In acht Jahren von 0 auf 100 – und voll gegen die Wand. So könnte man den Trip von Travis Kalanick (40) beschreiben, der am gestrigen Dienstag als Chef von Uber zurücktrat, wie die «New York Times» schreibt. Dies hatten fünf Grossinvestoren des Unternehmens in einem Brandbrief mit dem Titel «Uber nach vorne bewegen» gefordert.
Immer wieder wehrten sich Städte gegen Uber
2009 hatte Kalanick den Fahrdienstanbieter als Gegenmodell zum klassischen Taxi-Geschäft gegründet: Einfach mit einer App Chauffeure rufen, die bereits in der Nähe unterwegs sind. Über die Menge der Fahrten sollten die Fahrer und Uber selbst als Vermittler Geld verdiene – nicht über den Preis.
Das brachte dem Konzern den Ruf ein, seine Milliardenumsätze (2016 rund 6,5 Milliarden Dollar) auf der Ausbeutung der Fahrer aufzubauen. Immer wieder wehrten sich Städte gegen den neuen Fahrdienst, der in rechtliche Grauzonen hineinfuhr.
Travis Kalanick hat sich selbst überholt
Kalanick schien dies nicht zu schaden: Er wurde mächtig. US-Präsident Donald Trump (71) berief den Uber-Chef sogar in ein Beratungsgremium.
Doch bei dieser rasanten Fahrt hat sich Kalanick gewissermassen selbst überholt. Anfang 2017 veröffentlichte ein Uber-Fahrer ein Video, das Kalanick zeigt, wie er unflätig und arrogant mit dem Chauffeur spricht. Der Chef kroch öffentlich zu Kreuze und gestand, er habe Defizite in der Personalführung und brauche Hilfe.
Kurz darauf wurde bekannt, dass Uber mit einer Geheim-Software behördliche Aufpasser und Kontrollbeamte unter seinen Kunden ausfindig macht und blockiert.
Sexuelle Belästigung und Diskriminierung bei Uber
Dann musste Uber den Chef des Roboterwagenprogramms, Anthony Levandowski (37), entalssen. Der ehemalige Google-Mitarbeiter soll laut Klage der Google-Schwesterfirma Waymo für seine Uber-Tätigkeit gestohlene Technologie genutzt haben.
Doch auch andere Teile von Kalanicks Entourage haben Probleme. So waren interne Untersuchungen eingeleitet worden, nachdem eine ehemalige Software-Entwicklerin von sexuellen Belästigungen und Diskriminierung berichtet hatte. 20 Mitarbeiter wurden entlassen. Kalanicks Vize, Emil Michael (44), trat zurück.
Die Affäre war noch längst nicht ausgestanden, da machte ein weiterer Top-Mann bei Uber eine frauenfeindliche Bemerkung. Er nahm den Hut.
Uber-Schweiz-Chef Rasoul Jalali geht
Vor einer Woche wurde bekannt, dass der Uber-Chef für die Länder Deutschland, Österreich und Schweiz (DACH), Rasoul Jalali, das Unternehmen verlässt. Einen DACH-Chef gibt es künftig nicht mehr.
Etwa zeitgleich hatte sich Kalanick von seinem Posten beurlauben lassen. Jetzt bleibt er in den Ferien.