Neuer Raiffeisen-Chef Gisel stösst ihm Messer in den Rücken
Demütigung total für Pierin Vincenz

Raiffeisen-CEO Patrik Gisel versucht sich zu retten, indem er Ziehvater Vincenz vor den Medien anschwärzt. Der dagegen schmort gleichzeitig ein paar Hundert Meter weiter im Knast – und wandert heute in U-Haft.
Publiziert: 02.03.2018 um 23:31 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2021 um 11:12 Uhr
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Der gefallene Star-Banker Pierin Vincenz kommt in U-Haft.
Foto: Philippe Rossier
Konrad Staehelin (Text) und Siggi Bucher (Fotos)

So nah und doch so fern: Der gefallene Raiffeisen-König Pierin Vincenz (61) schmorte gestern seinen vierten Tag im Knast bei der Zürcher Kaserne. Und dort bleibt er auch: Die Zürcher Justiz hat U-Haft gegen ihn und einen Mitbeschuldigten angeordnet.

Knast: Pierin Vincenz sitzt im Gefängnis der Zürcher Kantonspolizei.
Foto: Keystone

Einen Kilometer entfernt im edlen Hotel Park Hyatt ­dagegen inszenierte sich am Vormittag sein Ziehsohn und Nachfolger auf dem CEO-Thron, Patrik Gisel (55): Anlässlich der Bilanzmedien­konferenz stellte er sich kritischen Fragen und trat gegen Vincenz – der nach der Anzeige gegen ihn vom Mittwoch durch Raiffeisen ohnehin schon am Boden liegt – verbal nach, demütigte ihn gar.

«Es fanden verdeckte Treuhandgeschäfte bei unseren Beteiligungen statt, die wir nicht sehen konnten», sagt er. Ausgedeutscht: Gisel beschuldigt Vincenz, er habe die ganze Bank einschliesslich ihn selbst hinters Licht geführt. Konkret: Über Strohmänner hielt er Aktien an Firmen wie Investnet in Herisau, welche die Raiffeisen dann auf seine Initiative hin übernahm. Die Firma legte dadurch an Wert zu – und Vincenz’ Portemonnaie ebenfalls.

Luxushotel: Patrik Gisel sprach im noblen Park Hyatt – und teilte gegen Vincenz aus.
Foto: ZVG

Ein weiterer Grund für Gisel, zu seinem ehemaligen Freund Vincenz, dem er seine ganze Karriere verdankt, auf Distanz zu gehen: Er steht selbst stark unter Druck. «Er wird nicht kündigen, aber vielleicht kündigt der Verwaltungsrat ihm», tippt Bankenprofessor Hans Geiger (74) darum. «Wenn Raiffeisen kein Ersatzpersonal hat, wird Gisel sicher in drei Monaten noch im Amt sein – aber in einem Jahr nicht mehr.»

Der Hauptvorwurf: Als Vincenz bei Investnet abkassiert haben soll, war Gisel deren Verwaltungsratspräsident. Zudem war er seit 2002 Stellvertreter des CEO.

Hätte er die unlauteren Deals nicht entdecken müssen? «Nein, so wie das Ganze im Moment aussieht, konnten wir das nicht sehen. Diese Geschäfte wurden bewusst verdeckt», sagt Gisel heiser. Immer wieder wirft er während der Medienkonferenz Tabletten gegen den Stimmverlust ein. Gegen Schnupfen hilft ihm ein Nasenspray.

«In den letzten Tagen hat mich eine lästige Grippe eingeholt», erklärt Gisel. Er ist angeschlagen, in jeder Hinsicht. Er sagt jedoch auch: «Ich glaube, das Vertrauen in mich ist immer noch da.» Rücktritt sei für ihn kein Thema. Es ist ein Tag, an dem sich alles nur um den Vincenz-Bschiss dreht, obwohl der ursprüngliche Anlass für die Medienkonferenz die Zahlen des Geschäftsjahrs 2017 gewesen waren. Randnotiz: Es lief der Raiffeisen sehr gut. Mit 917 Millionen Franken fuhr sie sogar einen Rekordgewinn ein.

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Weil BLICK kritische Fragen stellte:Hier will Raiffeisen das Interview mit CEO Gisel abbrechen

Schon vor dem Anlass bittet die Raiffeisen-Sprecherin, keine Fragen zur Affäre Vincenz zu stellen. Und erreicht damit nicht das Geringste. Während der Medienkonferenz weist sie wiederholt auf ihr aussichts­loses Anliegen hin. Die Peinlichkeiten gipfeln darin, dass ein Sprecher das BLICK-Interview mit Gisel vorzeitig abbrechen will, weil ihm die Fragen nicht passen.

Gisel dagegen bleibt cool und führt das Interview souverän zu Ende. Und geht dank der Gelassenheit als Sieger aus dem dramatischen Tag hervor.

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