Kommentar zu Negativzinsen
Banken haben kein Mitleid verdient

Die Banken jammern über die Negativzinsen der Nationalbank. Zu Unrecht, meint SonntagsBlick-Wirtschaftsredaktor Thomas Schlittler
Publiziert: 07.03.2020 um 23:37 Uhr
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Gewinn der Migros Bank 2019: 255 Mio. Franken
Foto: Keystone
Thomas Schlittler

Die Migros Bank meldet für 2019 einen Rekordgewinn. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) jubelt über den zweithöchsten Gewinn seit ihrer Gründung vor 150 Jahren. Die Raiffeisen-Gruppe feiert ebenfalls das zweitbeste Ergebnis seit ­Bestehen. Angesichts der frustrierenden Zinsabrechnung auf dem Sparkonto fragen sich Kleinsparer zu Recht: Werde ich von meiner Bank abgezockt?

Die Antwort lautet: jein. In erster Linie erklären sich die unattraktiven Konditionen natürlich mit den Negativzinsen der Nationalbank. Dass die Geschäftsbanken sie an ihre Kunden weitergeben, ist grundsätzlich legitim und nachvollziehbar. Schliesslich gehört es zu unserem Wirtschaftssystem, in jeder ­Situation das finanzielle Maximum herausholen zu wollen. Die Aktionäre erwarten das.

Bei Genossenschaftsbanken wie Raiffeisen und Migros Bank jedoch sieht es etwas anders aus. Theoretisch haben sie sich die Hilfe zur Selbsthilfe auf ihre Fahnen geschrieben – alles zum Wohle der Genossenschafter sozusagen. In der Praxis aber ist für die Genossen dieser Banken kaum erkennbar, wo die hehren Ziele geblieben sind. Rekordgewinne werden von den Bankmanagern genauso bejubelt wie bei UBS, Credit Suisse oder ZKB.

Von Banken wie diesen, die sich dem Profitstreben verpflichtet ­haben, dürfen Kunden natürlich keine Almosen erwarten. Schön wäre nur, sie würden aufhören, so zu tun, als stünden sie wegen der Negativzinsen kurz vor dem Ruin. Auf alle Exportfirmen, die nach wie vor ­unter dem starken Franken leiden, wirkt das nämlich wie ein Schlag ins Gesicht.

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