«Fynn wurde gerade von Jan Böhmermann komplett hops genommen.» Dieser Kommentar auf dem Instagram-Account des Influencers und Youtubers Fynn Kliemann (34) beschreibt seine aktuelle Situation wohl am besten.
In der aktuellen Folge des ZDF Magazin «Royale» wirft Moderator Jan Böhmermann (41) dem kultigen Kumpel-Typ Betrug vor. Mit seinem Geschäftspartner Tom Illbruck (41) soll er die Firma Global Tactics, mitten in der Corona-Krise, mit der Produktion von Masken beauftragt haben. Klingt eigentlich erstmal gut. Doch Kliemann bot die Masken als «fair» und «in Europa produziert» an. Doch Böhmermann belegt mit zahlreichen Mails, Chatverläufen und Sprachnachrichten, dass die «fairen» Masken in Vietnam und Bangladesch hergestellt wurden.
Fynn Kliemann findet: «Krise kann auch geil sein»
Böhmermanns Team stellte eine Internetseite ins Netz, auf der sich zahlreiche Nachweise finden, dass Kliemann seine Kunden im grossen Stil getäuscht hat. Insgesamt sollen rund 2,3 Millionen Masken produziert worden sein. Produktionskosten: umgerechnet rund 0,47 Rappen. Bei einer Abnahme von 100 Masken wurden die Masken an Grosskunden für umgerechnet rund einen Franken verkauft. In seinem Online-Shop bot er die Masken gar für 2,30 Franken an. Ein stattlicher Gewinn. In einem WhatsApp-Chat, der Böhmermann vorliegt, soll Kliemann geschrieben haben: «Krise kann auch geil sein.» Gegenüber Focus Online behauptete er dagegen: «Man sollte sich an einer solchen Krise nicht bereichern. Wir wollen damit nichts verdienen.»
Auf seinem Instagram-Account muss sich der Youtuber nun der Kritik seiner Fans und Follower stellen. «Was sagst du dazu, dass du über den Ursprung deiner Masken gelogen hast?», lautet ein Kommentar. Fynn Kliemann solle sich schämen, heisst es in einem weiteren Beitrag, der schon mehr als 800 Likes erhalten hat. «Was eine menschliche Enttäuschung, alles Lüge und Betrug! Unfassbar ekelhaft.» «Game over» fasst jemand die Situation des Onlinestars zusammen.
Unbrauchbare Masken wurden an Flüchtlingscamps gespendet
Denn Kliemann setzte sich nicht nur mit seinem Maskenbetrug in die Nesseln. Böhmermann kratzt in seinem rund halbstündigen Video ordentlich am Saubermann-Image des Multitalents (Kliemann ist Unternehmer, Autor, Musiker, Heimwerker, Immobilieninvestor und Modemacher) und zeigt, dass es Kliemann mit der Transparenz nicht so ganz ernst nimmt. So ging es auch um Spendengelder, die Kliemann erhalten hatte, die er während der Recherche von Böhmermanns Team auf seiner Webseite kurzerhand in «Soli-Beiträge» umbenannte. Auch die NGOs, mit denen er angeblich zusammenarbeitete, wurden schnell ausgetauscht.
Und als wäre dies und der Maskenbetrug noch nicht genug, kommt auch noch Folgendes ans Tageslicht: Bei den ersten 100'000 Masken, die Kliemann aus Bangladesch erhalten hatte, handelte es sich um minderwertige Ware. Kliemann konnte diese nicht verkaufen. Die unbrauchbaren Masken spendete er laut der Böhmermann-Recherche an Flüchtlingscamps in Griechenland und Bosnien. In den positiven Schlagzeilen nach dieser vermeintlich selbstlosen Geste, sonnte sich Kliemann und sein Geschäftspartner gern. Bisher (Stand, 6. Mai 11 Uhr) hat sich Kliemann noch nicht zu den Vorwürfen geäussert.
Onlinehändler About you reagiert
Dafür reagierte der Onlinemodehändler About You. Fynn Kliemann vertrieb seine Masken, neben seinem eigenen Onlineshop «Oderso» auch über den Bekleidungshändler. Gegenüber der Wirtschaftswoche teilte eine Unternehmenssprecherin mit: «Aktuell prüfen wir den Fall intern, um uns ein genaues Bild über den Sachverhalt zu verschaffen.» Und weiter: «Im ersten Schritt haben wir daher die ‹Oderso›-Masken offline genommen.» (paf)
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