Jakob R.* (60) wurde fies abgezockt. Ein Betrüger gab sich online als Beatrice Egli (33) aus und behauptete, die Sängerin sei in Not. Die Person behauptete, ihr Management würde sie mobben und ihr keine Gagen ausbezahlen. Dem Fan wurde ein Treffen, gar eine Hochzeit versprochen, wenn er Geld zahle. Gutgläubig überwies er 80'000 Franken. Dabei handelt es nicht um einen Einzelfall.
Schon 2019 machten Vorschuss-Betrüger Schlagzeilen, die Prominenten wie Roger Federer (40), Susanne Wille (47), DJ Bobo (53) oder Kurt Aeschbacher (73) als Köder benutzten, um gutgläubige Leute auszuplündern. Das investierte Geld sollte sich mit Bitcoin-Handel vermehren, doch es wurde von den Gangstern eingesteckt. Die Betrüger verwenden die modernsten Technologien. Und fälschen Websites von seriösen Medien, um das Vertrauen zu gewinnen. Betroffen waren unter anderen SRF, «Spiegel» – und Blick. «Ich ärgere mich extrem über solche gefälschten Seiten!», sagte Kurt Aeschbacher damals.
Opfer erzählen von den Betrugsmaschen
Beinahe zum Opfer wurde Blick-Leser Markus F.* (43). Ihm wurde suggeriert, er müsse nur Geld einzahlen, die ganze Arbeit übernehme dann ein Programm. Es kaufe und verkaufe Kryptowährungen in Sekundenschnelle. So könne er ein Vermögen generieren. Er konnte noch reagieren. Umgehend verlangte er die Sperrung der Kreditkarte und forderte von Postfinance, die Einzahlung von 500 Euro zu stornieren – mit Erfolg.
Andere wurden böse übers Ohr gehauen. Gegenüber SRF erzählte ein Betroffener, wie sein virtueller Kontostand in Kürze stetig gewachsen sei. Er habe sich dazu verleiten lassen, immer mehr Geld einzuzahlen. Aus 5700 Franken seien innert Kürze 11'800 Franken geworden. Eines Tages war die Internetseite mit seinem Konto jedoch nicht mehr erreichbar, genauso wenig wie die angeblichen Berater.
Steueroasen als Drehscheiben
Die Betrüger operieren aus dem Ausland, tarnen praktisch täglich ihre Identitäten mit anonymen Firmen in Steueroasen wie Vanuatu oder auf den Marshallinseln. Abgewickelt wird alles über Callcenter, die psychologisch geschultes Personal einsetzen. «Das Problem ist, dass der Handel gar nie stattfindet. Die Websites täuschen nur vor, dass im Hintergrund blitzschnelle Bitcoin-Transaktionen gemacht werden. Stattdessen landet das Geld direkt bei den Betrügern», sagte Fintech-Expertin Elfriede Sixt zu Blick.
Offenbar hat die Masche irgendwann nicht mehr gezogen. Jetzt versuchen es die Betrüger mit einem dreisten Heiratsschwindel. Die Expertin sagte schon damals, dass vor allem Schweizerinnen und Schweizer zwischen 50 und 85 im Visier der Gangster stehen: «Das liegt an der Mentalität: Sie können sich nicht vorstellen, dass man betrogen wird.» Viele würden sich schämen und den Betrug gar nicht erst anzeigen.
* Name geändert