Collien Ulmen-Fernandes (38) ist als Energiebündel bekannt. Während sie von 2003 bis 2015 beim Musiksender Viva moderierte, widmet sie sich heute anderen Themen. Besonders die Gleichstellung von Mann und Frau und die Bekämpfung von Rassismus liegen ihr am Herzen. Um schon bei den Kleinsten auf die Probleme aufmerksam zu machen, hat die Moderatorin das Kinderbuch «Lotti und Otto: Eine Geschichte über ‹echte Kerle›, alte Vorurteile und neue Freunde» geschrieben. BLICK hat mit ihr über Geschlechterklischees, ihre Tochter, Diskriminierung im Job und rassistische Anfeindungen gesprochen.
BLICK: Sie gehören zu den bekanntesten Moderatorinnen Deutschlands. Sie haben sich schon einmal als Autorin probiert und einen Elternratgeber geschrieben. Wieso jetzt ein Kinderbuch?
Collien Ulmen-Fernandes: Ich habe gemerkt, als ich durch das Kinderbuchregal meiner Tochter geschaut habe, dass die Rollenbilder ziemlich stereotyp sind. Jungs dürfen die Abenteuer erleben und Mädchen sind einfach nur glitzernde Prinzessinnen, die irgendwo einschlafen und wieder aufwachen, wenn ein Prinz sie aus dem Turm befreit, siehe Dornröschen.
Sie haben die klassischen Rollenbilder angesprochen. Wie zeigen sich diese in unserer Gesellschaft?
Ich hab zu dem Thema eine Dokumentation gemacht. Wir haben den Kindern einen Fragebogen hingelegt und sie mussten ankreuzen, was eine Männersache und was eine Frauensache ist. Schockierenderweise haben 100 Prozent der Kinder angekreuzt, dass Geld verdienen Männersache sei. Ich finde, da merkt man, wo wir stehen in Sachen Rollenverständnis.
Welche Rollenklischees stören Sie am meisten?
Ich habe im TV gesehen, dass Mädchen weniger technisches Spielzeug besitzen und deshalb weniger selbstverständlich damit aufwachsen. Ich war schockiert, weil ich festgestellt habe, dass ich meiner Tochter noch nie etwas Technisches geschenkt habe.
Und dann?
Habe ich ihr einen Roboter gekauft. Sie hat ihn mit in den Kindergarten genommen und auf einmal wollten alle Mädchen dort auch einen Roboter haben. Da merkt man, wie bescheuert es ist, dass man Mädchen so etwas nicht schenkt.
Ihre Tochter begegnete bei ihren Spielzeugen klassischen Rollenbildern. Wie war das bei Ihnen?
Ich mochte als Kind keine Kleider. Ich wollte zu meiner Kommunion in einer Hose gehen, aber ich durfte nicht. Am Ende stehe ich da in diesem Kleid mit verschränkten Armen und gucke durchweg böse in die Kamera. So sehen alle Bilder aus von diesem Tag, weil ich es richtig bescheuert fand, ein Kleid anziehen zu müssen.
Und in Ihrem Berufsleben? Müssen Sie als Frau mehr um Anerkennung kämpfen?
Ich wollte manche Sendungen nicht machen, weil ich das Geschlechterbild schwierig fand. Es gab eine Sendung, die ich im Wechsel mit einem Mann moderieren sollte. Dann hiess es, mein Moderationspartner dürfe Sneaker anziehen und ich muss High Heels tragen. Ich verstehe das, wenn man einen Grössenunterschied ausgleichen muss, aber nicht, wenn ich alleine im Studio stehe. Man hat das Gefühl, dass man als Frau das dekorative Element sein muss.
Hatten Sie keine Angst, deswegen keine Jobs mehr zu bekommen?
Natürlich ist alles leichter, wenn man sich einfach dem Klischee beugt. Ich kann eine Eins-A-Privatfernsehkarriere hinlegen, wenn ich einfach sage: «Okay, ich geb euch das Püppchen.» Okay, ich stell mich einfach neben den Mann in einem engen Kleid und hohen Schuhen, und lese irgendwelche Moderationstexte vor, die ich doof finde. Das ist ein fortwährender Kampf.
Sie sprechen im Buch das Thema Rassismus an. Ihr Vater stammt aus Indien, Ihre Mutter aus Deutschland. Welche Erfahrungen machten Sie in Ihrer Kindheit mit Rassismus?
Ich war als Kind noch dunkler als jetzt. Ich hörte Bemerkungen wie: «Sieht man dich auf einem Schwarzweissbild überhaupt noch?» Dann wollte einmal ein Sender mit mir einen Vertrag über eine gewisse Anzahl Filme abschliessen.
Wollten?
Die sagten, ich könnte immer die beste Freundin der Hauptrolle spielen. Ich fragte: «Wieso nicht die Hauptrolle?» Dann hiess es, Leute mit Migrationshintergrund besetzten wir nicht so gerne in der Hauptrolle.
Wie sieht es als Erwachsene aus? Hat sich etwas verbessert?
Es hat sich verschlechtert. Gerade in den vergangenen fünf Jahren mit der Flüchtlingsbewegung hab ich das Gefühl, dass sich die Grenze des Sagbaren verschoben hat. Es schockiert mich, wie Leute sich plötzlich trauen im Internet rassistisch zu hetzen und rassistische Beleidigungen auf einen loszulassen.
Das Thema Rassismus ist heute sehr präsent, gerade wegen des gewaltsamen Todes von George Floyd (†46). Was halten Sie von «Black Lives Matter»?
Ich finde es total wichtig, dass man laut wird und lautstark auf dieses Thema aufmerksam macht. Was ich schade finde, dass das manchmal von den Medien als Event begriffen wird. Anstatt das immer darüber berichtet wird, schreiben Medien nur darüber, wenn es gerade Trend ist. Man sollte generell auf Missstände aufmerksam machen. Und war immer!
Collien Ulmen-Fernandes (38) wurde in Hamburg, Deutschland geboren. Sie ist eine der bekanntesten Moderatorinnen Deutschlands. Ihre Karriere startete sie bei RTL2, wurde aber vor allem von 2003 bis 2015 durch den Musiksender VIVA populär. Danach arbeitete sie unter anderem für RTL, ZDF und Sat.1. Ulmen-Fernandes steht auch als Schauspielerin immer wieder vor der Kamera. Seit 2011 ist sie mit dem Schauspieler und Produzenten Christian Ulmen (44) verheiratet. Ein Jahr später kam ihre gemeinsame Tochter auf die Welt. Heute lebt Collien Ulmen-Fernandes in Potsdam.
Collien Ulmen-Fernandes (38) wurde in Hamburg, Deutschland geboren. Sie ist eine der bekanntesten Moderatorinnen Deutschlands. Ihre Karriere startete sie bei RTL2, wurde aber vor allem von 2003 bis 2015 durch den Musiksender VIVA populär. Danach arbeitete sie unter anderem für RTL, ZDF und Sat.1. Ulmen-Fernandes steht auch als Schauspielerin immer wieder vor der Kamera. Seit 2011 ist sie mit dem Schauspieler und Produzenten Christian Ulmen (44) verheiratet. Ein Jahr später kam ihre gemeinsame Tochter auf die Welt. Heute lebt Collien Ulmen-Fernandes in Potsdam.