Schluss mit bösen Überraschungen durch Zollgebühren
Amazon bläst zum Grossangriff auf die Schweiz

Jetzt ist es bestätigt: Die Schweizerische Post hat einen Vertrag mit dem US-Onlinehändler Amazon unterzeichnet. Die neue Verzollung bringt Vorteile für die Kunden. Sie können bald auf ein weit grösseres Sortiment zugreifen.
Publiziert: 27.03.2018 um 19:56 Uhr
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Aktualisiert: 30.10.2018 um 18:30 Uhr
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Dank einem Vertrag mit der Post werden Amazon-Päckli nun an der Grenze digital verzollt.
Foto: Getty Images
Julia Fritsche

Amazon schleicht sich in die Schweiz. Bereits im Februar hat BLICK über den Giganten auf leisen Sohlen berichtet. Damals wollten weder die Post noch die US-Firma Stellung nehmen. Jetzt ist es raus: Ab sofort steht den Schweizer Kunden ein weit grösseres Sortiment offen, und die Zollgebühren werden direkt abgerechnet.

Das berichtet das Westschweizer Fernsehen RTS. Gegenüber BLICK bestätigt Post-Sprecher Oliver Flüeler, dass das Unternehmen einen Vertrag mit Amazon unterzeichnet hat.

Es handle sich um einen Standardvertrag. «Päckli des US-Onlineriesen werden künftig digital verzollt und gelangen als Lastwagenladung direkt ins Paketzentrum Daillens VD oder Urdorf ZH», erklärt Flüeler die Entwicklung. «Aktuell läuft noch die Testphase.» Bald werde es aber richtig losgehen. Künftig können dann Schweizer wohl auch aus dem Amazon-Gesamtsortiment von rund 300 Millionen Artikeln bestellen.

Nach Vorbild Zalando

Bisher wurden Pakete von Amazon einzeln an der Grenze verzollt. Neu schickt der Onlinehändler die Bestellungen gesammelt in die Schweiz, wie dies auch schon grosse Post-Kunden wie Zalando tun. Die Bestellungen des deutschen Online-Modehändlers werden allerdings via Postzentrum Frauenfeld verteilt.

Für Kunden habe das neue Vorgehen Vorteile, sagt Post-Sprecher Flüeler. «Wir gehen davon aus, dass die digitale Verzollung schneller geht.» Sobald die Post die Pakete im Zentrum erhält, gelten dann die üblichen Laufzeiten. Zudem profitierten Kunden von der Kostentransparenz: Der Preis, den sie beim Kauf auf der Shopping-Plattform bezahlen, umfasst auch Importkosten und Mehrwertsteuer. Böse Überraschungen an der Haustüre soll es nicht mehr geben. 

Amazon gewohnt zurückhaltend

Während die Post den Vertrag mit Amazon offen kommuniziert, ist dem Vertragspartner wenig zu entlocken. «Wir wollen den Kunden überall eine möglichst grosse Auswahl, schnelle Lieferung und gute Preise bieten», sagt Amazon-Sprecher Stephan Eichenseher.

Die spärliche Kommunikation ist typisch für den Online-Riesen. Patrick Kessler, Präsident des Verbandes des Schweizerischen Versandhandels, hat dafür aber Verständnis, wie er im Februar erklärte: «Für Amazon ist es im Moment schwierig zu kommunizieren, wenn noch nicht alle Artikel lieferbar sind. Sind etwa 70 Prozent der Waren hier erhältlich, sorgt das für ein negatives Kundenerlebnis für Käufer, die sich für ein Produkt aus den restlichen 30 Prozent interessieren.»

Digitec Galaxus auf den Fersen

Im vergangenen Jahr hat Amazon hierzulande gut 600 Millionen Franken umgesetzt. Noch weniger als die Schweizer Nummer eins Digitec Galaxus mit 834 Millionen Franken. Die Ablösung könnte aber bald stattfinden. Experten rechnen damit, dass der US-Riese seinen Umsatz in den nächsten drei Jahren vervierfachen kann. 

Damit ist klar: Der Konkurrenzkampf für Schweizer Shops wird härter. Aber verloren sei nichts, zeigte sich Kessler überzeugt: «Auch Schweizer Onlineshops haben im Konkurrenzkampf mit Amazon einiges zu bieten: schnelle Lieferung, klares Rückgaberecht und Ansprechpersonen im Land.» Unterschätzen dürfen Schweizer Händler den Giganten aus den USA aber nicht. Auch der neue Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (48) ist sich dessen bewusst. Er sagt: «Wir haben grossen Respekt vor Amazon.»

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