Banken machen Kasse wie eh und je
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Trotz Negativzinsen:Banken machen Kasse wie eh und je

Trotz Gejammer über Negativzinsen der Nationalbank
Banken machen Kasse wie eh und je

Die Finanzbranche tut so, als wären Negativzinsen ihr Ruin. Dabei schreiben die meisten Banken nach wie vor Gewinne, von denen andere Branchen nur träumen können.
Publiziert: 07.03.2020 um 23:36 Uhr
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Aktualisiert: 08.03.2020 um 09:21 Uhr
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Gewinn der Migros Bank 2019: 255 Mio. Franken.
Foto: Keystone
Thomas Schlittler

Wer ein paar Zehntausend Franken auf der Bank hat und nach dem Jahreswechsel sein Konto prüft, braucht eine hohe Frustrationstoleranz. Das traurige Ergebnis der Zinsabrechnung lautet: wenig bis nichts. Kommen Gebühren für Kontoführung, Kredit- und Maestro-Karte hinzu, machen konservative Kleinsparer mit ihrem Bankkonto ein Verlustgeschäft.

Die Schuldigen dafür scheinen schnell gefunden: Thomas Jordan (57) und seine Nationalbank. Die verlangt etwa von Kantonalbanken, Raiffeisen, Migros Bank, Credit Suisse und UBS Negativzinsen, wenn diese Finanzinstitute hohe Summen bei ihr parkieren.

Die Geschäftsbanken jammern denn auch lautstark über die Belastung. Ende Oktober etwa präsentierte die Bankiervereinigung eine Studie über die Folgen der Negativzinsen. Darin werden zahlreiche Verlierer der aktuellen Nationalbank-Politik genannt – nicht zuletzt die Banken selbst. «Der Negativzins der Notenbanken belastet die Banken direkt», schreibt der Branchenverband. 2018 habe die Nationalbank zwei Milliarden Franken an Negativzinsen eingenommen. Die Studie: «Dies schmälert die Profitabilität der Banken signifikant.»

Rekordergebnisse trotz Negativzinsen

Was die Untersuchung verschweigt: Trotz allem verdienen die Schweizer Banken so gut wie eh und je, teilweise sogar besser. «Weiteres Rekordergebnis!», jubilierte die Migros Bank Mitte Januar. «Zweithöchster Konzerngewinn der 150-jährigen Geschichte!», verkündete die Zürcher Kantonalbank (ZKB) vor wenigen Wochen. Die Raiffeisen-Gruppe sprach Ende Februar von einem «sehr erfolgreichen Jahr» und beklatschte ebenfalls den zweithöchsten Gewinn der Unternehmensgeschichte.

Sogar im wichtigen Zinsdifferenzgeschäft steigerten die genannten Institute ihre Erträge. Sie konnten also die Differenz zwischen den Zinsen, die sie den Sparern bezahlen, und den Zinsen, die sie von den Kredit- und Hypothekarnehmern bekommen, besser ausnutzen.

Mehr Kredite und Hypotheken

Wie ist das möglich? Migros Bank, Raiffeisen und ZKB erklären das in erster Linie mit einem Volumenwachstum im Aktivgeschäft – also mit der Vergabe von mehr Krediten und Hypotheken.

Gemäss Andreas Dietrich, Bankenprofessor an der Hochschule Luzern, ist das aber nur ein Teil der Wahrheit: «Die meisten Banken haben auch ihre Zinskonditionen auf der Passivseite weiter verringert, sodass sich der Zinsaufwand noch weiter reduziert hat.» Zudem führe auch die von verschiedenen Banken praktizierte Weitergabe der Negativzinsen an vereinzelte Kunden zu einem etwas besseren Zinsergebnis.

Den Eindruck, dass die Banken Negativzinsen voll auf ihre Kunden abwälzen, teilt Dietrich aber nur bedingt: «Fairerweise muss man sagen, dass viele Banken für die Konten der Kleinsparer tatsächlich Negativzinsen bezahlen müssen.»

Die Faust im Sack machen

Wenn ihre Bank Rekordgewinne vermeldet, während sie draufzahlen, dürften Kleinsparer trotzdem die Faust im Sack machen. Insbesondere bei Genossenschaftsbanken wie Raiffeisen und Migros Bank, die sich das Gemeinwohl auf die Fahnen geschrieben haben. Wie heisst es so schön auf der Homepage der Migros Bank? «Getreu dem Credo von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler legen wir den Fokus auf den Dienst am Kunden und attraktive Konditionen – und nicht auf Gewinnmaximierung.» Rekordgewinne sind dennoch offensichtlich kein Tabu.

Sprecher Urs Aeberli rechtfertigt sein Unternehmen: «Schriebe man die langfristige durchschnittliche Zinsdifferenz zwischen den SNB-Leitzinsen und den Sparzinsen heute fort, lägen die Sparzinsen unter null.» Die Migros Bank verrechne kleinen und mittleren Sparern jedoch keine Negativzinsen. Vielmehr nehme man eine Schmälerung der Zinsmarge in Kauf.

Raiffeisen wiederum schreibt im Unternehmensleitbild: «Wir streben kein Wachstum um jeden Preis an.» Dass die Gewinne der Genossenschaftsgruppe trotzdem fast jedes Jahr wachsen, scheint demnach nur ein ungewollter Zufall zu sein.

Auf attraktivere Konditionen dürfen die Kleinsparer jedenfalls nicht hoffen. Die Bank scheint mit sich im Reinen: «Das Bankpaket ist getreu dem Genossenschaftsge­danken kostenlos», sagt Sprecherin Angela Rupp.

Von den höheren Gewinnen pro­fitieren die Genossenschafter also auch in Zukunft bestenfalls in Form eines attraktiven Menüs an der Generalversammlung.

Hier knallen die Korken!

Die Negativzinsen der Nationalbank halten grosse Schweizer Banken, die ihr Geld vorwiegend im Zinsdifferenzgeschäft verdienen, nicht von Rekordgewinnen ab.

Gewinn: 255 Mio.
Harald Nedwed (60), CEO Migros Bank, konnte für das Jahr 2019 einen neuen Rekordgewinn präsentieren.

Gewinn: 835 Mio.
Heinz Huber (55), Raiffeisen-CEO, präsentierte 2019 den zweithöchsten Gewinn der Firmengeschichte

Gewinn: 845 Mio.
Martin Scholl, CEO ZKB, wartete 2019 mit dem zweitbesten Ergebnis der vergangenen 150 Jahre auf.

Die Negativzinsen der Nationalbank halten grosse Schweizer Banken, die ihr Geld vorwiegend im Zinsdifferenzgeschäft verdienen, nicht von Rekordgewinnen ab.

Gewinn: 255 Mio.
Harald Nedwed (60), CEO Migros Bank, konnte für das Jahr 2019 einen neuen Rekordgewinn präsentieren.

Gewinn: 835 Mio.
Heinz Huber (55), Raiffeisen-CEO, präsentierte 2019 den zweithöchsten Gewinn der Firmengeschichte

Gewinn: 845 Mio.
Martin Scholl, CEO ZKB, wartete 2019 mit dem zweitbesten Ergebnis der vergangenen 150 Jahre auf.

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