208 statt 3000 Anwesende, kein roter Teppich, A-Namen alle zu Hause
So trist waren die Golden Globes

Dieses Jahr gings bei den Golden Globes eher ruhig zu und her. Wegen fehlender Diversität und Inklusion sollen Stars das Event boykottiert haben.
Publiziert: 10.01.2022 um 10:35 Uhr
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Die Golden Globes fanden 2022 anders als gewohnt statt.
Foto: AFP
Patricia Danaher und Christian Thiele

So trist war die Verleihung der Golden Globes noch nie: Die Strassen rund um das Beverly Hilton Hotel waren nicht abgesperrt und kein Grossaufgebot der Polizei war zu sehen. Vor der Nobelherberge in Hollywood fehlte auch der längste rote Teppich der Filmmetropole, auf dem sich sonst VIPs und Medienvertreter aus aller Welt tummeln. Und auch von Stretch-Limousinen, die die Stars zu den 79. Golden Globes im Minutentakt vorfuhren, gab es keine Spur. Hollywoods Party des Jahres fand heuer nur als Privatveranstaltung im kleinen Kreis statt.

Grund dafür war nicht die grassierende Corona-Variante Omikron, sondern dass die Gala von den potenziellen Preisträgern und Filmstudios schon im Vorfeld boykottiert worden war – wegen mangelnder Diversität des Ausrichterverbands, der Hollywood Foreign Press Association (Auslandspresseverband Hollywood). Allein Arnold Schwarzenegger (74) und Jamie Lee Curtis (63) brachten A-Liste-Glamour in die Veranstaltung.

Nur 208 Gäste

Anstatt sich durch das dichte Getümmel der sonst 3000 Gäste im grossen, geschmückten Ballsaal bahnen zu müssen, hatten die 208 Anwesenden mehr als genug Platz. Von den über 300 grossen Tischen, an denen sonst George Clooney (60) oder Meryl Streep (72) Schulter an Schulter sitzen, mussten nur 22 gedeckt werden. Allerdings nur mit Blumenschmuck und ohne die obligatorischen «Moët & Chandon»-Champagnerflaschen oder Godiva-Schokolade.

Essen oder Getränke gab es wegen der strengen Covid-Auflagen nicht, dafür aber ein Umarmungs- oder Küsschenverbot. Die geimpften Gäste mussten zusätzlich noch einen weniger als 24 Stunden alten PCR-Test vorlegen – weshalb auch 15 der geladenen Gäste wegen eines positiven Resultats am Sonntagmittag kurzfristig absagen mussten. Gesichtsmasken waren durchgehend Pflicht unter den Anwesenden, die sich aber dennoch wie in einem normalen Jahr in edle Abendgarderobe geworfen hatten.

Wohltätigkeit im Vordergrund

Nach der lauten Kritik an der Veranstaltung standen 2022 keine atemberaubend schönen (oder schlechten) Roben von Hollywood-Stars im Mittelpunkt, die HFPA rückte ab 17 Uhr Ortszeit von ihnen unterstützte Wohltätigkeitsorganisationen ins Rampenlicht. Deren Vertreter durften – anstatt der Ex-Preisträger – die Sieger in den verschiedenen Kategorien verkünden. Beispielsweise konnte die Vorsitzende von Kids in the Spotlight, Tige Charity, den ersten Golden Globe der Nacht vergeben. Ariana Debose räumte den Preis als Beste Nebendarstellerin in einem Kinofilm für «West Side Story» ab. Der Musicalstreifen und das Western-Familiendrama «The Power of the Dog» gehörten mit drei Siegen auch zu den Abräumern des Abends.

Die Stimmung war trotz der abgespeckten Gala-Version erstaunlich gut. Mit Michaela Jaé Rodriguez (31) – für das TV-Drama «Pose» als beste Schauspielerin ausgezeichnet – gab es den ersten Golden-Globe-Triumph für eine Transgender-Schauspielerin. Sie jubelte auf Instagram: «Oh mein Gott, was für ein fantastisches Geburtstagsgeschenk. Das ist die offene Tür, die noch viele weitere Türen für junge, talentierte Individuen der LGBTQAI-Gemeinde öffnen wird!»

Arnold Schwarzenegger und Jamie Lee Curtis per Videobotschaft

Später wandte sich auch Arnold Schwarzenegger mit einer eingespielten Videobotschaft an Hollywoods Auslandspresse: «Vielen Dank an die Hollywood Foreign Press, dass ihr seit 27 Jahren so viele gemeinnützige Zwecke im Bereich der kreativen Filmkunst unterstützt!» Laut eigenen Aussagen verdankt er der HFPA auch seine Welt-Karriere: «Nach meiner Karriere als Bodybuilder wollte ich ins Filmgeschäft. Doch mit meinem Nachnamen, den niemand aussprechen konnte, und meinem Akzent hörte ich immer nur ‹Nein›. Bis ich 1977 einen Golden Globe als New Star of the Year gewann. Es war eine Auszeichnung, die für mich einen Traum wahr werden liess!»

Auch Jamie Lee Curtis lobte die Auslandspresse für ihre Spenden an gute Zwecke: «Ich bin stolz, mit euch in diesem Zusammenhang auftreten zu dürfen!» Die beste Nachricht der Nacht betraf allerdings 2023. Zum 80. Jubiläum der Golden Globes soll es dann wieder Party-Business «as usual» sein – mit Live-Übertragung des Senders NBC.

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