Ein Rekord: 72'294 Wohnungen und Häuser stehen in der Schweiz leer. (BLICK berichtete) Das zeigen gestern veröffentlichte Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS). Das sind 8020 mehr als im Vorjahr, was einem Anstieg von rund 13 Prozent entspricht. Die Leerwohnungsziffer stieg in den letzten acht Jahren von 0,9 auf 1,6 Prozent. Sie beschreibt das Verhältnis zwischen der Zahl leerstehender Wohnungen und dem Wohnungsbestand.Im Kantonsvergleich liegt Solothurn an erster Stelle: Von rund 136'000 Wohnungen sind über 4'000 frei.
An zweiter und dritter Stelle folgen die Kantone Aargau und Jura. Sowieso weist das Mittelland mit über 19'000 Wohnungen den höchsten Leerstand auf. Die tiefste Leerwohnungsziffer ist im Kanton Zug – hier stehen 257 von über 58'000 Wohnungen leer. Von Wohnungsknappheit kann kaum mehr die Rede sein.
Vermieter locken mit Goodys
Theoretisch fänden alle Einwohner von St. Gallen und Lugano Platz, wenn jede freie Wohnung von zwei Personen bewohnt würde. Der Hauseigentümerverband Schweiz (HEV) hat eine Verlustrechnung aufgestellt: Geht man davon aus, jede Wohnung für 1000 Franken vermieten zu können, so erleiden die Vermieter einen Mietzinsausfall von 864 Millionen Franken in einem Jahr.
Um dem Verlustgeschäft entgegenzuwirken, locken Vermieter mit Goodys: Immer wieder berichtete der BLICK über Gratis-Mieten, geschenkte iPads oder Ikea-Gutscheine, die zum Abschluss eines Mietvertrages angeboten werden.
Mobilitätspaket inbegriffen
«Vermieter locken Interessenten eher mit einer Gratis-Miete, bevor sie eine Mietzinsreduktion ins Auge fassen», weiss Michel Benedetti vom Immo-Berater Iazi. Weil immer mehr Wohnungen auf den Markt kommen, greifen die Vermieter zu Lockangeboten, die man bisher in der Schweiz so nicht sah: Für die zukünftigen Mieter der Überbauung Mattenhof samt Hochhaus Matteo in Kriens LU gibt es zur Wohnung jährlich gratis gleich ein ganzes Mobilitätspaket dazu. Je nach Wohnungsgrösse variiert der Wert zwischen 400 und 800 Franken.
Damit können die Bewohner das Bikesharing Nextbike, Carsharing mit hauseigenen Wagen, E-Cargo-Bikes und einen Veloservice nutzen. Zudem beteiligt sich der Vermieter mit einem Betrag von 200 bis 400 Franken am GA oder Verbundabo.
Ziel sei es, vor allem Mieter ohne Auto anzusprechen und auf eine zukunftsträchtige Fortbewegung zu setzen, wirbt die Immobilienbetreiberin Intercity Real Estate Services.
Die 146 Wohnungen sind seit September auf dem Markt, im Juli 2019 sollen die ersten Bewohner einziehen.