nicht hinwegkommt. Aktivistinnen kritisierten den Film, ihr Argument: Für die Rolle hätte ein tatsächlich adipöser Mensch gecastet werden sollen. Mit Fraser verhöhne man Adipöse. Fraser gewann einen Oscar als bester Hauptdarsteller.

Sie haben einen sogenannten Fett-Anzug getragen, um Charlie zu spielen. Wie fühlt es sich im Körper eines 300-Kilo-Kolosses an?
Sehr eingeengt. Charlies Welt ist extrem klein. Seine Mobilität beschränkt sich auf seine Wohnung, hauptsächlich auf seine Couch.

War es schwierig, mit all den Prothesen am Körper zu schauspielern?
Ja. Ich musste erst einmal lernen, mich auf eine völlig neue Art und Weise zu bewegen. Ich habe Muskeln entwickelt, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie habe (lacht).

Es muss wie eine Befreiung gewesen sein, am Ende des Drehtages wieder Ihren eigenen Körper zurückzubekommen!
Ich hatte regelrechte Gleichgewichtsstörungen, wenn sie mir abends all die Extras abgenommen haben. Als würde man nach einer langen Bootsfahrt wieder an Land kommen. Durch Charlie habe ich auch eine ganz neue Hochachtung für fettleibige Menschen bekommen.

Inwiefern Hochachtung?
Diese Stärke, die diese Menschen mitbringen. Sie müssen nicht nur physisch, sondern auch mental unglaublich stark sein, um in ihrem Körper funktionieren zu können.

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«Was hatte ich für tolle Haare damals!»
Brendan Fraser (54)
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Was macht ‹The Whale› Ihrer Meinung nach zu einem besonderen Film?
Wir leben in einer zynischen Zeit und die optimistische Hauptaussage dieses Films gibt Hoffnung. Nämlich, dass Menschen im tiefsten Inneren nicht in der Lage sind, kein Mitgefühl für andere zu haben. Ich glaube, wir bringen einfach einen Lichtstrahl in die Dunkelheit.

Ist nach Ende der Dreharbeiten etwas von Charlie bei Ihnen hängen geblieben?
Auf jeden Fall. Ich habe etwas von ihm gelernt, was ich auch für mich übernehmen werde. Wenn du alles in eine Sache investierst, dann musst du auch alles da reinstecken. Du musst zu dir sagen: ‹jetzt oder nie!› Denn so wird am Ende auch etwas Wichtiges dabei herauskommen. Wer alles gibt, der kann die Herzen und die Ansichten von Anderen ändern. Ich hoffe auch, dass wir durch unseren Film die Einstellung von Menschen hinsichtlich ihrer übergewichtiger Mitmenschen ändern können.

Brendan Fraser: Vom Actionheld zum Charakterdarsteller

Als Fremdenlegionär in dem Actionfilm «Die Mumie» wurde Brendan Fraser 1999 weltberühmt. Dann verschwand er über 15 Jahre von der Bildfläche. Bewusst, wie er später bekannt gab, denn er sei sexuell belästigt worden. Mit «The Whale» kehrt Fraser fulminant wieder zurück und gewann sogar seinen ersten Oscar.

IMAGO/ZUMA Wire

Als Fremdenlegionär in dem Actionfilm «Die Mumie» wurde Brendan Fraser 1999 weltberühmt. Dann verschwand er über 15 Jahre von der Bildfläche. Bewusst, wie er später bekannt gab, denn er sei sexuell belästigt worden. Mit «The Whale» kehrt Fraser fulminant wieder zurück und gewann sogar seinen ersten Oscar.

Wenn Sie auf Ihre Filme aus den 90er-Jahren zurückschauen …
… dann denke ich: ‹was hatte ich für tolle Haare damals.› (lacht)

Durch Filme wie «Die Mumie» sind Sie zum Superstar aufgestiegen. Doch dann haben Sie sich plötzlich aus Hollywood zurückgezogen. Warum?
Ich brauchte einfach Abstand. Ich mochte nicht mehr der sein, zu dem man mich gemacht hat. Deshalb bin ich einfach vom Podest heruntergestiegen, auf das man mich gestellt hatte. Ich konnte dann endlich wieder ich selbst sein.

Ihre Fans haben Ihrem Comeback den Namen «Brenaissance» gegeben.
Comeback ist so eine Sache. Ich war eigentlich nie ganz weg, nur nicht mehr im Vordergrund. Karrieren gehen halt auf und ab. Ich bin einfach nur dankbar, arbeiten zu können und dass mir «The Whale» die Chance ermöglicht, wieder auf der grossen Leinwand zu sein.

Was erhoffen Sie sich für Ihre berufliche Zukunft?
Das werde ich noch herausfinden müssen. Meine Kristallkugel ist leider zerbrochen. Funktioniert Ihre? (lacht). Das sind Dinge von morgen, ich lebe im Hier und heute!

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