Sparer werden noch mehr rangenommen
Postfinance senkt weiter Zinsen auf Sparguthaben

Es war abzusehen: Die Banken verschonen auch die Kleinsparer nicht. Postfinance wird ab November die Zinsen auf Spar- und Vorsorgekonten weiter senken.
Publiziert: 30.09.2019 um 11:43 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2019 um 11:14 Uhr
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Thomas Jordan, Präsident der SNB, hält eine weitere Senkung der Negativzinsen für möglich. Das sagt er im Interview mit der «NZZ am Sonntag» (Ausgabe 3.11.2019).
Foto: keystone-sda.ch
Sven Zaugg

Noch müssen Kleinsparer auf ihren Privat- und Sparkonti keine Negativzinsen entrichten. Doch die Zinssätze nähern sich immer schneller der kritischen Nullgrenze! Das zeigt die Ankündigung der Postfinance. Die Post-Tochter wird ab November ihre Zinsen auf Spar- und Vorsorgekonten weiter senken.

Statt wie bis anhin mit 0,050 Prozent wird das E-Sparkonto der Postfinance nur noch mit 0,025 Prozent verzinst. Beim Vorsorgekonto 3a senkt die Bank den Zins von 0,200 auf 0,150 Prozent.

Zum Vergleich: Die Raiffeisenbank verzinst das Vorsorgekonto 3a mit 0,250 Prozent, das Sparkonto gleich wie die Post-Tochter mit 0,025 Prozent.

Postfinance in der Bredouille

Das bestätigt den allgemeinen Trend: Die seit 2015 geltenden Negativzinsen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) führen bei den Banken zu immer tieferen Zinseinnahmen. Das spüren auch die Sparer. Die Konto-Konditionen verschlechtern sich zusehends. Als Grund gibt die Staatsbank denn auch die negativen Marktzinsen in Kombination mit dem Kreditverbot an. Dadurch habe der Druck auf das Zinsgeschäft der Bank in den vergangenen Jahren stark zugenommen, so Postfinance. Ein Trendwende sei nicht in Sicht.

Postfinance hat zwar seit mehreren Jahren eine Bankenlizenz. Gemäss Postorganisationsgesetz darf die Post-Tochter aber keine Kredite und Hypotheken an Dritte vergeben. Der Bundesrat hat die Hilfeschreie der Postfinance bereits erhört und grünes Licht gegeben. So lässt die Regierung derzeit eine Vorlage ausarbeiten, die es der viertgrössten Schweizer Bank erlaubt, Kredite und Hypotheken zu vergeben.

Bei Geschäfts- und Privatkunden verlangt Postfinance auf Franken- und Euro-Konten bereits ein Prozent Strafzins. Bei Privatkunden liegt die Schwelle bei 500'000 Franken, bei Geschäftskunden legt die Post-Tochter den Freibetrag nach eigenen Angaben individuell fest. Die tiefen Zinsen kriegen jedoch nicht nur die Sparer bei Postfinance zu spüren. 

Raiffeisen zurückhaltend

Eine BLICK-Umfrage in der Branche ergab: Sparer mit mittlerem Vermögen müssen bereits heute drauflegen, wenn sie ihr Geld bei den Banken deponieren möchten. Seit April erhebt die Bündner Kantonalbank bei neu eröffneten Konti ab 250'000 Franken einen Minuszins von 0,75 Prozent pro Jahr. Das heisst: Das Vermögen des Kantonalbank-Kunden schrumpft jährlich um 1875 Franken.

Gleiches bei der UBS. Neu erhebt die Grossbank ab 1. November einen Minuszins von 0,75 Prozent auf Guthaben, die den Betrag von zwei Millionen Franken übersteigen. Bei der Credit Suisse müssen die Privatkunden mit über einer Million auf einem Euro-Konto einen Negativzins von 0,40 Prozent berappen. Auf Sparvermögen in Schweizer Franken hat die Bank bislang davon abgesehen, einen Negativzins einzuführen. Offenbar plant die Credit Suisse gemäss eines Artikels der Nachrichtenagentur «Bloomberg», auch die Franken-Guthaben von vermögenden Kunden zu belasten.

Die Migros-Bank erhebt seit über zwei Jahren einen Zins von minus 0,75 Prozent auf jenen Teil, der eine Million Franken bei Privatkunden und fünf Millionen Franken bei Unternehmen übersteigt. Ganz anders bei den Raiffeisen-Banken: Die St. Galler Zentrale empfiehlt ihren Ablegern in der Region, «keine Negativzinsen auf Sparvermögen zu verrechnen».

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