Zwei Männer und eine Frau: Sie sind die Schöpfer des geplanten Facebook-Gelds Libra. Im Juni vorgestellt, soll sie eine Art Weltwährung sein – stabil und überall einsetzbar. Während die beiden männlichen Mitbegründer immerhin Vizepräsidenten im Unternehmen von Mark Zuckerberg (35) sind, ist die Frau in der Öffentlichkeit bisher kaum bekannt. Offenbar zu unrecht, wie Recherchen des US-Mediums «CNBC» zeigen.
Morgan Beller ist Strategiechefin von Calibra. Das ist das digitale Portemonnaie – ein sogenanntes Wallet –, in dem dann auch Libra aufbewahrt werden soll. Hinter den Kulissen weibelt die 26-Jährige schon lange fürs Facebook-Geld. So hat sie sich schon vor Monaten mit Investoren getroffen. Zum Beispiel mit dem Silicon-Valley-Investor und Kryptowährungsexperten Howard Wu, der sich im Februar 2018 mit der damals noch neuen Facebook-Mitarbeiterin zum Kaffee verabredet hatte.
Charismatisch und optimistisch
Investor Wu bestätigt: «Morgan war wirklich unter den allerersten im Projekt, wenigstens ist das mein Eindruck.» Sie habe einen fantastischen Job gemacht, um andere Leute aus der Kryptowährungs-Szene bei Libra an Bord zu holen. Unterdessen ist zwar Vizepräsident David Marcus das öffentliche Gesicht von Libra und Calibra. Bei Insidern aber gelte Beller als die treibende Kraft.
«CNBC» hat zwar kein Interview mit Beller führen können, aber mit ehemaligen Kollegen gesprochen. Beller wird von ihnen als charismatisch, optimistisch und dynamische Verkäuferin beschrieben. Seit 2017 arbeitet sie bei Facebook an einem Blockchain-Projekt – anfangs als Einzige! Monatelang hat sie zur Technologie dahinter recherchiert und sich mit Fachleuten getroffen. Ihr ist es offenbar zu verdanken, dass Facebook das Thema ernst nahm und stark vorantrieb. Sie sei hartnäckig drangeblieben und habe viele für die Sache begeistert.
Vor einem Jahr dann wurde aus dem Ein-Frau-Unternehmen ein Team-Effort. Unter anderem stiess Marcus dazu.
Sie sorgt für Resultate
Was hat die 26-Jährige vor ihrem Durchbruch bei Facebook gemacht? Ihren ersten Job hatte sie bei der Risikokapitalgesellschaft Andreessen Horowitz. Zwischen 2013 und 2016 war sie Partnerin und kümmerte sich um Verträge. Schon da konnte sie überzeugen, als Teamplayerin und Person, die gute Gelegenheiten erkennt und beim Schopf packt. Ein ehemaliger Kollege findet nur positive Worte.
Danach war Beller für eine Firma im Verlagswesen tätig. Wenn man jemanden gebraucht habe, um eine Lösung zu finden, habe man Beller losgeschickt. Und sie lieferte: traf Leute, lernte alles und bekam ein Gefühl für die Landschaft. «Ich habe immer geglaubt, Morgan wird Grosses erreichen», sagt ihr ehemaliger Vorgesetzter über Beller. «Deshalb überrascht es mich überhaupt nicht, dass sie jetzt bei Facebook bei so etwas wichtigem wie Libra mittendrin ist.»
Viel Gegenwind
Erledigt ist Bellers Arbeit da noch längst nicht. Libra weht ein steifer Wind entgegen. Letzte Woche trafen sich die G7-Finanzminister bei Paris. Die Minister und die Chefs der grossen Notenbanken äusserten dabei allesamt «schwere Bedenken» gegen das Facebook-Geld.
Zum Beispiel fürchten sie ein Kreditrisiko, wenn der Anbieter beim Rücktausch nicht zahlungsfähig ist. Oder ein Wechselkursrisiko, wenn die Digitalwährung nicht an die Heimatwährung des Nutzers gekoppelt ist.