«Ich habe Teufel in mir, die gegen mich kämpfen, und ich bin mein grösster Feind.» So fasste Phil Spector (†81) sein Leben in einem Interview selbstkritisch zusammen, bevor er 2009 wegen Totschlags in den Knast musste. Es sollte das letzte Interview in Freiheit sein. Denn aus der 19-jährigen Haftstrafe wurde eine Todesstrafe: Der legendäre Musikproduzent starb in einem kalifornischen Gefängniskrankenhaus an den Folgen von Covid-19.
Der in New York geborene Spector hatte Anfang der 1960er-Jahre nach dem Vorbild von Richard Wagner eine eigene Musikmischtechnik entwickelt. Für den sogenannten «Wall of Sound» vermischte er mehrstimmigen, starken Chor-Gesang mit Orchesteruntermalung und schuf so Hits wie «Be My Baby» oder «Da Doo Ron Ron».
Der geniale wie exzentrische Spector arbeitete unter anderem mit den Beatles (er produzierte das «Let It Be»-Album), Leonard Cohen (1934–2016) oder auch den Ramones zusammen und stieg zu einer Legende in der Musikwelt auf. Er hatte sogar einen legendären Hollywoodfilm-Kurzauftritt: Im Kultfilm «Easy Rider» spielte er einen Drogendealer.
Spector litt an Depressionen
Trotz aller Erfolge – er wurde von John Lennon (1940–1980) zum «grossartigsten Plattenproduzenten aller Zeiten» geadelt – litt er an schweren Depressionen, die er mit Alkohol und Drogen zu betäuben versuchte. Sein aufbrausendes Temperament war bei Leuten aus seinem privaten und beruflichen Umfeld berüchtigt. Jahrzehntelang hielten sich Gerüchte, dass Spector wutentbrannt mit einer Waffe im Tonstudio auf Künstler gezielt und Frauen Gewalt angedroht hatte. Seiner Frau kaufte er einst einen gläsernen Sarg. Sie werde darin enden, sollte sie ihn verlassen.
Im Februar 2003 traf er im «House of Blues» die Schauspielerin Lana Clarkson (1962–2003), die im Low-Budget-Streifen «Barbarian Queen» mitgewirkt hatte. Sie arbeitete dort als Hostess für VIP-Gäste. Er überredete die Darstellerin, ihn in seine Villa im Los-Angeles-Vorort Alhambra zu begleiten. Am nächsten Morgen kam Spector blutverschmiert aus dem Haus und sagte zu seinem Chauffeur: «Ich glaube, ich habe jemanden umgebracht.» Der Angestellte alarmierte die Polizei. In der Villa fanden die Cops die tote Clarkson, die durch einen Revolverschuss in den Mund gestorben war. Spector bestand darauf, dass die 40-Jährige einen «Selbstmord aus Versehen» begangen hatte.
Spector wurde wegen Totschlags für schuldig erklärt
Die Staatsanwaltschaft machte ihm 2007 den Prozess wegen Mordes. Der endete ohne Ergebnis, weil sich die Geschworenen beim Schuldspruch nicht einigen konnten. Bei einem zweiten Prozess zwei Jahre später befand die Jury Spector wegen Totschlags einstimmig für schuldig. Im Mai 2009 trat der Musikproduzent seine Gefängnisstrafe in der Justizanstalt Corcoran an.
Anfang Januar wurde Spector wegen einer schweren Covid-19-Erkrankung ins San Joaquin General Hospital verlegt. Dort erholte er sich wieder und wurde laut eines Insiders bei «TMZ» zurück in seine Zelle geführt. «Er hat kurz darauf einen Rückfall erlitten und wurde mit schweren Atemproblemen wieder ins Krankenhaus gebracht.» Dort starb der 81-Jährige laut Justizbehörden am Samstag. Ohne Reue zu bekennen. Bis zuletzt bestand er darauf, dass sich Clarkson selbst umgebracht hatte. (ds)