Einfach ausschlafen und frühstücken, wann man will, ohne das Buffet zu verpassen. Das Bett nicht machen. Etwas Unordnung zulassen und weit weg sein von den Verpflichtungen. Isolation im Ferienhaus während der Corona-Krise wird zum Trend.
Die Buchungen für Sommerferien in der Schweiz haben in den letzten Wochen massiv angezogen, bestätigen die Betreiber von Online-Vermittlungsplattformen auf Nachfrage. Ein zusätzlicher Treiber der Nachfrage ist die nach wie vor unsichere Lage für Badeferien im Ausland (BLICK berichtete).
Auf der Plattform von E-Domizil haben sich die Buchungen von Ferienwohnungen und
-häusern im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr fast verfünffacht. «Im Schnitt zahlen Schweizer für ihr Ferienobjekt im Heimatland 1155 Franken pro Woche», sagt Daniel Koller (40), Geschäftsführer von E-Domizil.
Gleiches Bild bei Reka. Deren Feriendörfer sind dieses Jahr mehr gefragt als sonst. «Wir haben im Gegensatz zum Vorjahr zehn Prozent mehr Buchungen von Schweizern im Zeitraum von Juli bis Oktober 2020», sagt Damian Pfister (52), Leiter der Reka-Ferien.
Zu Hause bleiben im Ferienhaus
«Ferien in Ferienwohnungen sind perfekt, um den Richtlinien des BAG zu folgen», sagt Bianca Gähweiler, Sprecherin der Buchungsplattform Interhome. Besonders Rustici, die fernab von der Zivilisation stehen, seien dieses Jahr gefragt. Denn dorthin können sich die Gäste zurückziehen, fernab von Menschen und der Gefahr, sich anzustecken.
Das kann Koller nur bestätigen: «Die Kunden buchen in erster Linie freistehende Ferienhäuser, erst danach Ferienwohnungen.» Das heisst, vor allem Maiensässe, Bauernhöfe und Übernachtungen in Baudenkmälern stünden auf der Beliebtheitsskala ganz oben. «In Nicht-Corona-Zeiten ist dies genau umgekehrt», weiss Koller.
Trotz der Unsicherheit wird ein solides Geschäft im Sommer erwartet: «Wir sehen diesem Sommer optimistisch entgegen. Aber nicht euphorisch», sagt Gähweiler. Denn es könnte plötzlich wieder anders aussehen. Die Angst vor einem erneuten Lockdown ist vor allem in der Tourismusbranche gross.
Kaum Zurückhaltung im Tessin
Die beliebtesten Kantone sind weiterhin Graubünden, Wallis und das Tessin. In diesen Kantonen gibt es aber auch die meisten Ferienobjekte. Kapazität hat es noch. Auch an Pfingsten: «Wenn auch nur für ein paar Tage auf dem Land – die Kunden haben gerade jetzt das Verlangen, ihre gewohnte Umgebung zu verlassen», sagt Gähweiler von Interhome.
Trotz anfänglicher Sorge, wie es bei Buchungen im Tessin aussehen wird, zeichnet sich hier ein positives Bild ab. «Wir stellen keine Zurückhaltung im Tessin fest. Ganz im Gegenteil», sagt Koller von E-Domizil.
Bei Reka ist das Tessin noch weniger stark gefragt. «Momentan haben wir einen Buchungsrückstand im Tessin. Wir rechnen hier mit einer Verzögerung in der Nachfrage und erwarten auch hier bald eine markante Buchungszunahme», erklärt Pfister.
Eher weniger gebucht werden laut E-Domizil Ferienhäuser am Vierwaldstättersee, am Genfersee und in den Waadtländer Alpen.
Überraschend ist bei der grossen Buchungsfreude, dass Ferienhäuser trotzdem Rabatte gewähren. Die Feriensiedlung Solaris in Davos GR bietet Apartments mit 20 Prozent Rabatt an. Das Angebot gilt von Juni bis Ende Juli, zusätzlich sollen Bergbahnen und Biketransporte vergünstigt werden.
Damit ist sie nicht die Einzige. Auch die Schweizerhof-Ferienwohnungen in der Lenzerheide GR greifen mit zehn Prozent in die Rabattkiste.